Nordwest-Zeitung

Bellemmend­es Flüchtling­sdrama

Dietmar Bär spielt verzweifel­ten Vater in „Für meine Tochter“

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Der Film schafft es, die Schrecken des syrischen Bürgerkrie­ges hautnah begreiflic­h zu machen. Bär spielt einen Vater, der seine Tochter im Kriegsgebi­et sucht.

MAINZ/KNA Apotheker Benno Winkler (Dietmar Bär) lebt seit dem plötzliche­n Tod seiner Frau wie in Trance. Er versinkt in einem Meer von Traurigkei­t und kann sich nicht von den Sachen im Kleidersch­rank trennen. Auch nicht, als seine Angestellt­e die Jacken und Kleider einem Flüchtling­sheim spenden will. Stattdesse­n gibt Winkler Geld für die Versorgung der Menschen, die ihr Hab und Gut in ihrer Heimat zurücklass­en mussten.

Wenige Tage später wird er selbst mit dem Schrecken des Krieges konfrontie­rt. Der Pass seiner Tochter Emma (Anna Herrmann) wurde bei einer toten Frau an der türkisch-syEmma rischen Grenze gefunden. Diese Nachricht steht am Beginn von Stephan Lacants herausrage­ndem Fernsehfil­m „Für meine Tochter“, der nach dem Buch von Michael Helfrich und Sarah Schnier entstand. Das ZDF strahlt ihn am 8. August, 20.15 Uhr, aus.

Von Emma fehlt jede Spur, die deutschen Behörden zucken mit den Schultern. Daher macht sich Winkler selbst auf die Suche. Die Studentin war trotz aller Warnungen ins Kriegsgebi­et gereist, um die Familie eines Freundes nach Deutschlan­d zu holen. Er war 2015 allein nach Deutschlan­d gekommen. Seine Hoffnung, Frau und Kinder nachzuhole­n, zerschlug sich durch die Entscheidu­ng der Bundesregi­erung, diese Regelung für Flüchtling­e mit subsidiäre­m Schutz für zwei Jahre auszusetze­n.

wollte angesichts der täglichen Bombardeme­nts nicht abwarten, ob die Angehörige­n ihres Freundes zu den wenigen Glückliche­n gehören, die nach Deutschlan­d dürfen. Die Verbindung zu ihr ist abgebroche­n. Winkler reist selbst ins türkisch-syrische Grenzgebie­t.

In einem Flüchtling­slager sucht er vergeblich. Er ergreift den letzten Strohhalm und geht auf das Angebot eines Unbekannte­n ein, ihn in die syrische Stadt zu bringen, wo sich Emmas Spur verliert. Winkler wird von dem vermeintli­chen Helfer ausgeraubt und in der Wüste seinem Schicksal überlassen.

Er irrt bei glühender Hitze durch die Einöde, wird vom IS aufgelesen und entgeht nur durch einen glückliche­n Zufall dem Wüten der islamistis­chen Terroriste­n. Seine Odyssee endet am gut gesicherte­n Grenzzaun zur Türkei, dessen Zaun und Schießbefe­hl an die einstige innerdeuts­che Grenze erinnern.

Winkler ist nun selbst ein Flüchtling ohne Pass und Geld, um den sich niemand kümmert. Er ist am Boden zerstört, als er im Flüchtling­slager Emmas Freund Max (Merlin Rose) trifft, der diese nach Syrien begleitete. Der junge Mann ist traumatisi­ert von einem brutalen Angriff des IS auf die Stadt und den Erschießun­gen der Bewohner. Max hält Emma für tot, aber Winkler ist überzeugt, dass seine Tochter lebt.

Selten hat es ein Film geschafft, die Schrecken des syrischen Bürgerkrie­ges so hautnah begreiflic­h zu machen. Der großartige Dietmar Bär durchlebt als „einer von uns“die Schrecken der Angriffe und die psychische Belastung der täglichen Bedrohung sowie die Gefahren der Flucht durch unwirtlich­e Landstrich­e. Er wird Opfer von Menschen, die ihr Geschäft mit dem Krieg machen wollen. Und er erfährt selbst Solidaritä­t von Menschen, die kaum etwas besitzen.

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BILD: ZDF / NADER AIT-LAOUAD Ans >ee inche: Dietmar Bär in dem Fernsehfil­m „Für meine Tochter“, der im ZDF ausgestrah­lt wird..

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