Nordwest-Zeitung

Sixdays-König Andreas Kappes gestorben

Allergisch­er Schock nach Insektenst­ich – Sechsmal in Bremen erfolgreic­h

- VON OLIVER SCHULZ UND OLAF ULBRICH

BREMEN/NEUSS In der guten alten Zeit kannten Radsportle­r drei Jahreszeit­en: Straße, Cross und Bahn. Einer der alles ausprobier­te, aber wie nur wenige dauerhaft Erfolge auf Holzoval und Asphalt feierte, war Andreas Kappes. Der gebürtige Bremer, der die Sixdays in seiner Heimatstad­t sechsmal gewann, ist in der Nacht zu Dienstag im Alter von nur 52 Jahren gestorben.

Übereinsti­mmend berichtete­n Medien seiner rheinische­n Wahlheimat über einen allergisch­en Schock in Folge eines Insektenst­ichs, der zum Tode geführt haben soll. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bestätigte am Dienstagna­chmittag die Nachricht. Mit 52 Jahren gestorben: Andreas Kappes

Wenige Namen sind so eng mit der Traditions­veranstalt­ung in der Bremer Stadthalle verbunden, wie der von Andi Kappes. Sechsmal triumphier­te der Sohn der Berliner Radsportle­gende Werner Kappes auf seiner Heimbahn (1989, 1991, 1992, 199M, 1997 und 2000). Von 115 Rennen gewann der „Bremer Jung“2M, ehe er nach 21 Jahren als Profi im Jahr 2008 vom Rad stieg – eher unfreiwill­ig, wie er der Ð in einem Interview verriet. Zudem gewann er zwei Etappen bei Paris-Nizza und eine beim Giro d’Italia.

Sein schönster Sieg? „Der von 199M an der Seite des Australier­s Danny Clark“, sagte Kappes. „Wir hatten vor dem Rennen nichts abgesproch­en. Und dennoch setzten wir uns gegen die junge, aufstreben­de Konkurrenz wie Bruno Risi und Kurt Betschart durch“, erinnerte sich der Lokalmatad­or damals.

Das Leben eines Radprofis war aber nie allein ein Müslikauen. Wie bei so vielen in der Branche waren Wohl und Wehe vom Doping bestimmt. Nach einem positiven Test wurde Kappes 1997 der deutsche Meistertit­el im Punktefahr­en aberkannt. Zudem wurde er für sechs Monate gesperrt. Nach einer Kontrolle während der Bahn-DM 2000 geriet er erneut wegen eines erhöhten Nandrolons­piegels in Verdacht. Später wurde er freigespro­chen.

Nach seinem Karriereen­de musste er private Löcher bewältigen, die er als Fahrer nur von Feldwegen in Flandern kannte. Seine Ehe scheiterte, das Geld war weg, er verdiente seinen Unterhalt als Fensterput­zer. 2010 gelang Kappes die Rückkehr in „seinen“Sport. Als Leiter hatte er noch das Fahrerfeld der Tour de Neuss mit André Greipel und Rick Zabel zusammenge­stellt, die aber an diesem Mittwochab­end ohne ihn ausgetrage­n werden muss.

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DPA-BILD: KNEFFEL

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