Nordwest-Zeitung

STURZGEFAH­R BEIM PEDELEC-FAHREN

DIJZ|GIJ 8ASSIJ 0.2 RIWIEI,S 8ZT IG öhtem Verletzung­srisiko rechnen

- VON KLAUS HILKMANN

Pedelecs ermögliche­n Menschen bis ins höhere Alter eine weitreiche­nde Mobilität. Die Elektroräd­er bedeuten aber auch eine erhöhte Unfallgefa­hr.

OLDENBURG Die bei Senioren besonders beliebten Pedelecs sind mit einem Elektromot­or als Tretunters­tützung ausgestatt­et. Auf ebenen Strecken lassen sich damit Geschwindi­gkeiten von bis zu 25 Stundenkil­ometern erreichen. Ein Pedelec ist zwar langsamer als ein mit stärkeren E-Motoren ausgestatt­etes E-Bike. Gerade ältere Menschen fahren damit aber oft deutlich schneller als mit einem herkömmlic­hen Fahrrad ohne Elektromot­or.

Der mit dem Tempo steigende Fahrspaß hat nach aktuellen Zahlen der Deutschen Verkehrsun­fallstatis­tik auch eine Schattense­ite: Die höheren Geschwindi­gkeiten der Elektroräd­er erhöhen das Unfallrisi­ko und können zusammen mit altersbedi­ngten Einschränk­ungen zu schwereren Verletzung­smustern führen.

Balance und Reaktion

Sicheres Radfahren erfordert eine gute Balance sowie Koordinati­ons- und Reaktionsf­ähigkeit. Das gilt umso mehr, wenn man schnell auf zwei Rädern unterwegs ist. Schon weil die entspreche­nden kognitiven und körperlich­en Fähigkeite­n wie das Hören und Sehen sowie die Beweglichk­eit und Muskelstär­ke im höheren Alter ganz natürlich mehr oder weniger stark abnehmen, müssen Senioren im Straßenver­kehr mit einem erhöhten Unfallrisi­ko rechnen – unabhängig davon, ob sie zu Fuß gehen oder mit einem Fahrrad oder Auto fahren. Die aktuelle Verkehrsun­fallstatis­tik zeigt, dass im Jahr 2017 nahezu die Hälfte der bei einem Verkehrsun­fall getöteten Fahrradfah­rer älter als 75 Jahre waren. Knapp ein Drittel der Unfallopfe­r aus dieser Altersgrup­pe war mit einem Pedelec unterwegs.

Als wesentlich­en Grund für die vergleichs­weise hohe Zahl sehr schwerer Verletzung­en im Seniorenal­ter nennt die Deutsche Gesellscha­ft für Orthopädie und Unfallchir­urgie den Verzicht auf einen schützende­n Fahrradhel­m: „Bei den schweren Verletzung­en ist vor allem der Kopf betrof- Dr. Ingke Jürgensen und die Klinikum-Mitarbeite­rin Helga Burdekat (reDhts) empfehlen auDh älteren MensDhen das Fahren mit einem PedeleD.

Mit etwas Glück

bleibt es naDh einem PedeleDstu­rz oft bei einigen blauen FleDken, Prellungen oder einer SDhürfwund­e, die keine ärztliDhe Versorgung erfordern. Bei einem VerdaDht auf eine sDhwerere Verletzung sollte man hingegen einen Arzt aufsuDhen oder den Notdienst alarmieren.

Das gilt insbesonde­re

bei AnzeiDhen für einen BruDh,

fen. Gerade bei den von Senioren gern genutzten Pedelecs ist ein Kopfschutz wichtigerd­ennje.“

Ein Blick in das aktuelle Trauma-Register zeigt, dass Schädel-Hirn-Traumen die häufigsten lebensgefä­hrlichen Verletzung­en nach einem schweren Fahrradunf­all sind. Senioren haben bei diesen Verletzung­en aus verschiede­nen Gründen geringere Überlebens­chancen als jüngere Unfallopfe­r, Ein Grund ist, dass viele ältere Menschen auf Medikament­e zur Blutverdün­nung angewiesen sind. Bei einer Kopfverlet­zung kann dadurch eine Hirnblutun­g ausgelöst werden, die akut lebensgefä­hrlich verlaufen kann.

Auch bei einem weniger dramatisch­en Verlauf ist ein Fahrrad- oder Pedelecunf­all für Senioren mit einem erhöhten Risiko für schwere

eine Wirbelsäul­enverletzu­ng oder für innere Verletzung­en im Brust-, BauDh- oder BeDkenbere­iDh, die vor allem infolge von Kollisione­n mit Autos entstehen können. Wenn das Unfallopfe­r über starke SDhmerzen klagt, siDh niDht bewegen kann oder bewusstlos ist, kann es lebensents­Dheidend sein, dass sofort die bundesweit gültige Notfallnum­mer 112 verständig­t wird.

und langwierig­e Verletzung­en verbunden, die oft einen längeren Krankenhau­saufenthal­t plus anschließe­nder Reha erforderli­ch machen. „Neben Kopfverlet­zungen zählen insbesonde­re Verletzung­en an den Armen und Beinen zu den besonders häufigen schweren Sturzverle­tzungen. Seltener sind die Wirbelsäul­e und das Becken betroffen“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Ingke Jürgensen. Direktorin der Universitä­tsklinik für Orthopädie und Unfallchir­urgie im Klinikum Oldenburg. Oft liege bei diesen Brüchen auch eine Osteoporos­e vor.

Wieder mobil werden

Erschweren­d komme hinzu, dass Knochen und Gewebestru­kturen mit – im wahrsten Sinne des Wortes – tragender Funktion im Seniorenal­ter ein nachlassen­des Regenerati­ons-

Eine schützende Wirkung

hat eine gute Fitness und BewegliDhk­eit. Abgesehen von den Risiken bringt die Nutzung eines PedeleDs gerade im Alter viele Vorteile, betont Dr. Ingke Jürgensen: „Neben der Freude am Fahren aus weitgehend eigener Kraft gehört dazu auDh der Erhalt der Mobilität.“Jeder Kilometer mit dem PedeleD sei sehr positiv für die Gesundheit.

und Heilungsve­rmögen aufweisen. Trotz großer Anstrengun­gen gelingt es einem älteren Menschen mitunter nur bedingt oder gar nicht mehr, die vor dem Unfall bestehende Mobilität wiederzuer­langen.

Entscheide­nd für den Behandlung­serfolg ist eine möglichst schnelle und qualifizie­rte medizinisc­he Versorgung der Verletzung. So müssen zum Beispiel Brüche des Oberschenk­elhalses oder des Oberschenk­elknochens in der Regel möglichst zeitnah operiert werden, damit die Chance auf Heilung verbessert wird und eine längere Immobilitä­t vermieden werden kann, erklärt Jürgensen: „Ziel ist es, dass der Patient schon am Tag nach der Operation wieder auf die Beine kommt und erste leichte Übungen unter Anleitung eines Physiother­apeuten absolviert.“

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BILD: KLAUS HILKMANN
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