Von Wahnbek auf die Aida-Flotte
Firma Bode Metall gibt Menschen eine neue Perspektive
Die Firma Bode Metall zeichnet sich durch ein besonderes Konzept aus. Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben, bekommen hier eine neue Perspektive.
WAHNBEK/ETZHORN Handläufe für die Reling von Kreuzfahrtschiffen, Wellen für die Räder von Einkaufswagen oder Haken, an denen in Produktionsbetrieben wie Brötje Heizkörper aufgehängt werden: Was da in einer Halle im Wahnbeker Gewerbegebiet Am Nordkreuz Tag für Tag entsteht, klingt erst einmal nach der Arbeit eines ganz normalen metallverarbeitenden Betriebs. Die Firma Bode Metall, die dort seit diesem Frühjahr ihren Sitz hat, ist aber alles andere als ein normaler Betrieb.
„Wir gehen neue Wege“, sagt Geschäftsführer Michael Bode und erklärt: „Wir bieten Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine großen Chancen haben, die Möglichkeit, zu zeigen was in ihnen steckt.“Langzeitarbeitslosen, Menschen mit Behinderungen und Flüchtlingen möchte der 46-Jährige eine Perspektive bieten. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Menschen Q eingesetzt an der richtigen Stelle Q viel mehr Potenzial entwickeln, als viele ihnen zutrauen“, sagt Bode.
Da spricht der Handwerksmeister und Arbeitspädagoge aus langer Erfahrung. Mit 30 wurde der gelernte Schiffbaumeister wegen Arthrose berufsunfähig, fing danach bei den Behindertenwerkstätten der Gemeinnützigen Werkstätten in Sandkrug an. 13 Jahre arbeitete Bode dort, war Gruppenleiter und baute viele Kundenkontakte auf. „Das war wie eine große Familie, aber dann wollte ich einen Schritt weitergehen.“
Er hatte eine pädagogische Ausbildung absolviert und im Alter von 40 Jahren seinen Metallbaumeister gemacht. In diesem Jahr folgte nun der Schritt in die Selbstständigkeit, gemeinsam mit seiner Frau Meike. „Sitzen, stehen, laufen, das geht hier so wie ich es will und kann“, sagt der 46Jährige. Bode kaufte zunächst die nötigen Maschinen und fuhr dafür Ruer durch Deutschland. Zwei Drehbänke, eine Fräse, drei Stanzen und eine Presse stehen nun unter anderem in der Halle am Nordkreuz in Wahnbek.
Stark nachgefragt werden zudem Schweißarbeiten.
Eine der Stanzen stammt aus dem Jahr 1963. Hoch und runter bewegt sich die Apparatur Q immer wieder. Winkel für die Meyer Werft entstehen hier. „Der Arbeitsprozess ist schnell und einfach zu erlernen und mit einfachen Mitteln verständlich zu machen“, sagt Bode. Eine Sprachbarriere gibt es da nicht.
„Die Arbeitsschritte werden so weit heruntergebrochen, dass jeder jede Arbeit machen kann“, sagt der Oldenburger und betont: „Jeder ist an seiner Maschine der Experte.“So können an den Maschinen Hunderte Teile entstehen. Denn: Bode Metall hat sich auf die Serienproduktion ab 100 Teilen spezialisiert.
Nach den ersten Monaten im laufenden Betrieb kann Bode sagen: „Es ist einfach toll, wie sich das entwickelt, wir scheinen da eine Lücke gefunden zu haben.“Größter Auftraggeber seien bisher die Caritas-Werkstätten. Und die Handläufe für die Reling von
Kreuzfahrtschiffen werden sich einmal in der Aida-Flotte wiederfinden. Die Geschäfte laufen inzwischen so gut, dass Bode die Betriebsfläche verdoppeln konnte und jetzt auf 500 Suadratmetern produziert wird.
Drei Vollzeitkräfte und einen 450-Euro-Jobber beschäftigt Bode aktuell. Zeitverträge gibt es bei ihm nicht. „Es ist mir ganz wichtig, niemanden auszunehmen“, betont er. Zwei Flüchtlinge gehören zu den Angestellten Q ein Iraker und ein Mann von der Elfenbeinküste. „Mir ist es wichtig, dass diese Menschen eine Chance bekommen, hier Fuß zu fassen. Sie können nichts dafür, dass dahinten Krieg ist“, sagt Bode, der sich auch als Idealist beschreibt.
Einstellen will der Metallbaumeister nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Menschen mit Behinderung. Sie sollen aber erst einmal ein Langzeitpraktikum absolvieren. Der Grund: „Wie reagieren sie ohne soziale BegleitungP Wie kommen sie damit zurecht, wenn sie ihren geschützten Raum verlassenP Schaffen sie es, alleine mit dem Bus hierherzukommenP“, zählt Bode auf. Ein Vorteil des Standortes am Nordkreuz: Die Bushaltestelle befindet sich direkt vor dem Betriebsgelände.
Bis zum Ende des Jahres möchte Bode acht Personen beschäftigen oder wie er ausdrückt: ihnen eine Perspektive bieten.
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