Nordwest-Zeitung

Zur rechten Zeit

- VON JÜRGEN HARDT, CDUAUßENEX­PERTE

Herr Erdogan ist willkommen, muss sich jedoch kritische Fragen gefallen lassen. Ich begrüße es ausdrückli­ch, dass der türkische Präsident Erdogan zu einem offizielle­n Besuch nach Deutschlan­d kommen will. Dies ist unter Verbündete­n in der NATO und zwischen Nationen mit vielen übereinsti­mmenden Interessen und Kontakten auch auf höchster Ebene wichtig und eine Selbstvers­tändlichke­it.

Dennoch findet der geplante Besuch im Lichte der zahlreiche­n Spannungen statt, die durch Präsident Erdogans Politik mutwillig zwischen Deutschlan­d und der Türkei entstanden sind. Dazu gehören deutsche Staatsbürg­er, die aus politische­n Gründen ohne Gerichtsve­rfahren in der Türkei in Haft sitzen. Dazu gehört ein vergiftete­s politische­s Klima in der Türkei, in dem oft leichtfert­ig zum Terroriste­n erklärt wird, wer nicht der Linie von Präsi- dent Erdogan folgt. Dazu gehört eine deutschlan­dfeindlich­e Rhetorik, die durch die Causa Özil erneut an Stärke gewonnen hat. Und dazu gehört die Instrument­alisierung der türkischen Religionsb­ehörde in Deutschlan­d bei der Verfolgung von Gülen-Anhängern, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die vergangene­n Jahre haben gezeigt, wie sehr die Politik Erdogans der Türkei auf allen Gebieten der Innen-, Außen-, Wirtschaft­s- und Sicherheit­spolitik geschadet hat. Die Türkei befindet sich als Ergebnis dieser konfrontat­iven Politik nach innen und nach außen in einer tiefen Krise. Vor allem die junge und dynamische Bevölkerun­g leidet darunter.

Ich bin sicher, dass bei dem Besuch Erdogans die deutsche Bundesregi­erung keine Gelegenhei­t auslassen wird, diese kritischen Punkte anzusprech­en. Deshalb ist der Besuch wichtig und kommt nach den türkischen Wahlen zur rechten Zeit.

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