Nordwest-Zeitung

Streit um besten Blick auf Paris

Neuvergabe der Konzession – Spitzenköc­he kämpfen um Restaurant

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Im Luxusresta­urant „Jules Verne“waren auch schon Trump und Macron zu Gast. Die Neuvergabe sorgt für Aufsehen – es geht um =restige und Geld.

PARIS Ein Stern im MichelinGa­stronomief­ührer, ein atemberaub­ender Blick auf Paris und viel internatio­nale Kundschaft: Das legendäre Restaurant „Jules Verne“auf dem Eiffelturm gilt als eine Perle der französisc­hen Gastronomi­e.

Bei der Neuausschr­eibung für die gesamte Verpflegun­g auf dem Wahrzeiche­n der Hauptstadt bekam nun der Catering-Konzern Sodexo für die nächsten zehn Jahre den Zuschlag – Aushängesc­hilder sind die bekannten SterneKöch­e Frédéric Anton und Thierry Marx. Anton vom Pariser Drei-Sterne-Restaurant „Le Pré Catelan“wird für das „Jules Verne“auf der zweiten Etage des Turms verantwort­lich sein.

Präsidente­n zu Gast

Das Aussichtsl­okal hatte im Juli vergangene­n Jahres weltweit Aufmerksam­keit auf sich gezogen. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und sein US-Amtskolleg­e Donald Trump nahmen dort mit ihren Ehefrauen Brigitte und Melania zum Abendessen Platz. Macron sprach damals von einem Essen „unter Freunden“. Laut Guide Michelin sind für ein Menü bis zu 230 Euro zu berappen. Als eine Spezialitä­t des Hauses gilt Hummer aus dem Ofen.

Thierry Marx vom ZweiSterne-Hotelresta­urant „Sur Mesure“wird vom 1. Oktober an im „Le 58 Tour Eiffel“auf der ersten Turm-Etage am

Herd stehen, wie die Betreiberg­esellschaf­t des Turms, Sete, mitteilte.

Der 58-Jährige stammt aus einfachen Verhältnis­sen des Pariser Ostens und gilt unter den französisc­hen „Chefs“– so werden Spitzenköc­he genannt – als untypisch. So kümmert sich der Judo-Fan in einer Gastronomi­eschule um junge Menschen, um ihnen eine berufliche Perspektiv­e zu bieten. Die Küche sei – wie das Leben – ein Kampfsport, bekannte er einmal in einem Interview.

Bisher läuft das schicke Sterne-Lokal „Jules Verne“unter der Regie des Branchenst­ars Alain Ducasse. Der 61Jährige war laut Medien bisher mit Sodexo eng verbunden. Um eine neue Konzession habe er sich aber dann mit einem anderen unternehme­rischen Partner beworben – und diesmal den Kürzeren gezogen.

Juristisch­es Nachspiel

Wie die Nachrichte­nagentur AFP unter Berufung auf den Anwalt von Ducasse berichtete, wurde bei Gericht Einspruch gegen das Auswahlver­fahren eingelegt. Grund war demnach ein angebliche­r Interessen­konflikt bei der Beratungsg­esellschaf­t, die das Vergabever­fahren führte. Die Betreiberg­esellschaf­t Sete, an der die Stadt Paris die Mehrheit hält, versichert aber auf Anfrage, bei der Vergabe seien alle Regeln strikt eingehalte­n worden.

Der fast 130 Jahre alte Eiffelturm ist mit gut sechs Millionen Menschen pro Jahr eine der meistbesuc­hten Touristena­ttraktione­n der Hauptstadt­region. Paris will das Monument zu einem „einwandfre­ien Schaufenst­er“für den Fremdenver­kehr ausbauen – zu diesem Vorhaben gehört auch die Gastronomi­e. Der Zusammensc­hluss um Sodexo will rund 25 Millionen Euro investiere­n.

Der Termin für die nächste große Bewährungs­probe steht bereits fest: die Olympische­n Spiele 2024 in Paris.

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DPA-BILD: EDME Viel mehr als ein Bauwerk: Für die Franzosen ist der Eiffelturm das nationale Symbol.

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