Das Landvolk sieht rot
Hitzewelle setzt der Ernte schwer zu – 9ei :artoffeln Einbußen von bis zu ;0 Prozent
Große Sorgen bereiten auch die Futterbaubetriebe. Das Landvolk Niedersachsen zeigt sich alarmiert.
HANNOVER „Die völlig gegensätzlichen Witterungsextreme der Jahre 2017 und 2018 stellen für uns Landwirte eine außergewöhnliche Herausforderung dar“, sagt Albert Schulte to Brinke, Präsident des Landvolks Niedersachsen. Als Folge sieht der Agrarfunktionär in den besonders betroffenen Regionen „Ernteeinbußen, wie sie seit Jahrzehnten nicht vorgekommen sind“.
Wie hoch sind die Einbußen
Eine erste, noch vorläufige Bilanz zieht das Landvolk Niedersachsen für die nahezu abgeschlossene Getreideernte: Hier muss das Gesamtergebnis nochmals nach unten korrigiert werden, die Gesamternte wird mit vier Millionen Tonnen um rund ein Drittel niedriger ausfallen als im bereits unterdurchschnittlichen Vorjahr. Bei Kartoffeln und Zuckerrüben, die noch auf dem Feld stehen, rechnen die Landwirte nach Umfragen des Landvolkes mit Einbußen in der Größenordnung von 25 bis zu fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Wie ist die Situation beim Grünland
„Ganz große Sorgen bereiten uns die Futterbaubetriebe“, sagt Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke. Auf den Wiesen und Weiden wächst seit Anfang Juni kein Gras nach. Die Einbußen betragen laut Landvolk bereits mindestens 40 Prozent gegenüber Normaljahren. Wenn keine ergiebigen Niederschläge falVorräte len und damit im August noch einmal eine Grasernte ermöglichen, sind 60 bis 70 Prozent Verlust beim Grünland vorherzusagen. Jede dritte landwirtschaftliche Fläche in Niedersachsen wird als Grünland genutzt. Milchviehhalter, aber auch die Halter von Schafen, Ziegen oder Pferden, müssen bereits jetzt auf die knappen an Winterfutter zurückgreifen. Auch der Mais, der die Trockenheit viel besser als das Grünland kompensieren kann, leidet jetzt unter Hitze- und Trockenstress, damit verringert sich eine weitere Futterbasis. Was hilft gegen die >utterknappheit
„Wir appellieren an unsere Mitglieder, alle vorhandenen Grundfutterreserven zu mobilisieren und in bäuerlicher Tradition Selbsthilfe zu organisieren“, ruft Landvolkpräsident Schulte to Brinke zur Solidarität zwischen verschiedenen Betriebsformen und Landesteilen auf.
Welche Hilfen gibt es vom Land
Das Landwirtschaftsministerium plant die Auszahlung von Direktzahlungen so früh wie möglich umzusetzen. Das Ministerium geht davon aus, dass dies Anfang Dezember sein wird. Hitze und Trockenheit lassen das Futter für Nutztiere, wie oben beschrieben, knapp werden. Das Ministerium hat daher die Nutzung von Brachen als ökologische Vorrangflächen freigegeben. Außerdem wurde insbesondere für weidetierhaltende Betriebe die Möglichkeit einer vorübergehenden Abweichung von zeitlich beschränkten Nutzungsverboten geschaffen. Das Finanzministerium hat zudem mitgeteilt, dass für betroffene Landwirte die Möglichkeit besteht, Anträge auf Billigkeitsmaßnahmen oder Anpassung der Vorauszahlungen bei den Finanzämtern zu stellen.
Gibt es erste Reaktionen aus der Politik
„Staatliche Nothilfen können keine Dauerlösung sein. Weder Bund noch Länder können unbegrenzt Nothilfen leisten. Es müssen langfristig gemeinsam mit der Versicherungswirtschaft entsprechende Angebote ausgearbeitet werden“, findet Silvia Breher, CDU-Bundestagsabgeordnete aus Löningen (Kreis Cloppenburg).