Party-Musik mit Botschaft
Txarango ist auch politisch
OLDENBURG Am Tag, als der Regen kam mit Blitz und Donner, stellte sich wieder einmal die alte Frage: Ist Rockmusik politisch? Darf sie es sein? Zweimal „Ja“, vor allem dann, wenn die Musik zwar mit Botschaft verbunden ist, aber so undogmatisch und fröhlich daherkommt wie bei Txarango. Die Band aus Barcelona schaffte am Samstag auf dem Schlossplatz den Spagat zwischen Pop und Propaganda.
Denn die Katalanen, durchaus Anhänger der Un- abhängigkeitsbestrebungen ihrer Region in Spanien, machten in ihrer 90-minüti- gen Show beim Kultursom- mer immer wieder auf ihre Positionen aufmerksam, wussten aber auch, was gefordert war. Nach einem Song „mit Message“ging es schnurstracks dahin, wo sowieso alle 2500 Zuschauer vor der großen Bühne gern sein möchten: auf eine große, bunte Party mit Beste-Laune-Musik.
Und das ist ja das vorderste Anliegen von Txarango (sprich Tscharango). Die zehn Musiker, angeführt von ihren konditionsstarken Sängern Alguer Miquel und Sisco Romero,
machten von Beginn an mächtig Dampf und den Fans flotte Beine. So rasant, als ob sie die einstündige Verzöge- rung des Konzertstarts (die Bühne war vom Platzregen geflutet worden und musste zunächst trockengelegt werden) auf- und überholen wollten, warfen sie sich in ihren schwungvoll-rhythmischen Mix aus Ska und Cumbia, Rock und Reggae. Die Kraft der Blechbläser, die Muskeln der Schlagzeuger und der ordnende Daumen von Bassist Alex Pujols sorgten dafür, dass am ersten hitzefreien Abend
beim KuSo alle trotzdem reichlich Schweiß verloren.
Die ruhigeren, souligen Songs (stets in katalanischer Sprache gesungen) im LiveRepertoire von Txarango waren zumeist mit politischen Aussagen verbunden, sie blieben aber selten. Die Band selbst wollte Spaß haben an diesem Abend, der nach dem Gewitter so ganz anders war als alle vorangegangenen zehn Partynächte vor dem Schloss. Etwas kühler, etwas lauter, etwas länger dauernd. Eben wieder der gute altbekannte Kultursommer.