Langes Warten auf den Blutmond
MONDFINSTERNIS Hunderte verfolgen astronomisches Schauspiel vom Utkiek aus
Hunderte versammelten sich für die lange Mondfinsternis auf dem Utkiek. Dass der Mond selber auf sich warten ließ, störte die schaulustigen Oldenburger überhaupt nicht.
SLDENBURG Mondfinsternisse sind gar nicht so selten, mindestens zweimal im Jahr können Menschen irgendwo auf der Erde eine solche beobachten. Eine totale Mondfinsternis im dunkleren Kernschatten der Erde findet jedoch nur alle paar Jahre statt, so zuletzt 2011. Am Freitag gab es wieder eine solches Naturereignis,
allerdings mit einer Besonderheit: Mit 1 Stunde und 43 Minuten Dauer war es die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts.
Die Astronomie-AG der Uni Oldenburg hatte eingeladen, das Schauspiel auf dem Utkiek mit Teleskopen und fachkundigen Erklärungen zu beobachten. In Sachen Wettervorhersage waren die Voraussetzungen traumhaft und so fanden sich bereits mehr als 100 Schaulustige um 21 Uhr auf den Hügeln in Osternburg ein. Viele von ihnen waren unabhängig von der Astro-AG gekommen – mit Decken und Picknickkörben, mit eigenen Kameras und Ferngläsern, oder einfach nur mit der Lust zur Beobachtung eines einmaligen Naturereignisses.
Dieses ließ allerdings auf sich warten: die Witterung war in der Nähe des Horizonts so diesig, dass von dem angekündigten Blutmond während der Hauptphase der Finsternis ab 21.30 Uhr zumindest in Oldenburg noch nichts zu sehen war. Auch der Mars, der der Erde momentan so nah wie seit 15 Jahren nicht mehr ist, blieb vorerst witterungsbedingt verborgen.
Für die Sternengucker auf dem Utkiek war das jedoch halb so schlimm, denn mit Jupiter und Venus zeigten sich immerhin zwei Planeten, die mit einigen Teleskopen der Astro-AG ganz nah an die Erde geholt wurden – zumindest optisch. Über 300 Menschen waren mittlerweile in entspannter, lockerer Atmosphäre vor Ort und ständig kamen
neue dazu.
Um 22.20 Uhr folgte der Höhepunkt der Mondfinsternis, die maximalste Verdunkelung des Erdtrabanten. Aber nach wie vor verhinderte der Dunst in der Luft freie Sicht auf das Schattenspiel am Himmel. Einige Schaulustige behalfen sich mit Live-Videos auf dem Smartphone oder suchten per Astronomie-App den Standort des Mondes, der Raumstation ISS oder anderer Planeten.
Kurz vor 23 Uhr dann sollte sich das lange Warten endlich auszahlen: Ein roter Mond wurde sichtbar. Die Hauptphase dauerte immerhin bis 23.13 Uhr, was letztendlich eine gute halbe Stunde Himmelsspektakel bedeutete. Rund 700 Menschen waren mittlerweile auf dem Utkiek. An vielen Stellen leuchteten die Displays von Kameras und Smartphones in der beginnenden Nacht, doch die meisten betrachteten die Mondfinsternis lieber ungefiltert. Einige Schaulustige wurden geradezu andächtig still, andere begannen hochastronomisch über Licht, Schatten und Umlaufbahnen zu diskutieren.
Mit dem Ende der Hauptphase der Mondfinsternis – gut sichtbar durch die wachsende Sichel des helleren Halbschattens – beendeten aber auch viele Oldenburger ihre Himmelsbeobachtung und traten den Heimweg im guten Gewissen an, etwas für sie Einzigartiges gesehen zu haben: Erst in 105 Jahren wird es eine Mondfinsternis geben, die länger als diese sein wird.