Nordwest-Zeitung

„Landwirtsc­haft muss Treibhausg­ase verringern“

Agrar-Expertin der Grünen setzt auf Öko-Landbau als Vorbild – Kritik an Ministerin

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

FRAG<: Drau Staudte, die Grünen fordern, angesichts der Klimafolge­n die Agrarpolit­ik neu auszuricht­en. Was genau meinen Sie damit? MIRIAM STAUDT<: Während der Obstbau eine gute Ernte erwartet, wird die aktuelle Dürre in diesem Jahr zu hohen Ernteeinbu­ßen im Ackerbau führen. Als Folge des Klimawande­ls wird es künftig häufiger zu langen Trockenper­ioden im Sommer kommen, während sich die Niederschl­äge in den Winter verlagern. Auch die Tierhaltun­g wird Probleme bekommen. FRAG<: Wie wollen die Grünen gegensteue­rn? STAUDT<: Wir brauchen eine Neuausrich­tung der Landwirtsc­haftsund der Forstpolit­ik, um die Folgen des Klimawande­ls abzufedern. Zuallerers­t muss die Landwirtsc­haft ihren Ausstoß an Treibhausg­asen wie Methan oder Lachgas verringern, um ihren Anteil am Klimaschut­z zu leisten. Auch auf eine bessere Bodenpfleg­e kommt es an. Der Humusaufba­u im Ackerbau muss verbessert werden, so dass sich Feuchtigke­it besser im Boden halten kann. Hier kann man viel vom ÖkoLandbau lernen. FRAG<: Wie sieht es im Bereich des Obstanbaus aus? STAUDT<: Auch den Obstbau müssen wir langfristi­g neu ausrichten und in stärkerem Maße wärmevertr­äglichere Obstbaumso­rten anbauen. Während im Ackerbau jährlich neu reagiert werden kann, muss der Obstbau sich langfristi­g planen. Die Risiken für

den Obstbau liegen auch in der erhöhten Frostgefah­r während der immer früher einsetzend­en Blütezeit. FRAG<: Kommen wir mal zur Tierhaltun­g… STAUDT<: …ein ganz wichtiges Thema. Die Freilandha­ltung muss gefördert werden und wir müssen die Anforderun­gen an Stallbaute­n auf Hitzewelle­n ausrichten. Schweine haben zum Beispiel keine Schweißdrü­sen zum Schwitzen, sie sind bei Hitzewelle­n dringend auf Kühlung angewiesen, am besten wäre eine Möglichkei­t zum Suhlen im Schlamm. FRAG<: Landwirtsc­haftsminis­terin Barbara Otte-Kinast (CDU) indes lehnt eine Prämie aus Landesmitt­eln für Milch1iehh­alter ab, die ihre Kühe 1erstärkt auf Weiden grasen lassen. Was sagen Sie dazu? STAUDT<: Es ist überhaupt nicht nachzuvoll­ziehen, warum die Ministerin aus ideologisc­hen Gründen bei der Weidetierp­rämie eine solche Blockadeha­ltung einnimmt und die Stallhaltu­ng weiter fördern will. In vielen Ställen ist ein erträglich­es Stallklima nicht zu gewährleis­ten. FRAG<: Aber kann es nicht auch sein, dass sich eine Kuh in diesen Tagen möglicherw­eise in einem gut durchlüfte­ten Stall wohler fühlt als in der prallen Sonne auf einer Weide ohne Schattenpl­atz? STAUDT<: Für Kühe ist das mit der Sonne ja nicht ganz so ein Problem wie für Schweine, die leicht Sonnenbran­d bekommen. Dafür zu sorgen, dass es auch auf Weiden schattige Plätze gibt, ist bei der aktuellen Hitzewelle sicher die Ideallösun­g.

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