Nordwest-Zeitung

WERKZE:GH;NDLER A:S INDIEN

Jnder Zainuddin 9herawala ist Chef von Abbsco Internatio­nal – Eröffnung an Hauptstraß­e

- 61. KARSTE. RÖHR

OLDENB:RG< SEITE 26

Der 50-jährige Unternehme­r verankert seine Firma in Oldenburg. Privat ist die Familie ins Ammerland gezogen.

OLDENBURG/WESTERSTED­E

Pune ist eine quirlige Großstadt im westindisc­hen Bundesstaa­t Maharashtr­a, 5,7 Millionen Einwohner. Bekanntes Wahrzeiche­n ist der prachtvoll­e Aga-Khan-Palast, der heute eine Gedenkstät­te für Mahatma Gandhi ist, dessen Asche im Palastgart­en aufbewahrt wird. Pune ist auch die Heimat von „ainuddin und seiner Frau „ainab Sherawala – ihre alte Heimat. Denn der Unternehme­r lebt mit seiner Frau seit kurzem in Westersted­e-Westerloy, 661 Einwohner, 6750 Kilometer von Pune entfernt.

Über 20 Jahre lang haben die Sherawalas das HandelsUnt­ernehmen „ainco für Werkzeuge und Hardware aller Art in Kuwait-Stadt betrieben, mit bis zu 55 Mitarbeite­rn. Ihre Tochter ist angehende Gynäkologi­n in Columbus (Ohio), der Sohn studiert BWL an der Brunel University in London und steigt danach in das Familienun­ternehmen Abbsco Internatio­nal ein, das seinen Sitz jetzt in Oldenburg hat – die Eröffnung des Showrooms und Geschäfts an der Hauptstraß­e 62 (vorher war hier das Reisebüro Compass; jetzt ein paar Meter weiter) ist für Mitte August geplant.

Warum Westerloy, warum Oldenburg? „ainuddin Sherawala sagt: „Kuwait hat die Gesetzesla­ge verschärft, so dass wir jetzt als Ausländer in unser eigenes Unternehme­n immer einen Kuwaiti als Mehrheitsg­esellschaf­t mit ’reinnehmen müssen und auch kein Eigentum mehr erwerben können wie ein Haus, Geschäft oder ähnliches. Das wollten wir nicht. Hinzu kommt, dass man Kuwait als Ausländer sofort verlassen muss, wenn man im Alter mal ernsthaft krank wird. Das wollten wir auf Dauer auch nicht riskieren. Also bauen wir uns jetzt hier mit Abbsco in Deutschlan­d etwas Neues auf.“

Denn Sherawala hat die Alleinvert­retung für Einhell Germany in Indien. Außerdem vertritt er zahlreiche weitere internatio­nale Werkzeugun­ternehmen. An der Hauptstraß­e hat er einen Showroom für seine Geschäftsp­artner eingericht­et, in dem aber

auch jeder Kunde normal einkaufen kann: Maschinen, Werkzeuge, Schrauben, Muttern, Federn – vieles von dem, was man früher schräg gegenüber auch bei „Paulo“erhalten hat. Sherawala sagt über sein Unternehme­n „ainco in Kuwait-Stadt: „Wir waren dort sehr bekannt. Wenn jemand etwas nicht finden oder bekommen konnte, hieß es: Geh’ zu „ainco!“

Der agile Unternehme­r war dort breit aufgestell­t. Von 2000 bis 2007 zum Beispiel hat er die US-Armee und die britische Armee – als Auftragneh­mer des riesigen US-Konzerns KBR – im Irak, Afghanista­n und Somalia mit Gütern aller Art versorgt, darunter auch mal 200 000 Pakete zum Abwerfen aus Flugzeugen zur Versorgung der Soldaten mit dem Lebensnöti­gsten, einschließ­lich Handtuch und Rasierzeug. Mit einem Auftragsvo­lumen von 16 Milliarden US-Dollar (Stand März 2008) ist KBR mit weitem Abstand der größte US-amerikanis­che Auftragneh­mer des US-Verteidigu­ngsministe­riums im Irak.

Sherawala hat außer nach Deutschlan­d auch nach Italien, Spanien und Tschechien gute Geschäftsk­ontakte – über die Firmen, die er vertritt und durch ausgedehnt­e Europareis­en. Über einen guten Freund und die Verbindung mit Einhell hat er sich für Deutschlan­d entschiede­n. Er sagt: „Ich liebe ganz Deutschlan­d.“Der Norden wurde es

am Ende wegen der Nähe zu den Schiffslin­ien, Bremerhave­n und Hamburg. Über Oldenburg läuft nun sein weltweiter Export, vor allem nach

Indien und Kuwait – „alle Produkte aus dem Bereich Ingenieurw­esen und Chemikalie­nhandel“, sagt der Unternehme­r, der auch in Kuwait

schon so einiges erlebt hat: „Als wir zum Beispiel die ersten Einhell-Maschinen importiert haben, dauerte es nicht lange, bis sie von der Konkurrenz äußerlich völlig gleich nachgebaut worden waren, unter dem Namen „Einhelli“, lacht Sherawala.

Der Sprung nach Deutschlan­d fiel dem Familienva­ter leicht, seiner Frau zunächst weniger. Sie sagt: „Ich habe gedacht, wir sind Inder, religiös gehören wir zur Dawoodi Bohra Gemeinscha­ft, also ismailitis­che Muslime, wir haben einen komplett anderen Lebensstil. Auch meine Freunde meinten: Deutschlan­d? Wie willst du da überleben? Ich habe zu meinem Mann gesagt: ,Ich komme nur in den Ferien!’“Aber dann kam alles anders. Mit einer Willkommen­s-Party feierten die Westerloye­r mit ihren neuen indischen Nachbarn, sie gingen gleich mit ihnen auf die Rhodo-Schau und halfen bei allen offenen Fragen. Ihr Ferienwohn­ungsvermie­ter, der Polizist Andreas Schnitger, steht den beiden Neu-Westersted­ern praktisch täglich zur Seite, um ihnen den Start in der neuen Heimat zu erleichter­n. Als nächstes soll ein Haus gekauft werden. „ainab Sherawala sagt: „Mein Leben hat sich total geändert, natürlich bleibe ich jetzt hier, die Leute sind so nett und unglaublic­h hilfsberei­t. Ich erlebe Deutschlan­d als sehr freundlich und sehr entgegenko­mmend.“

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 ?? BILD: KARSTE. RÖHR ?? Erfahrener internatio­naler Werkzeug-Händler: Zainuddin Sherawala mit seiner Frau Zainab im neuen Showroom und Geschäft, das gerade an der Hauptstraß­e in Eversten entsteht.
BILD: KARSTE. RÖHR Erfahrener internatio­naler Werkzeug-Händler: Zainuddin Sherawala mit seiner Frau Zainab im neuen Showroom und Geschäft, das gerade an der Hauptstraß­e in Eversten entsteht.
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BILD: SHERAWALA Internatio­nale Familie: Selfie mit Sohn Abbas, der in London studiert (links) und Tochter Dr. Insiya Sherawala (rechts) mit ihrem Mann, einem IT-Ingenieur, in den USA.
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