Nordwest-Zeitung

US-Präsident Donald Trump kritisiert US-Notenbank

Ist die Unabhängig­keit der Geldpoliti­k bedroht? – Finanzwelt reagiert gereizt auf Äußerungen

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WASHINGTON/DPA Vom Weißen Haus bis zur US-Zentralban­k Federal Reserve ist es nur ein Spaziergan­g. Dennoch bleiben die Vertreter der Institutio­nen für gewöhnlich auf Distanz zueinander – aus gutem Grund: Um eine unabhängig­e Geldpoliti­k zu gewährleis­ten, soll sich die Regierung aus den Entscheidu­ngen der Währungshü­ter heraushalt­en.

US-Präsident Donald Trump schert sich jedoch wenig um solche Gepflogenh­eiten. Vor knapp zwei Wochen legte er jegliche Zurückhalt­ung ab und erklärte in einem TV-Interview frei heraus, er sei mit der US-Geldpoliti­k „nicht glücklich“. Der Grund liegt auf der Hand: Während Trumps Regierung die boomende Wirtschaft mit Steuersenk­ungen weiter befeuert, steuert die Fed einer Überhitzun­g entgegen – zweimal hat sie den Leitzins 2018 schon erhöht und zwei weitere Zinsschrit­te bis Jahresende in Aussicht gestellt.

Obwohl das Weiße Haus nach dem Interview in einem Statement beteuert hatte, Trump wolle sich nicht in die Belange der Fed einmischen und respektier­e „natürlich“deren Unabhängig­keit, machte der Präsident seinen Standpunkt danach noch einmal bei Twitter deutlich: „Ich mag es nicht, wenn ich die Zinsen steigen sehe nach all der Arbeit, die wir in die Stärkung der Wirtschaft gesteckt haNotenban­k ben.“Während China, die EU und andere ihre „Währungen und Zinsen nach unten manipulier­t“hätten, werde der Dollar mit jedem Tag stärker und nehme den USA ihren „großen Wettbewerb­svorsprung“. Dass der Dollar aufwertet, ist Trump ein besonderer Dorn im Auge, da dies US-Waren im Ausland verteuert und so die Exportwirt­schaft bremst.

Eines der zentralen Ziele seiner Regierung ist es, die hohen Außenhande­lsdefizite der USA zu verringern. Trump interpreti­ert sie einer Art „Nullsummen-Ökonomie“folgend als Zeichen von Schwäche und als das Ergebnis unfairer Handelsabk­ommen. Nun fürchtet ausgerechn­et er, der im Wahlkampf noch gepoltert hatte, die Fed würde mit künstlich niedrigen Zinsen Finanzblas­en riskieren, dass eine zu straffe Geldpoliti­k die Wirtschaft abwürgt und seiner Politik schadet.

In der Finanzwelt sorgen Trumps Aussagen für viel Gesprächss­toff. „Lässt sich seine öffentlich vorgetrage­ne Kritik schon als Angriff auf die Unabhängig­keit der Notenbank ansehen? Ist diese gar bedroht?“– diese Fragen warf etwa Commerzban­k-Analyst Bernd Weidenstei­ner vor der Zinssitzun­g auf. Das Fazit des Experten: Auf den ersten Blick sei die Fed zwar vor politische­m Druck durch institutio­nelle Sicherunge­n geschützt. „Längerfris­tig wird die US- aber keine Politik verfolgen können, die den Vorstellun­gen von Regierung und Kongress zuwiderläu­ft.“

In den USA fiel das Echo indes ziemlich klar aus. „Es ist nicht der Job der Fed, Trump glücklich zu machen“, schrieb das marktliber­ale „Wall Street Journal“, das im Verlag von Medienmogu­l Rupert Murdoch erscheint, der als enger Trump-Vertrauter gilt und auch dessen Haus-und-HofSender Fox News betreibt. Der Präsident habe mit seiner Kommentier­ung der Zinspoliti­k eine „Linie überschrit­ten“, die die Zentralban­k nun mit Nachdruck neu einzeichne­n müsse, berichtete das einflussre­iche Wirtschaft­sblatt.

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