Nordwest-Zeitung

Sloß keine verstörend­en Experiment­e

Bewährte Programmel­emente treffen den Geschmack der Oldenburge­r

- DO? KLAU? FRICKE

hor allem das gute Wetter sorgte für volle Veranstalt­ungen. Theater, Kino und viel Live-Musik zogen rund 80 000 Besucher an.

OLDENBURG – Da hat man nun alles getan, damit der 40. Kultursomm­er zu einem ganz großen Erfolg wird. Man hat sich sogar eine teure, neue Regenjacke gekauft. Und dann? Hängt der Anorak fast nur an der Garderobe. Ach ja, das Oldenburge­r Jubiläums-Festival war schon ziemlich anders als die meisten seiner Vorgänger. Es war 99 Prozent Sonne und

gutes Wetter. Und es war – nun aber wie die meisten seiner Vorgänger – sehr erfolgreic­h.

Verständli­ch, dass Bernt Wach, Geschäftsf­ührer der Kulturetag­e und damit seit 1998 Chef des Kultursomm­ers, mit der Sonne um die Wette strahlte, als er am Sonntag Bilanz zog: „Wir haben immer unsere Suppe aufgegesse­n und waren brav“, begründete er das kräftige Hoch über dem Schlosspla­tz. Er dachte aber anders: „Natürlich hat dieses Wetter auch mit dem Klimawande­l zu tun. Und aus einer anderen Perspektiv­e, aus der der Bauern und der Waldbrandb­ekämpfer zum Beispiel, stellt sich dieser Sommer noch anders

dar. Trotz aller Freude über unseren Erfolg denke ich mit Ehrfurcht an diese Leute.“

Die „fast schon zu guten Konditione­n mit dem vergangene­n Sonnabend als einzigem, verschmerz­baren Regentag“haben dazu geführt, dass grob geschätzt 80000 Menschen zu den insgesamt 92 Veranstalt­ungen kamen. „Und zwar aus allen Generation­en“, betonte Wach, der schon lange darauf achtet, dass der Altersdurc­hschnitt nicht mit der Jahreszahl des Kultursomm­ers wächst.

Fulminant gestartet

Der fulminante Start mit dem umjubelten Konzert von Inga Rumpf, dem 8500 Leute

beiwohnten, hat neben dem Wetter viel zum Gesamterfo­lg des Jubiläums-KuSo beigetrage­n. „Mir geht es aber nicht nur um die Menge, das Programm muss ihr auch Spaß machen“, meinte Wach. „Und das hat wieder toll funktionie­rt in der Summe.“Die LiveMusik zog nämlich ebenso sehr wie die Open-Air-Filme im Schlosshof (etwa 700 Zuschauer pro Abend) oder das permanent ausverkauf­te Theaterstü­ck „Literaten im Schlossgar­ten“(jeweils 220 Besucherin­nen und Besucher).

Eine positive Resonanz, die – mal abgesehen von der Dauer-Begründung Sonne – etwas überrascht: Schließlic­h bot der 40. Kultursomm­er nichts spektakulä­r Neues, keine ungewöhnli­chen Spielorte, keine irrwitzige Akrobatik, eher viel Kontinuitä­t. „Das Programm ist auf den Geschmack der Oldenburge­r abgestimmt“, sagte der KuSo-Chef. „Wir haben keine verstörend­en Experiment­e dabei, wir achten eher darauf, dass die Musik oder die Filme eine breite Palette an Stilen abbilden. Da müssen wir auch kaufmännis­ch denken: Setzten wir alles auf eine Karte, und dann spielte das Publikum oder das Wetter nicht mit, gerieten wir rasch ins Minus. Nein, wir ziehen ein kalkulierb­ares Risiko vor.“

Schwarze Zahl am Ende

Wenn im September der diesjährig­e Kultursomm­er endgültig ausgewerte­t und abgerechne­t sein wird, bleibt unterm Strich „eine schwarze Zahl“zurück, ist Bernt Wach sicher. Ein positives Ergebnis, das sich auch in anderen Bereichen als nur in der ordentlich gefüllten Kasse zeigt. Die behördlich­en Auflagen, die erst einen Betrieb der Bühne auf dem Schlosspla­tz zulassen, sind in den 40 Jahren sehr viel strenger geworden. Vor allem der verständli­chen Forderung der Anwohner nach Schutz vor übermäßige­m Lärm wird dabei Rechnung getragen. „Es macht zwar viel Mühe“, gestand Wach, „aber ich glaube, alles wird inzwischen korrekt eingehalte­n. Da waren wir früher in der Auslegung der Regeln vielleicht noch etwas laxer, aber das ist vorbei.“

So kann der Kultursomm­er 2018 bei Bernt Wach als „Rundum-Sorglos-Paket“in die lange Geschichte des Festivals eingehen. „Es waren zwölf Tage zum Genießen, es gab keine einzige Zitterpart­ie. Alles prima“, grinste der KuSo-Boss erleichter­t. Nachvollzi­ehbar, er hatte ja auch schon mal schlimmere Bilanzen ziehen müssen.

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BILD: PIET MEYER Ein Höhepunkt unter den ?chlossplat­z-Konzerten: Die Bazzookas sorgen dafür, dass wohl wirklich jeder der Zuschauer die Hände zum Himmel warf.

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