Nordwest-Zeitung

I& neuen Hei& geht*s in die n)chste Runde

Verein Trost-Reich plant für Herbst eine Jugendgrup­pe – Zusammenar­beit mit Schulen

- VON SUSANNE GLOGER

Gut eingelebt hat sich der Verein Trost-Reich in Etzhorn. 32 Kinder werden hier betreut.

ETZHORN Still sein. Weinen, wenn es andere nicht sehen. Schreien. Wütend etwas kaputt schlagen und sich anderen gegenüber aggressiv verhalten. Menschen trauern unterschie­dlich. Erwachsene können ihr Leid über den Verlust eines geliebten Menschen schon eher in Worte fassen. Kinder nur schwer oder gar nicht. Sie finden Hilfe im Verein „Trost-Reich“, der sein Angebot im Namen trägt: „Oldenburge­r Trauerbegl­eitung für Kinder und Jugendlich­e“. Im Juli 2017 wurde „TrostReich“als Verein eingetrage­n. Seit einem viertel Jahr arbeiten die Ehrenamtli­chen im neuen Domizil in Etzhorn.

„Wir haben uns super eingelebt“, sagt Hille Ballin vom Vereinsvor­stand, „es fehlt eigentlich nur noch ein Schreibtis­ch“, fügt Roswitha Althoff hinzu, die für die Offentlich­keitsarbei­t zuständig ist. Damit meint sie nicht nur konkret das Möbelstück, sondern auch den Plan, in Etzhorn Bürozeiten anzubieten. „Dann sind wir auch ansprechba­r, wenn jemand ohne Termin kommt.“

Jetzt in den Sommerferi­en herrscht allerdings Ruhe im ersten Stock des Gebäudes der Firma Liebscher (Am Patentbusc­h 6), wo der Verein gemietet hat. In den Ferien pausiert die Gruppenarb­eit. 32 Kinder werden laut Roswitha Althoff zurzeit betreut. 42 Ehrenamtli­che engagieren sich. Sie werden für diese Arbeit aus- und fortgebild­et sowie von einer pädagogisc­hen Fachkraft begleitet.

Für den Herbst plant der Verein, auch eine Gruppe für Jugendlich­e (13 bis 16 Jahre) @oxen sich erfolgreic­h durch: Hille Ballin (links) und Roswitha Althoff vom Verein Trost-Reich freuen sich über den Boxsack, der seit kurzem das neue Domizil bereichert.

anzubieten. Ganz wichtig ist ihm die Zusammenar­beit mit Schulen und Kindergärt­en. „Wir halten Vorträge an Schulen. Wir bieten auch an, eine Unterricht­seinheit zum Thema Trauer mitzugesta­lten“, sagt Hille Ballin. Bei Bedarf möge man sich melden (siehe Infokasten).

Ganz ruhig ist es gerade doch nicht: Im sogenannte­n Kuschelrau­m müssen noch Leitungen unter Putz. In dieses Zimmer, voller Kissen und angenehme Beleuchtun­g, kann sich ein Kind mit seiner

Betreuung zurückzieh­en. Es gibt viele Möglichkei­ten, seine Gefühle auszudrück­en. Sprache muss es nicht sein. Im Kreativrau­m, der durch das Mobiliar in Weiß und frischen Grüntönen gleich eine positive Wirkung aufs Gemüt hat, können die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Es gibt einen Ruheraum, einen Raum mit Spielen wie einem Tischkicke­r sowie den Gemeinscha­ftsraum, der sich auch zum Austoben bestens eignet. Auf den hübschen blau-grünen Kissen kann man während

der Begrüßungs­runde sitzen, mit ihnen aber auch eine herrliche Kissenschl­acht veranstalt­en.

Und nun endlich hängt auch der Boxsack. Nach den Ferien können die Kinder an ihm ihre Wut ablassen. Die Wut darüber, dass ein ganz wichtiger Mensch gestorben ist. Vielleicht macht das Boxen aber auch einfach nur Spaß. Und Spaß haben darf man auch haben, wenn jemand gestorben ist. Das und vieles mehr ist trostreich, weiß man bei Trost-Reich.

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BILD: SUSANNE GLOGER

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