Zirpenden Heimchen auf der Spur
Museum will Häufigkeit der Heuschreckenarten untersuchen und Bürger sollen mitforschen
M,2 78Jurkundler des Landesmuseum wollen die Heuschrecken in Oldenburg kartieren. Für sie allein ist das aber nicht zu schaffen.
DAMMTOR Romantisch findet mancher ihr Zirpen: An lauen Sommerabenden (und zurzeit sind die ja mehr als lau) kann man die Heimchen hören. Wer die Nachtruhe sucht, empfindet das Gezirpe durchaus auch als störend. Das rasselnde Geräusch, das die ausschließlich dämmerungs- und nachtaktiven Insekten von geben, macht es aber auch leichter, ihnen auf die Spur zu kommen. Und genau darum geht es dem Landmuseum Natur und Mensch in einem sogenannten Citizen-ScienceProjekt – was übersetzt Bürgerwissenschaftsprojekt heißt. Bürger sind nämlich dazu aufgerufen, als Forscher mitzuwirken.
Sie hüpfen lieber
„Oldenburg kartiert Heuschrecken“: so der Titel des Projekts. Zunächst ist das Heimchen an der Reihe, das ein Verwandter dieser Insektenordnung ist (siehe Infokasten). Heimchen werden etwa 16 bis 25 Millimeter lang, beim Weibchen kommt noch die circa 11 bis 15 Millimeter lange Legeröhre hinzu. Sie haben etwa körperlange Antennen und kräftige, lange Hinterbeine, die ihnen Sprünge ermöglichen. Sie besitzen vier Flügel. Beim Aneinanderreiben der Vorderflügel erzeugen die Männchen zirpende Geräusche, die dazu dienen, Weibchen anzulocken. Der Körper ist gelbbraun gefärbt mit schwarzer Zeichnung auf Kopf und Halsschild. Sie können fliegen, tun dies aber nur selten.
Als Einrichtung, die sich regional mit der biologischen Vielfalt (Biodiversität) beschäftigt, forscht das Landesmuseum am Damm an Themengebieten wie Landschaftswandel, Artenschwund oder Insektensterben. Mit einer mehr als 300 000 Präparate umfassenden historischen Insektensammlung ist es vor allem der Rückgang dieser Tiergruppe, der das Interesse der Naturkundler am Museum befeuert. Kay Fuhrmann, Präparator am Museum sowie ehrenamtlich als Landschaftswart für die Untere Naturschutzbehörde tätig, findet gerade auch die Heuschrecken im Zusammenhang mit dem Klimawandel interessant: „Sie profitieren im Grunde davon“, sagt er im Gespräch mit der Ð. Die ursprünglich im Mittelmeerraum angesiedelten Tiere, zieht es durch die inzwischen wärmeren Sommer auch in nördlichere Gefilde.
Schon vor fünf Jahren hat sich das Museum zum Ziel gesetzt, die Verbreitung und Häufigkeit dieser Insektenordnung durch gezielte Geländeuntersuchungen auf dem Oldenburger Stadtgebiet zu ermitteln. Wie das Museum mitteilt, wurde dazu ein Gitter von 73 Planquadraten über eine Karte der Stadt gelegt, um in jedem dieser Abschnitte die jeweilige Anzahl und Art der 26 heimischen Heuschreckenarten zu bestimmen. Ziel sei es schließlich, einen Ist-Zustand der vorkommenden Arten und ihrer Verbreitung in Form einer Bestandserfassung vorzulegen, um unter anderem zukünftige Veränderungen besser nachvollziehen und vergleichen zu können. „Das Ganze soll dann im nächsten Jahr in einem Buch über Heuschrecken in Oldenburg münden“, sagt Kay Fuhrmann.
Arten, die eine trockene Landschaft und Heide bevorzugen, wurden laut Fuhrmann besonders im Naturschutzgebiet Bahndammgelände Krusenbusch registriert. Arten, die feuchtes Biotop mögen, dagegen in den Bornhorster Huntewiesen. Einige der nachzuweisenden Arten entziehen sich allerdings leicht den Fachleuten des Museums, da sie nur durch Zufall nachgewiesen werden können oder, wie das Heimchen, rein nachtaktiv sind.
Tiere online melden
Deshalb bittet das Landesmuseum die Bevölkerung – online – um Unterstützung. Auf einer eigens für dieses Citizen-Science-Projekt eingerichteten Internetseite können Teilnehmer ihre Beobachtungen melden und sich im Forum austauschen. Darüber hinaus ist dort ein Tondokument mit Heimchen-Gesang ebenso abgelegt, wie eine Tonspur mit dem Gesang des Grünen Heupferdes (Tettigonia viridissima), um Verwechslungen mit dieser Heuschreckenart zu vermeiden. Eine virtuelle Karte mit Neufunden soll ständig aktualisiert werden, um jedem die Möglichkeit zu bieten, das gemeinsame Forschungsprojekt „Heimchen in Oldenburg“zu begleiten.
Infos und das Forum unter www.naturundmensch.de