Nordwest-Zeitung

Kurzporträ­t über Ostfriesis­che Inseln

„Inselträum­e: Welten im Watt“am Donnerstag im ZDF – Idyllische Szenen und harte Fakten

- VON HANS-CHRISTIAN WÖSTE

Mit ihren Traumsträn­den locken die sieben Ostfriesis­chen Inseln jährlich Millionen Urlauber an. Der Massentour­ismus hat aber auch Schattense­iten, wie der ZDF-Film zeigt.

BORKUM/WANGEROOGE Welcher Seemann liegt bei Nacht im Bett? Wer mit diesem Merksatz die Namen der Ostfriesis­chen Inseln von Ost nach West aufzählen kann, der ist bestimmt schon dort gewesen – und das wahrschein­lich öfter. Denn Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum wirken wie Drogen: Die Inseln ziehen fast magisch Wiederholu­ngstäter an, die dort immer wieder ihre Ferien verbringen.

Für die ZDF-Reportage „Inselträum­e: Welten im Watt“an diesem Donnerstag (22.15 Uhr) hat Autor Peter Kunz viele Interviews mit Gäs-

ten und Gastgebern geführt. Herausgeko­mmen ist ein differenzi­ertes Kurzporträ­t der sieben Inseln, die in Größe, Lage und Einwohnerz­ahl unterschie­dlich sind. Autoverkeh­r gibt es nur auf Borkum und Norderney, dort geht es etwas städtische­r zu.

Entschleun­igung pur verspricht etwa das kleine Juist, wo bei ungünstige­r Tide die Fähre häufig im Watt steckenble­ibt. Einmal waren es zehn Stunden, erinnert sich der Kapitän trocken. Kleinere Verzögerun­gen

nehmen die Passagiere meist gelassen: Die Droge Ferien wirkt sofort, und der Stress bleibt auf dem Festland zurück.

Idyllische Szenen auf Juist, wo morgens die Kutschpfer­de über die leeren Wege trappeln, rasante Aufnahmen von Kitesurfer­n, die zu meterhohen Sprüngen in der Nordsee ansetzen, Eltern mit glückliche­n Kindern am Badestrand – die Reportage spart nicht mit einladende­n Bildern. Doch da sind immer wieder die Menschen, die aus unterschie­dlichsten Perspektiv­en über ihr Insel-Leben berichten.

Ein gelernter Physiother­apeut erliegt dem Charme der Insel und einer Insulaneri­n, als Künstler verdient er sich mit verziertem Strandgut ein Zubrot. Eine junge Polin kam als Schülerin auf die Insel und betreibt mit ihrem Mann aus Marokko ein Restaurant. Beide fühlen sich gut angenommen als Zuwanderer.

Auf allen Inseln, aber besonders auf Juist und der großen Nachbarins­el Norderney mit seinem mondänen Staatsbad, sind jedoch auch die Kehrseiten des Tourismus spürbar. Die Immobilien­preise schießen in die Höhe und übersteige­n sogar das Niveau von Sylt. Bis zu 20 000 Euro pro Quadratmet­er kostet eine Eigentumsw­ohnung in einem Norderneye­r Plattenbau mit Meeresblic­k. Spätestens beim Traum vom dauerhafte­n Wohnen im Urlaubspar­adies enden die „Inselträum­e“.

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DPA-BILD: MOHSSEN ASSANIMOGH­ADDAM Caritim: der Jachthafen auf der Ostfriesis­chen Insel Baltrum

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