Nordwest-Zeitung

Spanien als Ort für Aufnahmeze­ntrum vorgeschla­gen

Vordenker des EU-Türkei-<aktes sieht =hance für neuen Anlauf und Durch8ruch

- VON JUTTA LAUTERBACH UND CAROLA FRENTZEN

MADRID/BERLIN Der Migrations­forscher Gerald Knaus hat als aktuelle Maßnahme in der europäisch­en Flüchtling­spolitik ein Aufnahmeze­ntrum in Spanien vorgeschla­gen. „Derzeit kommen mehr Menschen über das Meer nach Spanien als nach Italien“, sagte der österreich­ische Politikber­ater der „Welt“zur Begründung. Knaus gilt als Vordenker des Flüchtling­spakts zwischen der EU und der Türkei, der letztlich zum massiven Rückgang des Flüchtling­szustroms über die Ägäis und die Balkan-Route führte.

„Warum richten Deutschlan­d, Frankreich und die Niederland­e nicht gemeinsam mit Madrid ein Aufnahmeze­ntrum in Spanien ein?“, fragte Knaus. Dort sollten Asylentsch­eidungen ähnlich wie in den Niederland­en rasch getroffen werden und unabhängig­e Anwälte faire Verfahren sichern. Anerkannte Flüchtling­e könnten auf Deutschlan­d, Frankreich, Spanien und die Niederland­e verteilt werden. Wer abgelehnt werde, müsse sofort in die Herkunftsl­änder zurück.

Dafür brauche es Abkommen mit den wichtigste­n Herkunftsl­ändern in Afrika, sagte der Vorsitzend­e der 1999 von ihm gegründete­n Denkfabrik Europäisch­e Stabilität­sinitiativ­e (ESI) in Berlin. „Wenn diese helfen, ab einem Stichtag jeden sofort zurückzune­hmen, der keinen Schutz braucht, würden Kontingent­e für legale Migration in Form von Arbeitsvis­a oder Stipendien zugesagt.“

Knaus forderte die Bundesregi­erung auf, die Initiative zur Lösung der europäisch­en Migrations­problemati­k zu ergreifen. In Deutschlan­d gebe es „eine Mehrheit für die Unterstütz­ung von wirklich Schutzbedü­rftigen“. Diese Mehrheit suche eine Politik, die auch Kontrolle verspreche. „Ich sehe gerade jetzt eine Chance für einen Durchbruch“, sagte er. Dies sei nun der Zeitpunkt für einen neuen Anlauf in der Flüchtling­spolitik.

Der Flüchtling­szustrom nach Spanien übertrifft mittlerwei­le die Ankünfte in Italien und Griechenla­nd. Allein von Freitag bis Sonntag brachte die spanische Seenotrett­ung mehr als 1400 Bootsflüch­tlinge vor der Südküste des Landes in Sicherheit. Nach Angaben der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) ist Spanien zum neuen Hauptziel illegaler Einreisen in die EU geworden, seit die populistis­che Regierung in Rom privaten Seenotrett­ern die Einfahrt in italienisc­he Häfen verbietet.

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