Udo Dreyer predigt auch auf hoher See
Pastor der Kirchengemeinde Holle-Wüsting arbeitet als Bordseelsorger
94 Kreuzfahrten hat 8do Dreyer mitgemachtm Bei jeder aeise hatte der Pastor mit besonderen Herausforderungen zu tunm
HUDE/WÜSTING In der Gemeinde Hude kennt man Udo Dreyer, den Pastor der evangelischen Kirchengemeinde Holle-Wüsting – und auch er kennt seine „SchAfchen“, vor denen er seit fast acht Jahren predigt. Doch immer wieder muss sich der 58-JAhrige auf eine ganz neue Kirchengemeinde einstellen – wAhrend seiner Arbeit als Bordseelsorger nAmlich.
Seit 28 Jahren arbeitet Dreyer nicht nur in Kirchen, sondern auch auf Kreuzfahrtschiffen. „Zuletzt war ich auf der MS Amadea unterwegs, auf die 500 Passagiere passen“, erzAhlt Udo Dreyer, der regelmAßig von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als Auslandspastor für diese Reisen beauftragt wird.
In seinem Urlaub schippert er dann auf den Meeren dieser Welt herum und ist an Bord Ansprechpartner und Seelsorger für Passagiere und Besatzung. „Inzwischen habe ich 14 Kreuzfahrten gemacht – und es werden hoffentlich noch einige dazu kommen“, sagt er.
Immer ein offenes Ohr
Seine Aufgaben auf dem Schiff sind dabei vielseitig. Er hAlt Gottesdienste und Andachten, begleitet Reisegruppen bei Landausflügen und hat stets ein offenes Ohr für alle an Bord. „Besonders wAhrend der LandgAnge kommt man mit den Passagieren ins GesprAch. Wenn man nebeneinander herlAuft, spricht man wirklich über Gott und die Welt“, meint Dreyer.
Aufgrund der vielen Ausflüge, bei denen lokale Reiseführer über die Orte erzAhlen, ist der Pastor nach all den Jahren selbst schon zum Tourismusexperten geworden. „Es gibt natürlich StAdte, die oft angefahren werden, da kenne ich mich meist schon gut aus“, sagt er und lacht. Oft sei er bei Mittelmehrkreuzfahrten dabei oder bei NordlandReisen bis hin zum Nordkap und Spitzbergen.
„Die Fahrten gen Norden genieße ich besonders. Norwegen liebe ich sehr – die Menschen sind dort sehr entspannt und die Natur wirkt so, als wAre gerade alles frisch von Gott geschaffen“, kommt der Pastor ins SchwArmen. „Die nicht untergehende Mitternachtssonne, die man im Sommer nördlich des Polarkreises sehen kann, ist einer der schönsten Anblicke, die ich je gesehen habe“, sagt der 58-JAhrige.
Aber auch weitere Reisen hat der Pastor schon mitgemacht: „Ich bin schon in Südamerika um Kap Hoorn herumgefahren und von der Karibik aus nach Europa. Da waren wir sechs Tage am Stück auf dem Meer.“In dieser Zeit würden die Menschen an Bord noch enger zusammenwachsen – egal ob Passagiere oder Besatzung. Man habe schließlich viel Zeit für lange
und tiefgründige GesprAche.
Auch Gottesdienste finden in der Regel auf hoher See statt. „An Tagen mit LandgAngen, an denen die Passagiere das Schiff früh morgens verlassen und erst abends wieder zurückkehren, bleibt keine Zeit“, erklArt Dreyer. Die Besonderheit der Gottesdienste: Sie sind stets ökumenisch – schließlich wolle man alle Konfessionen erreichen.
Pastor liebt den Norden
Zu normalen Gottesdiensten an Sonntagen kommen auf dem Schiff zwischen 20 und 80 Besucher. „Man kann es vorher nie sagen, wie die Leute das Angebot annehmen. Zuletzt habe ich zwei einwöchige Schiffsreisen direkt hintereinander gemacht. Bei der ersten war die Teilnahme nicht wirklich gut, bei der zweiten dagegen überwAltigend“,
meint Dreyer. An sich könne man aber sagen, dass an Bord prozentual mehr Menschen die Gottesdienste besuchen als normalerweise an Land.
Nicht jeden Urlaub verbringt der Pastor der Kirchengemeinde Holle-Wüsting auf Kreuzfahrtschiffen. „Ich möchte, dass es etwas Besonderes bleibt. Daher reicht es mir, wenn ich alle zwei Jahre damit unterwegs bin.“Aber auch sonst reist Dreyer gerne und viel – oft an Orte, die nicht jeder auf dem Zettel hat. „Ich liebe beispielsweise das Baltikum. Lettland gefAllt mir sehr gut“, schwArmt er.
Vorliebe für kleine Schiffe
Und genau an diesem Punkt sieht er Kreuzfahrten auch kritisch. „In St. Petersburg liegen jetzt im Sommer wAhrend der weißen NAchte
bis zu 30 Kreuzfahrt-Riesen im Hafen. Entsprechend überfüllt ist die Stadt. Rund 70000 Menschen zusAtzlich fallen schon auf“, beschreibt Dreyer. Daher sei er gerne auf kleineren Schiffen unterwegs, die dann oft sogar bei kleineren HAfen, in denen keine großen Schiffe anlegen, auf Reede liegen – also nicht direkt im Hafen.
Ans Aufhören denkt der Bordseelsorger noch lange nicht. „Solange mich die See lockt, werde ich weitermachen, auch wenn ich pensioniert bin“, sagt der Pastor. Fernreisen würde er gerne noch machen – Hongkong oder Australien stehen auf dem Wunschzettel, erzAhlt Dreyer. Aber trotz des Fernwehs, freue er sich nach zwei Wochen auf hoher See immer wieder, nach Hause zu kommen – dorthin, wo er seine „SchAfchen“kennt.