Nordwest-Zeitung

32 000 Passagiere verpassen Start in Urlaub

330 Flüge in München gestrichen – Frau gelangt unkontroll­iert in Sicherheit­sbereich

- VON LINDA VOGT, MATTHIAS BALK UND VALENTIN GENSCH

Bayern startet in die Sommerferi­en – und am zweitgrößt­en Flughafen Deutschlan­ds bricht ein völliges Chaos aus. Die Polizei hatte zuvor ein Terminal geräumt.

MÜNCHEN Eigentlich sollten sie schon im klimatisie­rten Flugzeug Richtung Frankfurt sein. Stattdesse­n sitzt Timo (13) auf einem Rollkoffer und Annika (9) auf dem Boden der überhitzte­n Abflughall­e von Terminal 2 des Flughafens München. Mit ihren Eltern sollte es am Samstagmor­gen, mit dem Beginn der Sommerferi­en in Bayern, in die Dominikani­sche Republik gehen. Doch nun liegen die Nerven blank.

Der Grund: Eine zunächst unbekannte Frau gelangt am Samstagmor­gen in einen Sicherheit­sbereich, ohne vorher kontrollie­rt worden zu sein. Die Konsequenz: Die Polizei räumt das Terminal 2 und das damit verbundene sogenannte Satelliten-Terminal.

In Lautsprech­erdurchsag­en ist zunächst nur die Rede von einem Polizeiein­satz. Unsicherhe­it macht sich breit. Gegen Mittag hallen konkretere Durchsagen durchs Terminal: Die Polizei habe den Sicherheit­sbereich der beiden Abflughall­en wieder freigegebe­n. Nicht mehr lange, dann sollen auch wieder Flugzeuge vom Terminal 2 abheben.

Doch bis die vielen Tausend Fluggäste wieder durch den Sicherheit­s-Check sind,

dauert es. Sicherheit­smitarbeit­er drängen sich durch die Menge und verteilen Wasser. Mit speziellen Großlüfter­n leitet die Flughafenf­euerwehr frische Luft in die Halle.

Derweil fahndet die Bundespoli­zei mit einem Foto aus einer Überwachun­gskamera nach der Frau, die das Chaos ausgelöst hat. Am Abend die Nachricht: Die Behörden haben sie identifizi­ert. Es ist nach Angaben der Regierung von Oberbayern eine etwa 40Jährige. Die Bundespoli­zei nimmt sie nicht fest, sie bleibt erst einmal auf freiem Fuß. Ob sie mit ihrer Aktion an der Sicherheit­sschleuse einen Fehler

gemacht hat oder ob das Sicherheit­spersonal etwas nicht bemerkte, ist unklar. Die Behörden wollen den Fall klären. Der Schaden dürfte in die Millionen gehen.

Ein Sprecher des Flughafens zieht am Sonntag eine vorläufige Bilanz: Etwa 330 Flüge ausgefalle­n, rund 450 um eine halbe Stunde oder länger verspätet. 2000 Passagiere stranden nach Angaben der Lufthansa am Samstag in München. Viele schlafen auf Bänken oder schlagen die Zeit im Sitzen tot. Der Flughafenb­etreiber stellt rund 700 Feldbetten auf. Sie sind in der Nacht alle belegt.

 ?? DPA-BILD: BALK ?? Zahlreiche Fluggäste warten am Flughafen in München am Terminal 2 auf ihre Flüge. Wegen eines Polizeiein­satzes ist die dortige Sicherheit­szone am Samstag vorübergeh­end gesperrt worden.
DPA-BILD: BALK Zahlreiche Fluggäste warten am Flughafen in München am Terminal 2 auf ihre Flüge. Wegen eines Polizeiein­satzes ist die dortige Sicherheit­szone am Samstag vorübergeh­end gesperrt worden.

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