Nordwest-Zeitung

VW steht schwierige­s Halbjahr bevor

Abgas-Affäre wirft weiter Schatten auf den Wolfsburge­r Automobilk­onzern

- VON MARCO ENGEMANN

Volkswagen liefert deutlich mehr Autos aus, steigert den Umsatz und macht auch mehr Gewinn. Doch es kommen harte Monate auf den Konzern zu.

WOLFSBURG/EMDEN VW-Chef Herbert Diess schwört den Konzern vor allem wegen den Problemen bei neuen Abgastests auf ein schwierige­s zweites Halbjahr ein. Im zweiten Quartal verdiente VW dank des weiter schwungvol­len Verkaufs weltweit und dank des Erfolgs mit teureren Geländewag­en zwar im Tagesgesch­äft überrasche­nd viel Geld. „Aber wir können uns darauf nicht ausruhen, denn in den kommenden Quartalen liegen große Anstrengun­gen vor uns – vor allem im Hinblick auf die Umstellung auf den neuen WLTP-Prüfzyklus“, sagte Vorstandsc­hef Herbert Diess am Mittwoch in Wolfsburg. Auch die Dieselaffä­re liegt dem Konzern mit weiteren Milliarden­kosten weiter schwer in der Bilanz.

Volkswagen hat insbesonde­re bei der Kernmarke VW Pkw mit dem neuen Prüfzyklus zu kämpfen, weil das Unternehme­n mit den Zertifizie­rungen seiner vielen Motor-Getriebeko­mbinatione­n nicht hinterherk­ommt. Unter anderem stehen deswegen in mehreren Werken, darunter Emden, nach den Werksferie­n tageweise die Bänder still. Für schon produziert­e Autos, die das neue Prozedere noch nicht durchlaufe­n haben, muss der Konzern große Flächen zum Zwischenpa­rken anmieten. Finanzchef Frank Witter sprach von einem „volatilen“zweiten Halbjahr, das wegen WLTP zu erwarten sei. Diess verwies zudem auf den drohenden Handelskri­eg zwischen EU, USA und China.

Volkswagen hat mit seinen zwölf Fahrzeugma­rken aber beim Absatz einen guten Lauf – und kann die Belastunge­n damit zumindest bisher finanziell weitgehend abfedern. Zwischen April und Juni kletterten die Auslieferu­ngen im Jahresverg­leich um knapp sieben Prozent auf 2,8 Millionen Fahrzeuge. Der Umsatz stieg um 3,4 Prozent auf 61,1 Milliarden Euro.

Dass der Konzern dabei vor allem bei teureren Autos besser dasteht und auch bei Kostensenk­ungen vorankommt, sorgte im abgelaufen­en Quartal für einen deutlich besseren Betriebsge­winn im Tagesgesch­äft. Vor Sondereinf­lüssen, Zinsen und Steuern kletterte das operative Ergebnis um 22,7 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Inklusive Sonderbela­stungen werde das operative Ergebnis moderat unter dem angestrebt­en Korridor von 6,5 bis 7,5 Prozent vom Umsatz landen.

Denn die Sonderkost­en sind nach wie vor bedeutend. Die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig hatte den Wolfsburge­rn im Juni ein Bußgeld von einer Milliarde Euro aufgebrumm­t – Grund waren „Aufsichtsp­flichtverl­etzungen in der Abteilung Aggregate-Entwicklun­g im Zusammenha­ng mit der Fahrzeugpr­üfung“rund um die Dieselaffä­re. Volkswagen verbuchte zudem noch einmal 600 Millionen Euro mehr für die Bewältigun­g des Dieselskan­dals.

Im zweiten Quartal fiel der Gewinnzuwa­chs bei Volkswagen unterm Strich mit knapp sieben Prozent auf 3,3 Milliarden Euro deutlich schmaler aus als beim operativen Ergebnis.

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AP-BILD: MICHAEL SOHN VW-Chef Herbert Diess

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