Nach Bellarabis Kollaps: Fußballer reagieren auf Hitze
Leverkusen verlegt Training in Morgenstunden – Werder erhöht Zahl der Trinkpausen
LEVERKUSEN Eisbäder, Wasserduschen, Trinkpausen und Training am Morgen – die Hitzewelle macht den Sportlern zu schaffen und erfordert besondere Maßnahmen. Der Kreislaufkollaps von Fußballprofi Karim Bellarabi beim Testspiel von Bayer Leverkusen gegen den Regionalligisten Wuppertaler SV am Dienstag sollte Warnung genug sein. Der 28-jährige Nationalspieler hatte nach seiner Auswechslung zur Halbzeit im Wuppertaler Zoostadion zunächst geduscht und war auf die Ersatzbank zurückgekehrt, ehe er wenig später zusammenbrach. Nach notärztlicher Versorgung verbrachte er die Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus. Am Mittwoch durfte er die Klinik wieder verlassen.
„Das ist ein Warnschuss. Bellarabi war vielleicht nicht vollständig fit“, sagte Prof. Dr. Wilhelm Bloch vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin von der Deutschen Sporthochschule Köln: „Beim Sporttreiben können innerhalb kurzer Zeit mehrere Liter Flüssigkeit verloren gehen. Drei bis fünf Liter innerhalb einer Stunde sind durchaus möglich.“
„Als Ursache stellten die Ärzte nach umfangreichen Tests und Untersuchungen die hohe körperliche Belastung bei extremer Hitze von deutlich über 30 Grad Celsius fest“, teilte der Club mit. Bellarabi werde zur Regeneration für einige Tage mit dem Training aussetzen. Leverkusen hat sein Training seit vergangener Woche bereits in die Morgenstunden verlegt. Eine für Freitagnachmittag (16 Uhr) geplante Einheit findet bereits um 9.30 Uhr statt.
Auch im Norden bringt die Hitzewelle die Profis an den Rand der Leistungsfähigkeit. „Es ist viel zu warm für einen Fußballer“, stöhnte Werder Bremens Milos Veljkovic nach einer harten Trainingseinheit: Bei Temperaturen deutlich über 30 Grad unterbrach Werder-Trainer Florian Kohfeldt in den vergangenen Tagen daher die Übungen immer wieder für Trinkpausen. Mehr als die vermehrte Flüssigkeitszufuhr gönnt der Bundesligist seinen Spielern aber nicht. Die üblichen Trainingszeiten um 10 und 16 Uhr bleiben bestehen. Die Vorbereitung auf die kommende Saison soll durchgezogen werden, Kohfeldt streut auch zum Ende der Einheiten Intervall-Läufe ein.
„Normalerweise ist die Hitze noch nicht so stark. Wenn man sich vernünftig kleidet und ernährt, sollte man da keine Probleme kriegen“, sagte Bloch. Wirklich kritisch für Leistungssportler wird es „ab 35 bis 38 Grad“. In Katar, wo 2022 die nächste Fußball-WM stattfindet und es bis zu 48 Grad werden können, herrschen eigentlich keine Bedingungen für Leistungssport. „Das ist für den normalen Organismus kaum zu stemmen. Da kommt das System an die Grenze“, sagt Bloch. Deshalb findet die WM im Winter statt und die Stadien werden auf ca. 20 Grad heruntergekühlt.