Nordwest-Zeitung

Riedemann steuert Rallye-Titel an

Oldenburge­r Rennfahrer fährt nach heftigem Unfall wieder ganz vorne mit

- VON MATHIAS FREESE

Bei einem Unfall im April 2017 wurde Christian Riedemanns Wirbel zertrümmer­t. Nun greift er die Führung der Deutschen Meistersch­aft an.

EISENACH Der Motor dröhnt, der weiße Wagen gleitet durch die langgezoge­ne Rechtskurv­e wie auf Schienen. Doch plötzlich quietschen die Reifen, das Auto wird senkrecht in die Luft geschleude­rt und kracht mit dem Unterboden auf die Straßenkan­te. Der Aufprall fährt ungebremst in die Wirbelsäul­e von Christian Riedemann. Der Oldenburge­r Rallye-Fahrer muss aus dem Auto geholt werden, sein CoPilot

Michael Wenzel kann selbst aussteigen, aber auch er muss im Krankenhau­s operiert werden.

Ein gutes Jahr nach dem Unfall bei der Hessen-Rallye im April 2017 sitzen die beiden wieder im Rennwagen. Mit einem künstliche­n Wirbel, der den bei dem Unfall komplett zertrümmer­ten ersetzt, fährt Riedemann bei seiner Heimat-Rallye „Rund um die Sulinger Bärenklaue“an der Seite seines Co-Piloten Wenzel auf den fulminante­n zweiten Platz. „Es war einfach ein unfassbar tolles Wochenende“, sagte Riedemann.

Und dafür hatte er hart gearbeitet: Mehrere Operatione­n, monatelang­e Reha, mühsames Aufbautrai­ning. Aber es hat sich gelohnt. Nach einem fünften Rang bei der

Rallye in Sachsen raste Riedemann in seinem Skoda Fabia R5 beim vierten Saisonlauf der Deutschen Rallye-Meistersch­aft (DRM) in Stemwede Mitte Juni gar zu seinem ersten Sieg nach dem Unfall – und das erst im dritten Rennen. „Es ist ein unglaublic­hes Gefühl, hier in Stemwede zu gewinnen. Nach drei gefahrenen Rallyes nach unserem Unfall im letzten Jahr können Michael und ich unser Comeback perfekt machen“, freute sich Riedemann.

Durch den Erfolg ist der Oldenburge­r nun sogar in der Gesamtwert­ung ganz nah am Führenden Dominik Dinkel dran, der das gleiche Auto fährt – und das, obwohl Riedemann das erste Saisonrenn­en noch nicht mitgefahre­n war.

An diesem Wochenende findet der fünfte von acht Saisonläuf­en statt, die Wartburg Rallye rund um Eisenach – mit Riedemann und Wenzel. Das indes war nicht selbstvers­tändlich: „Es ist nicht einfach, ein DRM-Projekt in einem R5-Boliden ausschließ­lich über Sponsoreng­elder auf die Beine zu stellen“, sagt der 30-Jährige. Für die ausstehend­en Rennen kann er deshalb auch noch nicht fest zusagen.

Am Freitag aber peilt der 30-Jährige die DRM-Führung an: „Wir haben nichts zu verlieren und wollen Dominik weiter unter Druck setzen“, sagt Riedemann angriffslu­stig: „Noch habe ich nach meinem Unfall nicht mein Level von damals erreicht, aber wir arbeiten dran und wollen uns erneut ein Stück steigern.“

 ?? BILDER: SASCHA DÖRRENBÄCH­ER ?? Über Wiesen und Geröll: Christian Riedemann (kleines Bild) gibt auf jedem Gelände Gas.
BILDER: SASCHA DÖRRENBÄCH­ER Über Wiesen und Geröll: Christian Riedemann (kleines Bild) gibt auf jedem Gelände Gas.

Newspapers in German

Newspapers from Germany