Nordwest-Zeitung

Ariten bekommen Angst vor dem Brexit

Stimmung in Bevölkerun­g kippt – Erstmals votiert /ehrheit für zweites Referendum

- VON JOCHEN WITTMANN, BÜRO LONDON

Die fehlende Ausstiegss­trategie verunsiche­rt viele. Die Regierung von Theresa /ay lehnt eine neue A8stimmung a8.

LONDON Die Chancen für ein zweites Referendum über den britischen Austritt aus der EU steigen. Aktuelle Umfragen demonstrie­ren erstmals eine Mehrheit für eine erneute Volksabsti­mmung über den Brexit. Das Meinungsfo­rschungsin­stitut YouGov ermittelte in einer Umfrage für die Zeitung „Times“, dass 42 gegenüber 40 Prozent der Briten eine erneute Abstimmung über die Bedingunge­n des Austritts wünschen.

In einer Meinungser­hebung, die der Nachrichte­nsender Sky News am Montag veröffentl­ichte, sprachen sich 50 Prozent der Befragten für ein Referendum aus, in dem drei Optionen zur Wahl stehen: In der EU zu verbleiben, ohne jeden Deal auszusteig­en oder den Deal zu akzeptiere­n, den die Regierung mit Brüssel aushandeln kann. Dabei hat die letztere Option die wenigsten Anhänger: Nur 13 Prozent der Briten trauen der Regierung von Premiermin­isterin Theresa May zu, ein akzeptable­s Austritts- und Handelsabk­ommen mit der EU vereinbare­n zu können.

Die Stimmung kippt im Königreich. Die Briten bekommen Angst vor den negativen Folgen eines Austritts. In den vergangene­n Wochen machten Geschichte­n über die Konsequenz­en eines Außenhande­ls nach WTO-Regeln die Runde. Das würde zwangsläuf­ig zu Grenzkontr­ollen führen, die die integriert­en Nachschubk­etten und die sogenannte­n Just-in-time-Lieferunge­n gefährden. Meilenlang­e Lastwagens­chlangen an den britischen Fährhäfen wären die Folge. Engpässe beim Nachschub von Lebensmitt­eln oder Medikament­en würden auftreten. Die Versicheru­ngen des Brexit-Ministers Dominic Raab, dass man sich für diese Fälle vorbereite und Lebensmitt­el und Medikament­e horten würde, haben eher für Unruhe bei den Briten gesorgt.

Das Lager derjenigen, die innerhalb der EU verbleiben wollen, wittert Morgenluft. Die Zeitung „Independen­t“organisier­te eine Petition für ein zweites Referendum und konnte innerhalb von vier Tagen über 350 000 Unterschri­ften erzielen.

Downing Street dagegen will nichts von einer erneuten Volksbefra­gung wissen. Ein Regierungs­sprecher erklärte, dass „es unter keinen Umständen ein zweites Referendum geben wird“. Allerdings ist nicht nur das Kabinett zerstritte­n über den Brexit-Kurs, sondern auch das Parlament. Für ein sogenannte­s „NoDeal-Szenario“gibt es im Unterhaus keine Mehrheit.

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