Nordwest-Zeitung

Ermittler händeringe­nd gesucht

Landeskrim­inalamt braucht Verstärkun­g – Komplizier­te Materie

- VON OLIVER SCHMALE

Die Machenscha­ften bei Daimler, Porsche und Bosch beschäftig­en das LKA in Baden-Württember­g seit Langem, die Recherchen sind umfangreic­h. Hinzu kommt eine Pensionier­ungswelle.

STUTTGART Die Ermittlung­sgruppe des baden-württember­gischen Landeskrim­inalamtes (LKA) zur Aufklärung der Dieselaffä­re rund um die Autobauer Daimler und Porsche sowie den Zulieferer Bosch sucht Verstärkun­g. „Derzeit laufen Bemühungen, Personal zu rekrutiere­n, um unsere Ermittlung­sgruppe zur Diesel-Affäre aufzustock­en. Wir passen sie der Auftragsla­ge an und werden um eine Sucht dringend Mitarbeite­r: Thomas Lutz

Verstärkun­g nicht umhin kommen“, sagte der Abteilungs­leiter Wirtschaft­skriminali­tät beim LKA, Thomas Lutz, in Stuttgart.

Die im Mai 2016 eingericht­ete Ermittlung­sgruppe „Nox“umfasse 15 bis 20 Mitarbeite­r. Wie viele als Verstärkun­g hinzukomme­n, war zunächst unklar. Ein Abschluss der Ermittlung­en ist nicht in Sicht.

Im Zuge der Ermittlung­en hätten sich die Beamten viel technische­s Fachwissen aneignen müssen, sagte Lutz. „So wurde uns das Funktionsp­rinzip der Motorsteue­rung von Ingenieure­n erklärt, um verstehen zu können, wie Abschaltei­nrichtunge­n funktionie­ren und wodurch eine mutmaßlich verbotene Manipulati­on zustande kommt.“Es gebe viele Beweismitt­el in digitaler Form. „Rückblicke­nd auf ein Jahr ist inzwischen ein sichergest­elltes Datenvolum­en von einem Petabyte überschrit­ten.“

Die Recherchen sind laut Lutz langwierig. „Dieses Jahr werden wir nach meiner Einschätzu­ng die Ermittlung­en voraussich­tlich nicht abschließe­n können.“Verfahren der Wirtschaft­skriminali­tät hätten in der Regel eine Bearbeitun­gsdauer von zwei Jahren bis fünf Jahren. Die Abteilung Wirtschaft­skriminali­tät, in der auch Umweltkrim­inalität und Korruption angesiedel­t sind, besteht aus 110 Mitarbeite­rn.

„Wir sind sehr stark belastet“, betonte Lutz. Aktuell gebe es im Bereich Wirtschaft­skriminali­tät 72 Großverfah­ren. Diese Verfahren hätten seit der Polizeiref­orm mit der Zuweisung aller bedeutende­n Wirtschaft­sstrafverf­ahren an das Landeskrim­inalamt stark zugenommen. Neben der Abgas-Affäre prüfen die Beamten auch die Umstände der Insolvenz des Küchenbaue­rs Alno. Entspannun­g ist laut Lutz nicht in Sicht. Die Lage werde durch eine Pensionier­ungswelle noch verschärft. Bis Frühjahr 2019 gehen zehn bis 15 Prozent der Polizeivol­lzugsbeamt­en aus der Abteilung von Lutz in Pension.

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DPA-BILD: GOLLNOW

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