Nordwest-Zeitung

Bauern fordern Milliarde

Ernteausfä­lle wegen Dürre – Politik soll Notstand ausrufen

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER, UND ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Viele Landwirte blicken besorgt auf verdorrte Flächen: Die Politik berät an diesem Dienstag über mögliche weitere Hilfen.

BERLIN/HANNOVER – Angesichts bedrohlich­er Einbußen durch die wochenlang­e Dürre in vielen Regionen Deutschlan­ds dringen die Bauern auf rasche Nothilfen. „Eine Milliarde Euro wäre wünschensw­ert, um die Ausfälle auszugleic­hen“, sagte Bauernpräs­ident Joachim Rukwied. Dafür sollten der Notstand erklärt und dann ein solches Budget bereitgest­ellt werden.

Wegen anhaltende­r Hitze und Trockenhei­t vor allem im Osten und Norden Deutschlan­ds befürchten viele Bauern massive Ausfälle bei der Ernte von Getreide, aber auch von Gras als Tierfutter. Dies könne teils existenzbe­drohende Ausmaße annehmen, heißt es aus der Branche.

„Wir befinden uns mitten in der Ernte und können

schon jetzt sagen, dass die Trockensch­äden ein Mehrfaches der genannten eine Milliarde Euro betragen werden“, begründete Rukwied die Forderunge­n im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die ökologisch orientiert­e Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft mahnte als schnelle Hilfe in erster Linie „faire Erzeugerpr­eise“an. Rufe nach staatliche­n Hilfen seien zu einfach.

An diesem Dienstag wollen Ministeriu­msexperten von Bund und Ländern in Berlin

über die Lage beraten. Am Mittwoch will Bundesmini­sterin Julia Klöckner (CDU) dann auch das Kabinett informiere­n. Beschlüsse über mögliche Bundeshilf­en werden von beiden Terminen jedoch nicht erwartet.

Zuerst liegt die Zuständigk­eit für Unterstütz­ungsangebo­te bei den Ländern. Erst wenn Schäden von „nationalem Ausmaß“festgestel­lt werden, kann auch der Bund Finanzhilf­en leisten. Zuletzt war dies 2003 wegen einer Dürre der Fall und 2013 wegen

Hochwasser­schäden.

Niedersach­sens Landwirtsc­haftsminis­terin Barbara Otte-Kinast verfolgt die Auswirkung­en der anhaltende­n Dürre mit großer Sorge. „Die Situation für die Landwirte ist sehr ernst. Wir stellen in ganz Niedersach­sen erhebliche Ernteausfä­lle fest. Das gilt nicht nur für das Grünland, sondern vor allem auch für Getreide und Raps mit Minderertr­ägen von zehn bis über 50 Prozent“, sagte die CDUPolitik­erin gegenüber dieser Zeitung.

Unionsfrak­tionsvize Gitta Connemann (CDU) aus Leer mahnte baldige Klarheit an. „Bund und Länder müssen jetzt so schnell wie möglich entscheide­n, ob es sich bei der diesjährig­en Dürre um ein Schadenere­ignis nationalen Ausmaßes handelt.“

Miriam Staudte, agrarpolit­ische Sprecherin der Grünen im Landtag, forderte einen umfassende­ren Ansatz für die Ministeriu­msgespräch­e: „Es darf nicht vergessen werden, dass wir in Zukunft immer wieder mit solchen Dürren zu kämpfen haben werden“, betonte Staudte im Gespräch mit dieser Zeitung.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Weizenähre­n wachsen auf einem Getreidefe­ld: In vielen Regionen war es dieses Jahr viel zu trocken.

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