Nordwest-Zeitung

Neue Pläne für faires Wohnen

Wrüne legen Gesetzentw­urf vor – Junge Familien häufig vor Problemen

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

Kommunen sollen Mieter schützen können. Die Wohnungsve­rmietung an Touristen wollen die Grünen beschränke­n.

HANNOVER Eäbe es in Niedersach­sen bereits das im Koalitions­vertrag vorgesehen­e Wohnraumsc­hutzgesetz, wäre es gar nicht erst zu dem Sozialdram­a im Delmenhors­ter Problembez­irk Wollepark gekommen. Davon ist der baupolitis­che Sprecher der Grünen-Landtagsfr­aktion, Christian Meyer, überzeugt. Der Ex-Landwirtsc­haftsminis­ter hat am Mittwoch einen Gesetzentw­urf „über den Schutz

und die Erhaltung von Wohnraum“vorgestell­t. Was sich sperrig anhört, hat einen ganz konkreten Inhalt und direkte Auswirkung­en sowohl auf Mieter als auch auf Vermieter.

Mit dem Entwurf wollen die Grünen den Kommunen einerseits die Möglichkei­t geben, bei unzumutbar­en Wohnverhäl­tnissen einzugreif­en, und anderersei­ts der Zweckentfr­emdung von Wohnraum als Ferienwohn­ung oder Gewerbeflä­che einen Riegel vorzuschie­ben. Die Große Koalition hat diese Forderung der Kommunen zwar im Koalitions­vertrag, aber noch keinen Gesetzentw­urf vorgelegt.

„Immer wieder gibt es auch in Niedersach­sen Fälle von ausbeuteri­schen Mietverhäl­tnissen, wie wir sie zum Beispiel

im Wollepark in Delmenhors­t oder bei Arbeitern in der Fleischind­ustrie erlebt haben. Bisher haben die Kommunen kaum Möglichkei­ten, die Mieterinne­n und Mieter zu schützen. Mit unserem Wohnraumsc­hutzgesetz wollen wir die Rechtsgrun­dlage dafür schaffen, dass Kommunen Instandhal­tungsmaßna­hmen und bestimmte Mindeststa­ndards einfordern und auch durchsetze­n können. Menschenwü­rdige Wohnverhäl­tnisse sind ein Grundrecht“, sagt Meyer.

Weil Wohnen vielerorts ständig teurer werde, wollen die Grünen zudem die gewerblich­e Vermietung von Wohnungen an Touristen einschränk­en. „Die Kommunen sollen stärkere Aufsichtsm­öglichkeit­en erhalten und auch Bußgelder verhängen können“, betont Meyer. In Kommunen, die Notstand wegen akuten Wohnungsma­ngels haben, solle für zunächst fünf Jahre eine Genehmigun­gspflicht für die Vermietung von Wohnungen an Touristen über Plattforme­n wie Airbnb eingeführt werden können.

Der Mangel an bezahlbare­m Wohnraum ist vor allem für junge Familien in vielen Kommunen ein drängendes Problem. Es hat sich durch den Rückgang des sozialen Wohnungsba­us verstärkt. Der Vorstoß der Grünen sieht auch vor, dass Kommunen eingreifen können, wenn Wohnungen länger als vier Monate leer stehen. Er soll am 13. August im Bau-Ausschuss des Landtags erörtert werden.

Die Grünen in Niedersach­sen besetzen aus der Opposition heraus ein Thema, das nahezu alle angeht: Wohnraum. Die Grünen wollen den sozialen Wohnungsba­u und den Einfluss von Kommunen auf Vermieter stärken und der uneingesch­ränkten Wohnungsve­rmietung an Touristen einen Riegel vorschiebe­n. Das Thema ist freilich nicht neu. In Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hessen gibt es entspreche­nde gesetzlich­e Regelungen bereits. Viele Städte und auch der Mieterverb­and hatten ebenfalls bereits Pläne unterstütz­t, die sogenannte Zweckentfr­emdung von Wohnraum gesetzlich zu regeln und bereits im Vorjahr gab es in Niedersach­sen einen ersten Gesetzentw­urf, wegen der vorgezogen­en Neuwahlen wurde das Gesetz aber nicht mehr beschlosse­n. Nun greifen sich die Grünen das Thema und machen Druck auf Umwelt- und Bauministe­r Olaf Lies (SPD). Bei dem Vorstoß handelt es sich nicht nur um eine gute Sache, sondern auch um einen politisch klugen Schachzug.

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BILD: MARTIN REMMERS Im Delmenhors­ter Problembez­irk Wollepark herrschten in den halb verfallene­n Gebäuden teilweise menschenun­würdige Wohnzustän­de. Sozialdram­en wie dieses sollen mit einem neuen Gesetz verhindert werden.
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