Nordwest-Zeitung

Grenzen erreicht

- VON OLIVER SCHULZ

Als Marathon-Legende Emil Zatopek noch lebte, war die Welt in Ost und West aufgeteilt, und auch die Fortbewegu­ngsarten waren übersichtl­ich geordnet. „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft“, lautet das bekanntest­e Zitat des tschechisc­hen Ausnahme-Athleten.

In der Gegenwart heißt es immer häufiger: Mensch steht! Ob als Autofahrer im Stau, als Bahnnutzer auf offener Strecke oder als Fluggast vor dem Abfertigun­gsschalter – niemand kann heutzutage verlässlic­h davon ausgehen, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.

Immer mehr Menschen wollen in immer kürzerer Zeit von A nach B gelangen – und dazu möglichst preiswert. Im Flugverkeh­r bedeutet dies, die Randzeiten des Tages noch stärker zu belegen, um den Billigflie­gern Räume zu schaffen und gleichzeit­ig die Stammkunde­n nicht zu vergraulen. Die Terminals können diese Massen kaum noch schlucken, und die Mitarbeite­r in Abfertigun­g und Kontrolle jene kaum angemessen bedienen.

Der Sicherheit­spanne in München hat uns die Grenzen der Belastbark­eit vor Augen geführt. Mobilität darf nicht bedeuten, Sicherheit­svorschrif­ten aufzuweich­en. Den Start in den Urlaub zu verpassen, ist nicht schön, aber heil am Urlaubsort anzukommen, ist viel wichtiger.

@ Den Autor erreichen Sie unter schulzo@infoautor.de

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