Kurzporträt über Ostfriesische Inseln
„Inselträume: Welten im Watt“am Donnerstag im ZDF – Idyllische Szenen und harte Fakten
Mit ihren Traumstränden locken die sieben Ostfriesischen Inseln jährlich Millionen Urlauber an. Der Massentourismus hat aber auch Schattenseiten, wie der ZDF-Film zeigt.
BORKUM/WANGEROOGE Welcher Seemann liegt bei Nacht im Bett? Wer mit diesem Merksatz die Namen der Ostfriesischen Inseln von Ost nach West aufzählen kann, der ist bestimmt schon dort gewesen – und das wahrscheinlich öfter. Denn Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum wirken wie Drogen: Die Inseln ziehen fast magisch Wiederholungstäter an, die dort immer wieder ihre Ferien verbringen.
Für die ZDF-Reportage „Inselträume: Welten im Watt“an diesem Donnerstag (22.15 Uhr) hat Autor Peter Kunz viele Interviews mit Gäs-
ten und Gastgebern geführt. Herausgekommen ist ein differenziertes Kurzporträt der sieben Inseln, die in Größe, Lage und Einwohnerzahl unterschiedlich sind. Autoverkehr gibt es nur auf Borkum und Norderney, dort geht es etwas städtischer zu.
Entschleunigung pur verspricht etwa das kleine Juist, wo bei ungünstiger Tide die Fähre häufig im Watt steckenbleibt. Einmal waren es zehn Stunden, erinnert sich der Kapitän trocken. Kleinere Verzögerungen
nehmen die Passagiere meist gelassen: Die Droge Ferien wirkt sofort, und der Stress bleibt auf dem Festland zurück.
Idyllische Szenen auf Juist, wo morgens die Kutschpferde über die leeren Wege trappeln, rasante Aufnahmen von Kitesurfern, die zu meterhohen Sprüngen in der Nordsee ansetzen, Eltern mit glücklichen Kindern am Badestrand – die Reportage spart nicht mit einladenden Bildern. Doch da sind immer wieder die Menschen, die aus unterschiedlichsten Perspektiven über ihr Insel-Leben berichten.
Ein gelernter Physiotherapeut erliegt dem Charme der Insel und einer Insulanerin, als Künstler verdient er sich mit verziertem Strandgut ein Zubrot. Eine junge Polin kam als Schülerin auf die Insel und betreibt mit ihrem Mann aus Marokko ein Restaurant. Beide fühlen sich gut angenommen als Zuwanderer.
Auf allen Inseln, aber besonders auf Juist und der großen Nachbarinsel Norderney mit seinem mondänen Staatsbad, sind jedoch auch die Kehrseiten des Tourismus spürbar. Die Immobilienpreise schießen in die Höhe und übersteigen sogar das Niveau von Sylt. Bis zu 20 000 Euro pro Quadratmeter kostet eine Eigentumswohnung in einem Norderneyer Plattenbau mit Meeresblick. Spätestens beim Traum vom dauerhaften Wohnen im Urlaubsparadies enden die „Inselträume“.