Angedrohte Autozölle wohl erst einmal vom Tisch
USA und EU vereinbaren Atempause – Einfuhr von Sojabohnen und Fl3ssiggas leichter
WASHINGTON Der Handelsstreit zwischen den USA und der EU könnte nach einem Krisentreffen in Washington urplötzlich beigelegt werden. Was ist passiert? Fragen und Antworten im Überblick:
Worum ging es bei dem Treffen
Um nichts weniger als die Frage, ob ein echter Handelskrieg zwischen den USA und der EU noch abgewendet werden kann. Nach der Einführung von Sonderzöllen auf Stahlund Aluminiumprodukte drohte Trump zuletzt immer wieder auch mit Sonderzöllen auf Autoimporte. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström machte daraufhin deutlich, dass die EU zurückschlagen werde – und zwar in einem ganz anderen Ausmaß als im Fall Stahl und Aluminium. Von letzterem seien nur EU-Exporte im Wert von 6,4 Milliarden Euro pro Jahr betroffen,
sagte sie zuvor. Bei Autos und Autoteilen gehe es dagegen um Ausfuhren im Wert von 50 Milliarden Euro pro Jahr.
Was hat Trump zum Umdenken bewogen
Am Ende dürfte es eine Mischung aus verschiedenen Faktoren gewesen sein. Die EU drohte nämlich nicht nur, sie bot auch Zugeständnisse an. Nach der Einigung vom Mittwoch hat sie beispielsweise zugesagt, die Einfuhr von Sojabohnen und Flüssiggas aus den USA erleichtern zu wollen. Zudem sollen Gespräche über die Abschaffung von Zöllen auf Industriegüter, die Angleichung von Standards und eine Reform der Welthandelsorganisation (WTO) beginnen.
Und was ist mit den angedrohten Autozöllen
Nach Angaben von Juncker sind die erst einmal vom Tisch. Solange verhandelt werde, solle es keine zusätzlichen Abgaben geben, sagte er nach dem Gespräch mit Trump. Der US-Präsident versprach auch, „die Angelegenheiten der Stahl- und Aluminiumzölle zu regeln“.
Warum schien ein Durchbruch lange unmöglich
Vor allem wegen der wüsten Beschimpfungen Trumps gegen die EU. Dieser meinte, die USA würden „abgezockt“. Zu Beginn des Treffens behauptete er nochmals, die USA hätten in den vergangenen Jahren hunderte Milliarden Dollar im Handel mit der EU verloren. Zudem hatte Trump seinem eigenen Vorschlag, sowohl die USA als auch die EU könnten alle Zölle, Handelsbarrieren und Subventionen aufheben, zuletzt nicht einmal selbst eine Chance gegeben – die EU werde sich darauf nicht einlassen, meinte er. Am Dienstag schrieb er auf Twitter: „Zölle sind das Größte! Entweder vereinbart ein Land, das unfair mit den Vereinigten Staaten Handel betrieben hat, einen fairen Deal, oder es wird mit Zöllen belegt. (...) Wir sind das Sparschwein, das ausgeraubt wird.“
Was ist mit „unfairen“Handelspraktiken der EU
Bei Autos erheben die USA tatsächlich deutlich niedrigere Importzölle als die EU – zumindest im Pkw-Segment. Hier verlangen die Europäer rund 10 Prozent, die Amerikaner lediglich 2,5 Prozent. Allerdings liegen die US-Einfuhrzölle für leichte Nutzfahrzeuge – dazu zählen Pick-upTrucks und viele größere SUV – bereits seit Jahrzehnten bei 25 Prozent. Gerade solche Fahrzeuge sind bei US-Kunden sehr beliebt und dominieren die Verkaufslisten.