Nordwest-Zeitung

ZU WENIG PLÄTZE IN DER KURZZEITPF­LEGE

Jwei Fallschirm­springer erzählen von ihrem Sport, Wettkämpfe­n und wie für sie alles angefangen hat

- VON CLAUS HOCK

Freddy Haase und Verena Jürgens verlassen in luftiger Höhe freiwillig perfekt funktionie­rende Flugzeuge. Fallschirm­springen ist ihre große Leidenscha­ft.

OLDENBURG/GANDERKESE­E Aus dem Flugzeug springen und mit mehr als 200 Stundenkil­ometer dem Erdboden entgegenra­sen: Das ist für Freddy Haase (29, Weyhe) und Verena Jürgens (35, Oldenburg) so alltäglich wie Autofahren. Die beiden Fallschirm­springer starten regelmäßig vom Flugplatz Ganderkese­e aus, um ihrem Hobby nachzugehe­n. Spaß macht es beiden tatsächlic­h so viel, dass sie auch an Wettbewerb­en teilnehmen beziehungs­weise teilgenomm­en haben. Verena JüegIts hst gIeFde auf der Suche nach einem neuen Team, Freddy Haase springt noch regelmäßig auf Meistersch­aften – als Kameramann.

35 Sekunden Zeit

Wettbewerb im Fallschirm­springen? Was macht man da und wofür braucht man einen Kameramann? Was man da macht, ist gar nicht so einfach zu beantworte­n, denn es gibt unterschie­dlichste DiszipliBe­i nen. manchen kommt es darauf an, möglichst hohe Geschwindi­gkeiten zu erreichen, bei anderen, bestimmte Figuallein ren oder in der Gruppe in der Luft zu formen.

Verena Jürgens hat, bis zu ihrem Ausscheide­n aus dem bisherigen Team, Letzteres gemacht. Beim „Formation Skydiving“gibt es eine feste Anzahl an Formatione­n, 38 insgesamt. Die Gruppe muss all diese Figukönnen, ren denn vor dem Sprung losen die Wettkampfr­ichter aus, welche Formatione­n dieses Mal gesprungen wer35 den. Sekunden Zeit hat die Gruppe, in Verena Jürgens’ Fall war es es eine Viererform­ation, die geforderte­n Figuzu ren bilden. „Ich bin da irgendwie so reingeruts­cht“, erdie zählt Oldenburge­rin. Seit zwei Jahren hat Verena Jürdie gens notwendige AFF-Lizenz (Accelerate­d Freefall; dt. beschleuni­gter Freifall), um alleine springen zu dürfen.

Videobewei­s nötig

Und an dieser Stelle komdie men fliegenden Kamerawie leute Freddy Haase ins Spiel. Denn die Punktricht­er springen natürlich nicht mit und verfolgen die Sprünge auch nicht mit dem Fernglas vom Boden aus. Nein, die Jury wertet die gemachten Filmaufnah­men aus. Der „Videobewei­s“mag im Fußball noch umstritten sein, bei den Fallschirm­springern gehört er zum Alltag. „Das hört sich alles einfacher an, als es ist“, sagt Freddy HaaAls se. Kameramann muss er imgenau mer die richtige Position ein paar Meter über seiner Gruppe halten, denn: Was man auf dem Video nicht sieht, gilt als nicht geschafft. „Bust“, nennt man das in der Szene. Die Berührunge­n sind, wenn die Gruppe gut ist, nur von sehr kurzer Dauer. Eine Formation gilt als geschafft bzw. ein Punkt als erzielt, wenn zu einem Zeitpunkt alle benötigten Griffe gleichzeit­ig geschlosse­n sind. An Armen und Beinen gibt es dafür spemit zielle Bereiche, die Schaumstof­f verstärkt sind. „Man muss die zwar nicht zwingend greifen, es ist aber gerade am Anfang einfacher“, erklärt Verena Jürgens.

Schnelle Auffassung­sgabe

Aber jeder Griff ist um„fliegenden sonst, wenn die Augen“wie Freddy Haase den Moment nicht filmen. „Die Filmer sind deswegen festes Mitglied des Teams“, erklärt Verena Jürgens. Freddy Haase dazu: „Als Videomann musst du die Skills vom Formation Skydiving mitbringen, um gut zu sein.“Auch die Filmer müssen die Figuren kennen, „denn du musst einob schätzen, die Formation langsam wird und man bremmuss sen oder ob die schneller werden“. Ohne schnelle Auffassung­sgabe: keine Chance. Aber genau da liege der Reiz: „Mir macht es tatsächlic­h mehr Spaß, die Teamkolleg­en vor der Linse zu haben, als selbst in der Formation zu sein“, sagt Freddy Haase.

Ab in den Windtunnel

Aber wie übt man eigentWett­bewerbe? lich für solche „Auf Rollbrette­rn!“, sagt Verena Jürgens und muss etwas ladie chen. Tatsächlic­h ist aber Trockenübu­ng auf dem Boden die erste Stufe. Danach geht es in der Regel in den Windtunnel. Der nächste ist in Bottrop. „Das Gefühl im Tunnel kommt nicht an den freien Fall heran, aber ich kann es jedem nur empfehFall­len“, sagt Verena Jürgens.

Mit Tandem fing es an

Die Begeisteru­ng fürs schirmspri­ngen begann für beide übrimit gens einem Tandemspru­ng – die „Einstiegsd­roge“für viele Springer. „Dabei wollgar te ich nicht“, erinnert sich Freddy Haase. „Ein Freund hatte einen Tandemspru­ng geschenkt bekommen und wollte mich unbedingt mitetwas nehmen.“Erst nach Überzeugun­gsarbeit war er bereit, seinem Freund in den freien Fall zu folgen. Ihre Tan- demsprünge begeistert­en Freddy Haase und Verena Jürgens so sehr, dass sie einen AFF-Lehrgang besuchten und seitdem regelmäßig aufsteigen, um wieder herab zu springen.

Aber auch Indoor fliegt zumindest Verena Jürgens regelmäßig. „Im Tunnel kann man gut die Bewegungsa­bläufe trainieren“, sagt sie. Aber es gibt, vor allem für Anfänger und Menschen ohne Sprunglize­nz, einen anderen, großen Vorteil: „In den Windtunnel darf eigentlich jeder, auch Kinder“, so die Oldenburge­rin. Wer hingegen den freien Fall erleben möchte, aber nicht gleich einen Lehrgang absolviere­n will, der hat auch in der Region verschiede­ne Möglichkei­ten: Tandemsprü­nge werden auf den Flugplätze­n in Ganderkese­e, Westersted­e-Felde und Varrelbusc­h angeboten.

Mehr zu den Fallschirm­pringern und ein Video auf: www.klarnordis­ch.de Freddy Haase (links) und weitere Springer nach einem Sprung auf Texel. LinVideohe­lm kes Bild: Der in Nahansicht; rechtes Bild: Verena Jürgens kurz vor ihrem Sprung. Verena Jürgens

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