WERKZE:GH;NDLER A:S INDIEN
Jnder Zainuddin 9herawala ist Chef von Abbsco International – Eröffnung an Hauptstraße
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Der 50-jährige Unternehmer verankert seine Firma in Oldenburg. Privat ist die Familie ins Ammerland gezogen.
OLDENBURG/WESTERSTEDE
Pune ist eine quirlige Großstadt im westindischen Bundesstaat Maharashtra, 5,7 Millionen Einwohner. Bekanntes Wahrzeichen ist der prachtvolle Aga-Khan-Palast, der heute eine Gedenkstätte für Mahatma Gandhi ist, dessen Asche im Palastgarten aufbewahrt wird. Pune ist auch die Heimat von „ainuddin und seiner Frau „ainab Sherawala – ihre alte Heimat. Denn der Unternehmer lebt mit seiner Frau seit kurzem in Westerstede-Westerloy, 661 Einwohner, 6750 Kilometer von Pune entfernt.
Über 20 Jahre lang haben die Sherawalas das HandelsUnternehmen „ainco für Werkzeuge und Hardware aller Art in Kuwait-Stadt betrieben, mit bis zu 55 Mitarbeitern. Ihre Tochter ist angehende Gynäkologin in Columbus (Ohio), der Sohn studiert BWL an der Brunel University in London und steigt danach in das Familienunternehmen Abbsco International ein, das seinen Sitz jetzt in Oldenburg hat – die Eröffnung des Showrooms und Geschäfts an der Hauptstraße 62 (vorher war hier das Reisebüro Compass; jetzt ein paar Meter weiter) ist für Mitte August geplant.
Warum Westerloy, warum Oldenburg? „ainuddin Sherawala sagt: „Kuwait hat die Gesetzeslage verschärft, so dass wir jetzt als Ausländer in unser eigenes Unternehmen immer einen Kuwaiti als Mehrheitsgesellschaft mit ’reinnehmen müssen und auch kein Eigentum mehr erwerben können wie ein Haus, Geschäft oder ähnliches. Das wollten wir nicht. Hinzu kommt, dass man Kuwait als Ausländer sofort verlassen muss, wenn man im Alter mal ernsthaft krank wird. Das wollten wir auf Dauer auch nicht riskieren. Also bauen wir uns jetzt hier mit Abbsco in Deutschland etwas Neues auf.“
Denn Sherawala hat die Alleinvertretung für Einhell Germany in Indien. Außerdem vertritt er zahlreiche weitere internationale Werkzeugunternehmen. An der Hauptstraße hat er einen Showroom für seine Geschäftspartner eingerichtet, in dem aber
auch jeder Kunde normal einkaufen kann: Maschinen, Werkzeuge, Schrauben, Muttern, Federn – vieles von dem, was man früher schräg gegenüber auch bei „Paulo“erhalten hat. Sherawala sagt über sein Unternehmen „ainco in Kuwait-Stadt: „Wir waren dort sehr bekannt. Wenn jemand etwas nicht finden oder bekommen konnte, hieß es: Geh’ zu „ainco!“
Der agile Unternehmer war dort breit aufgestellt. Von 2000 bis 2007 zum Beispiel hat er die US-Armee und die britische Armee – als Auftragnehmer des riesigen US-Konzerns KBR – im Irak, Afghanistan und Somalia mit Gütern aller Art versorgt, darunter auch mal 200 000 Pakete zum Abwerfen aus Flugzeugen zur Versorgung der Soldaten mit dem Lebensnötigsten, einschließlich Handtuch und Rasierzeug. Mit einem Auftragsvolumen von 16 Milliarden US-Dollar (Stand März 2008) ist KBR mit weitem Abstand der größte US-amerikanische Auftragnehmer des US-Verteidigungsministeriums im Irak.
Sherawala hat außer nach Deutschland auch nach Italien, Spanien und Tschechien gute Geschäftskontakte – über die Firmen, die er vertritt und durch ausgedehnte Europareisen. Über einen guten Freund und die Verbindung mit Einhell hat er sich für Deutschland entschieden. Er sagt: „Ich liebe ganz Deutschland.“Der Norden wurde es
am Ende wegen der Nähe zu den Schiffslinien, Bremerhaven und Hamburg. Über Oldenburg läuft nun sein weltweiter Export, vor allem nach
Indien und Kuwait – „alle Produkte aus dem Bereich Ingenieurwesen und Chemikalienhandel“, sagt der Unternehmer, der auch in Kuwait
schon so einiges erlebt hat: „Als wir zum Beispiel die ersten Einhell-Maschinen importiert haben, dauerte es nicht lange, bis sie von der Konkurrenz äußerlich völlig gleich nachgebaut worden waren, unter dem Namen „Einhelli“, lacht Sherawala.
Der Sprung nach Deutschland fiel dem Familienvater leicht, seiner Frau zunächst weniger. Sie sagt: „Ich habe gedacht, wir sind Inder, religiös gehören wir zur Dawoodi Bohra Gemeinschaft, also ismailitische Muslime, wir haben einen komplett anderen Lebensstil. Auch meine Freunde meinten: Deutschland? Wie willst du da überleben? Ich habe zu meinem Mann gesagt: ,Ich komme nur in den Ferien!’“Aber dann kam alles anders. Mit einer Willkommens-Party feierten die Westerloyer mit ihren neuen indischen Nachbarn, sie gingen gleich mit ihnen auf die Rhodo-Schau und halfen bei allen offenen Fragen. Ihr Ferienwohnungsvermieter, der Polizist Andreas Schnitger, steht den beiden Neu-Westerstedern praktisch täglich zur Seite, um ihnen den Start in der neuen Heimat zu erleichtern. Als nächstes soll ein Haus gekauft werden. „ainab Sherawala sagt: „Mein Leben hat sich total geändert, natürlich bleibe ich jetzt hier, die Leute sind so nett und unglaublich hilfsbereit. Ich erlebe Deutschland als sehr freundlich und sehr entgegenkommend.“