Bauern können auf schnelle Hilfe hoffen
Bundesagrarministerin spricht von „alarmierender Situation9 wegen anhaltender Dürre
Auch für die Grünkohl8 ernte könnte die anhal8 tende Hitze Folgen ha8 ben. Bauernpräsident Joachim Rukwied spricht von einem „katastropha8 len Ausmaß der Dürre8 schäden9 und fordert fi8 nanzielle Unterstützung.
BERLIN/OLDENBURG Angesichts drohender Futterknappheit für Vieh in vielen Regionen Deutschlands können Tierhalter mit schnellen Dürre-Nothilfen rechnen. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) sprach am Mittwoch in Berlin von einer alarmierenden Situation und stellte rasche Unterstützung in Aussicht – auch um Notschlachtungen zu vermeiden.
Die Länder sollen nun rasch Hilfsprogramme vorlegen, die der Bund dann flankieren will. Bei Getreide erwarten die Bauern inzwischen eine noch schlechtere Ernte als befürchtet und dringen auf Unterstützung. Klöckner bekräftigte aber, dass darüber erst nach der für Ende August geplanten amtlichen Erntebilanz zu entscheiden ist. Die Dürre sorgt für ein weiteres Jahr mit Einbußen. Vertreter von Bund und LKndern beraten daher in Berlin über die Folgen und mögliche Hilfen für die Bauern.
„Die Dürre trifft unsere Bauern in Deutschland sehr hart“, sagte die Ministerin, die auch das Kabinett über die Lage informierte. Auch die Grünkohlernte in Niedersachsen könnte aufgrund der wochenlangen Trockenheit bedroht sein, berichtete der NDR mit Verweis auf Aussagen der Erzeugergemeinschaft Elo-Frost (Vechta). Demnach sei der erste Grünkohl kleiner als gewöhnlich, erklärte Geschäftsführer Mathias Rikus.
In vielen Regionen wird die Futterversorgung kritisch, sagte die Ministerin. So
wächst einmal gemähtes Gras wegen der Dürre nicht für den sonst üblichen zweiten und dritten Schnitt nach. Auch Mais verkümmert. Viehhalter müssen Futter zukaufen, was aber gerade schwierig ist. Denn Osteuropa fällt als Markt weitgehend weg – aus Vorsicht wegen der dort auftretenden Afrikanischen Schweinepest. Als Reaktion auf die derzeitige Futterknappheit dürfen Ökobetriebe nun auch konventionell erzeugtes Raufutter zukaufen.
Milchbauern haben nach jüngsten Preiskrisen aber kaum Rücklagen. Daher kom-
me es auf schnelle Hilfen an. „Kühe fressen Futter und kein Geld“, sagte Klöckner.
Belastend kommt hinzu, dass zunehmende Schlachtungen auf die Preise drücken. „Wegen der Hitze haben die Leute wenig Appetit auf ein herzhaftes Steak“, sagte Fleischexperte Matthias Kohlmüller von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI).
Normalerweise würden im Juni und Juli 17 000 bis 19 000 Kühe pro Woche geschlachtet. In den vergangenen Wochen seien es aber bis zu 22 000 Kühe gewesen. „Dieses Überan- gebot verschärft den Preisverfall noch zusätzlich“, sagte Kohlmüller. Auf die Verbraucherpreise habe dies aber keinen Einfluss.
Generell ist der Fleischkonsum im Sommer gebremst, viele Käufer sind auch im Urlaub. So verdienten die Bauern dann immer etwas weniger. In diesem Jahr sei die Nachfrage im Juli aber hitzebedingt noch mehr zurückgegangen als in vergangenen Jahren, sagte Kohlmüller. Gerade erhielten Bauern für Kühe 2,65 Euro pro Kilo Schlachtgewicht. Im August 2017 waren es 3,18 Euro. Nach Ferienende im Herbst könnten Bauern voraussichtlich wieder mit höheren Preisen rechnen.
Bei Getreide zeichnen sich nach einer neuen Ernte-Zwischenbilanz des Bauernverbands noch größere Einbußen ab. Statt zunächst geschätzter 41 Millionen Tonnen sei nur mit rund 36 Millionen Tonnen zu rechnen. Bauernpräsident Joachim Rukwied sprach von einem „katastrophalen Ausmaß der Dürreschäden“.
Zuständig für Finanzhilfen sind zuerst die Länder. Der Bund kann erst mit einspringen, wenn Schäden von „nationalem Ausmaß“festgestellt werden. Zuletzt war dies 2003 wegen einer Dürre der Fall.