Zu viel Toleranz
Null Toleranz beim Thema sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche: Das sind die Worte von Papst Franziskus. Doch seine Taten sagen etwas ganz anderes. Denn tatsächlich ist es doch so: Erst wenn der Druck der Öffentlichkeit allzu groß wird, wird gehandelt. Und auch das nur halbherzig. Denn die Verdächtigen werden – wie jetzt im Fall des US-Kardinals Theodore McCarrick – meist mit Samtpfoten von ihren Posten entfernt und als Strafe wird ihnen Beten und Bußen ans Herz gelegt. Null Toleranz sieht anders aus.
Papst Franziskus gibt sich gern als der Revolutionär unter den Pontifices, als der, der dem Kirchenvolk nahe steht, den Priestern, Mönchen und Nonnen vor Ort. Doch beim Thema Missbrauch offenbart sich, dass das alles nur Fassade ist. Da steht er den Purpurträgern zu Seite: Dem chilenischen Kardinal Ricardo Ezzati, gegen den jetzt endlich wegen Missbrauchsvertuschung ermittelt wird. Dem wegen dieses Delikts bereits verurteilten australischen Kardinal Philip Wilson. Dem demnächst in Australien wegen Missbrauchs vor Gericht stehenden Vatikan-Finanzchef George Pell. Ein wirklich revolutionärer Pontifex würde gründlich aufräumen. Denn das, was gerade die Schlagzeilen bestimmt, ist nur die Spitze des Eisbergs.
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