Wie Streaming-Dienste das Fernseh-Verhalten ändern
On-Demand-Plattformen ändern das Zuschauerverhalten – Hohe Kosten möglich
Junge Menschen schalten nicht mehr um 20.15 Uhr ein, sondern wann immer sie wollen. Doch wer diese Freiheit in vollen Zügen genießen will, muss vor allem eins: Zahlen.
O'DE ( Das Fernsehen hat bei jungen Menschen einen schweren Stand. Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon und Co kommen da deutlich besser weg. Aber woran liegt das eigentlich? Ich habe mich einmal in meinem Freundes- und Bekanntenkreis umgehört.
Es „kennt“mich, hat stets neue Ideen für mich und begrüßt mich sogar mit meinem Namen: mein Netflix-Konto. Besonders intensiv wurde unsere Beziehung, als ich die Eigenproduktion „Narcos“für mich entdeckte. Fortan las ich abends kein Buch mehr, sondern sah mir stets ein bis zwei Folgen an. Die Serie um den ehemaligen kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar zog mich so sehr in den Bann, dass ich noch nicht einmal in Versuchung geriet, zwischendurch aufs Handy zu schauen. Endlich wusste ich, wovon das ganze Netz sprach, denn die Serie feierte einen weltweiten Siegeszug. Serien, bei denen alle Folgen sofort verfügbar sind, haben einen Suchtfaktor.
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Aber halt! War da nicht noch etwas anderes? Das sogenannte Fernsehen? Glaubt man aktuellen Medienberichten, hat das Fernsehen für die jüngere Generation ausgedient. Wir gucken angeblich alle lieber On-Demand als damal
rauf zu warten, dass kommende Woche endlich die neue Folge unserer Lieblingsserie läuft. Und das egal zu welcher Uhrzeit.
Ich wollte es genauer wissen und hörte mich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis um. An meiner natürlich nicht repräsentativen Umfrage – oder vielleicht doch?! – haben 18 Menschen im Alter zwischen 21 und 27 Jahren teilgenommen. Einige studieren noch, andere arbeiten
schon. Was soll ich sagen? Der überwiegende Großteil schaut entweder kaum bis gar kein Fernsehen mehr. „Ich schaue kaum noch TV – circa zwei Stunden pro Woche. Wenn ich schaue, dann wegen Nachrichten“, antwortete mir etwa ein Bekannter. Er hat das Gefühl, bei Streamingdiensten deutlich hochwertigere Serien sehen zu können und ist auch von dem Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt. Außerdem kann er die Folgen
ohne Werbung sowie Pausen sehen.
„Fernsehen ist für mich ein überholtes Medium, da es zu wenig Freiraum ermöglicht. Man ist an Zeiten gebunden, die meisten TV-Serien sind nicht aktuell und ausgelutscht“, meint ein anderer. Nicht wenige lassen Streamingdienste während des Frühstücks oder Abendbrots nebenher laufen. Was ich besonders interessant finde: Einige besitzen noch nicht ein- mehr einen Fernseher und vermissen ihn auch scheinbar nicht. Wenn dann doch einmal die Flimmerkiste angestellt wird, dann nur wegen Nachrichten (vorzugsweise bei den Öffentlich-Rechtlichen und ntv) und bei Sportereignissen. Dass Fernsehen mittlerweile nur noch so wenig Begeisterung entfacht, hat mich dann doch etwas überrascht. Eigentlich ist es beim Fernsehen ja wie bei all den Streamingdiensten und PayTV: Wenn man sich das Programm genau anschaut, ist für jeden etwas dabei. Ich würde es schade finden, wenn auch sämtliche Live-Unterhaltungssendungen von der Bildfläche verschwinden würden. Denn Lagerfeuer-Feeling haben Shows auf Abruf nicht. Um die volle Bandbreite von Pay-TV genießen zu können, muss man vor allem eines: zahlen.
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Doch selbst bei Sportereignissen könnten Streamingdienste dem Sportfernsehen, wie wir es bisher kennen, langsam aber sicher den Rang ablaufen. Die Fußball-Champions League läuft bekanntermaßen ab der kommenden Saison nur noch auf dem Bezahlsender Sky. Kunden können per App die Spiele auch auch dem Tablet oder Smartphone sehen. Aber auch weitere Spiele der Basketballbundesliga, der Fußballbundesliga und weiterer Fußballligen scheinen nach und nach ins Pay-TV zu wandern.
Kehrseite der neuen Bequemlichkeit und schier endlosen Auswahl: Das Fernsehvergnügen wird teuer. Denn wer will schon für ein Sky-, YouTube Premium-, Netflix-, Dazn-Abo und den Rundfunkbeitrag monatlich zahlen. Ob es das wert ist, muss jeder selbst entscheiden.