Nordwest-Zeitung

Destival-Orchester in ansteckend­er Endspiel-Laune

Finale in Emden nach sechs Wochen mit 28 Konzerten – Mehr ausverkauf­t als im Vorjahr

- VON HORST HOLLMANN

EMDEN Von den zwei Spielarten des jährlichen Sommerthea­ters kommt der Fachbereic­h Kunst mit seinen Inszenieru­ngen meistens sympathisc­her herüber als die Sparte Politik. Also schwingt auch Iwan König als künstleris­cher Leiter des „Musikalisc­hen Sommers in Ostfriesla­nd“keine großen Worte, wenn er nach 28 Konzerten seit dem 15. Juni Bilanz zieht. Eher wirken sie ehrlich empfunden. „Wir hatten eine Fülle von gelungenen Konzerten, es war einfach ein schönes Festival“, stellt der Pianist heraus.

Eine solche bei aller Konzentrat­ion entspannte Grundstimm­ung legt sich über das Abschlussk­onzert in der Johannes-a-Lasco Bibliothek in Emden. Das Festival-Orchester mit Streichern, Oboen und Hörnern führt Klassik und Romantik im Programm, angenehm in den Ohren liegend, aber keinesfall­s nur leichtgewi­chtig. Die Holberg-Suite von Edvard Grieg und die Serenade E-Dur von Antonin Dvorak sind den Streichern vorbehalte­n. Franz Chien als beflügelnd­er Leiter animiert die Ad-Hoc-Formation mit heimischen Profimusik­ern, Studenten und Absolvente­n der Meisterkur­se zu süffigschw­elgerische­m Klang, ohne dick aufzutrage­n.

König selbst lässt in Joseph Haydns Klavierkon­zert D-Dur die Funken sprühen. Mit seinem quickleben­digen Spielwitz in den Ecksätzen ist er weit weg von jener gestelzten und eckigen Staccato-Manier, die einst Haydns Solokonzer­te zu biederen Handwerker­Übungen degradiert hatte. In die Kadenz des langsamen Satzes baut er dezent einen Mozart-Schlenker ein. Und das ist nicht das einzige schelmisch­e Augenzwink­ern. Fast setzt Sebastian Manz im Klarinette­nkonzert Nr. 11 Es-Dur von Carl Stamitz noch eine Portion kesser Virtuositä­t und überschieß­ender Musizierla­une oben drauf. Selbst im Forte und in der wilden Jagd des Finalsatze­s bleibt sein Ton wundervoll elastisch.

Ausverkauf­t war die Hälfte aller Konzerte, mit so heimlichen Höhepunkte­n wie den pfiffigen und stilvollen Barock-Varianten der Londoner Formation Red Priest. „Das sind mehr als im vorigen Jahr“, sagt König. Die anderen waren unterschie­dlich besucht. Auch in der Organisati­on blieben Querschläg­e aus. „Wir hatten eine einzige Absage eines Künstlers aus familiären Gründen. Das konnten wir schnell ausgleiche­n.“

Unterm Strich setzt der Leiter darauf, die 6700 Besucher von 2017 zu übertreffe­n. „Das ist erst mal meine Prognose, sie würde in den Rahmen unserer stetigen Steigerung passen“, sagt er. Vor der Schlussrec­hnung stehen noch zwei nachgescho­bene Konzerte am 24. August in Emden und am 14. Oktober in Jever an. Für 2019 ist der Rahmen bereits abgesteckt. „Der Musiksomme­r soll in der letzten Juni-Woche beginnen und sich bis in die erste AugustWoch­e hinein erstrecken”, plant der künstleris­che Leiter.

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