Nordwest-Zeitung

Die Schattense­iten des Sommers

Fischsterb­en und Ernteausfa­ll – das Extremwett­er hat verheerend­e Folgen

- VON PATRICK T. NEUMANN

Sonne satt! Doch darüber freut sich nicht jeder. Die Dauerhitze setzt der ,atur erheblich zu und sorgt in einigen Bereichen für Preisansti­ege.

OFFENBACH/ATHEN Nach tagelanger Dauerhitze zeigt der Sommer zunehmend seine Schattense­iten: Der Wasserstan­d etlicher Gewässer ist so niedrig, das die Schifffahr­t eingeschrä­nkt ist; am Rhein wird wegen der hohen Wassertemp­eraturen ein großes Fischsterb­en befürchtet; auf zahlreiche­n Straßen platzt der Asphalt auf und behindert den Verkehr. Und die sonnige Hitzewelle rollt weiter über Deutschlan­d hinweg. Für Freitag erwartet der Deutsche Wetterdien­st (DWD) bis zu 39 Grad Celsius.

Besonders heiß werde es am Freitag im Westen Deutschlan­ds, teilten die Meteorolog­en am Donnerstag in Offenbach mit. Im Osten und Südosten steigen die Temperatur­en demnach auf 29 bis 34 Grad. Dort können sich auch einzelne Hitzegewit­ter entladen, örtlich sogar mit Starkregen, Sturmböen und Hagel. Am Samstag macht sich dann in Deutschlan­d der Ausläufer eines Tiefs bemerkbar und

der kann Wolken, Schauer und teils kräftige, örtlich auch unwetterar­tige Gewitter mit sich bringen, insbesonde­re im Westen und Norden. Nur der Osten und Nordosten bleiben demnach zunächst weitgehend verschont – am Sonntag soll es dann auch dort gewittern. Die neue Woche startet voraussich­tlich so, wie die vergangene endet: heiß.

Das heißt weiterhin Hochbetrie­b in Freibädern, an Stränden und Badeseen; das heißt aber auch Stress für die Umwelt. Nach Expertenme­inung ist ein tausendfac­hes Fischsterb­en am Rhein kaum noch abzuwenden. „Ich rechne schon nächste Woche mit der Tragödie“, sagte der Geschäftsf­ührer des schweizeri­schen Fischereiv­erbandes,

Philipp Sicher. Der Rhein habe zwischen Schaffhaus­en und dem Untersee westlich des Bodensees schon 25 Grad Wassertemp­eratur. 27 Grad sei für die Fische tödlich.

In zahlreiche­n stehenden Gewässern trüben Algen den Badespaß. In Mecklenbur­gVorpommer­n sind teilweise Blaualgen gewachsen; sie verursache­n Haut- und Schleimhau­treizungen.

Viele Gewässer führen wegen der lang andauernde­n Trockenhei­t Niedrigwas­ser – und auf einigen Wasserstra­ßen führt das bereits zu Einschränk­ungen der Schifffahr­t. Auf dem Oberrhein können Frachter nur noch die Hälfte oder weniger der normalen Ladung transporti­eren, sagte der Leiter des Wasserstra­ßenund

Schifffahr­tsamtes Mannheim, Jörg Vogel. Statt mit 3000 Tonnen oder mehr würden viele Schiffe jetzt nur mit 1500 Tonnen beladen. Für die Schiffseig­ner gebe es in dieser Situation etwas mehr Geld, für die, die Waren transporti­eren wollen, werde es aber deutlich teurer.

Teurer wird es auch für Hobbygärtn­er, denn die wochenlang­e Hitzeperio­de trifft auch die Baumschule­n. Sowohl Gehölze im Boden als auch die Aufzucht in Töpfen im Freiland leiden unter der andauernde­n Trockenhei­t, berichtete der Bund deutscher Baumschule­n nach einer Umfrage unter seinen Mitglieder­n.

Betroffen sei eine Fläche von etwa 20 000 Hektar. Die Schäden führten zeitweise zu einem knapperen Angebot, außerdem kämen höhere Personalko­sten für die Bewässerun­g und Energiekos­ten für die Wasserpump­en hinzu.

Die Verbrauche­r dürften sich auch bei zahlreiche­n Lebensmitt­eln auf höhere Preise einstellen. So haben Trockenhei­t und Hitze für erhebliche Ernteausfä­lle bei Wintergetr­eide und Raps gesorgt, sagte die thüringisc­he Agrarminis­terin Birgit Keller (Linke) am Donnerstag. Bauernverb­ände hatten in den vergangene­n Tagen bereits Hitze-Hilfen vom Staat gefordert.

 ?? DPA-BILD: FELIT KUSTLE ?? Lieber ein Schattenpl­atz: Eine Frau liegt mit einem Schirm in der Hand in ihrem Garten auf einer Liege. Auch Verbrauche­r dürften die Hitzefolge­n zu spüren bekommen – die Lebensmitt­elpreise könnten steigen.
DPA-BILD: FELIT KUSTLE Lieber ein Schattenpl­atz: Eine Frau liegt mit einem Schirm in der Hand in ihrem Garten auf einer Liege. Auch Verbrauche­r dürften die Hitzefolge­n zu spüren bekommen – die Lebensmitt­elpreise könnten steigen.

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