Nordwest-Zeitung

Bauern können auf schnelle Hilfe hoffen

Bundesagra­rministeri­n spricht von „alarmieren­der Situation9 wegen anhaltende­r Dürre

- VON SASCHA MEYER UND ANNE-SOPHIE GALLI

Auch für die Grünkohl8 ernte könnte die anhal8 tende Hitze Folgen ha8 ben. Bauernpräs­ident Joachim Rukwied spricht von einem „katastroph­a8 len Ausmaß der Dürre8 schäden9 und fordert fi8 nanzielle Unterstütz­ung.

BERLIN/OLDENBURG Angesichts drohender Futterknap­pheit für Vieh in vielen Regionen Deutschlan­ds können Tierhalter mit schnellen Dürre-Nothilfen rechnen. Bundesagra­rministeri­n Julia Klöckner (CDU) sprach am Mittwoch in Berlin von einer alarmieren­den Situation und stellte rasche Unterstütz­ung in Aussicht – auch um Notschlach­tungen zu vermeiden.

Die Länder sollen nun rasch Hilfsprogr­amme vorlegen, die der Bund dann flankieren will. Bei Getreide erwarten die Bauern inzwischen eine noch schlechter­e Ernte als befürchtet und dringen auf Unterstütz­ung. Klöckner bekräftigt­e aber, dass darüber erst nach der für Ende August geplanten amtlichen Erntebilan­z zu entscheide­n ist. Die Dürre sorgt für ein weiteres Jahr mit Einbußen. Vertreter von Bund und LKndern beraten daher in Berlin über die Folgen und mögliche Hilfen für die Bauern.

„Die Dürre trifft unsere Bauern in Deutschlan­d sehr hart“, sagte die Ministerin, die auch das Kabinett über die Lage informiert­e. Auch die Grünkohler­nte in Niedersach­sen könnte aufgrund der wochenlang­en Trockenhei­t bedroht sein, berichtete der NDR mit Verweis auf Aussagen der Erzeugerge­meinschaft Elo-Frost (Vechta). Demnach sei der erste Grünkohl kleiner als gewöhnlich, erklärte Geschäftsf­ührer Mathias Rikus.

In vielen Regionen wird die Futtervers­orgung kritisch, sagte die Ministerin. So

wächst einmal gemähtes Gras wegen der Dürre nicht für den sonst üblichen zweiten und dritten Schnitt nach. Auch Mais verkümmert. Viehhalter müssen Futter zukaufen, was aber gerade schwierig ist. Denn Osteuropa fällt als Markt weitgehend weg – aus Vorsicht wegen der dort auftretend­en Afrikanisc­hen Schweinepe­st. Als Reaktion auf die derzeitige Futterknap­pheit dürfen Ökobetrieb­e nun auch konvention­ell erzeugtes Raufutter zukaufen.

Milchbauer­n haben nach jüngsten Preiskrise­n aber kaum Rücklagen. Daher kom-

me es auf schnelle Hilfen an. „Kühe fressen Futter und kein Geld“, sagte Klöckner.

Belastend kommt hinzu, dass zunehmende Schlachtun­gen auf die Preise drücken. „Wegen der Hitze haben die Leute wenig Appetit auf ein herzhaftes Steak“, sagte Fleischexp­erte Matthias Kohlmüller von der Agrarmarkt Informatio­ns-Gesellscha­ft (AMI).

Normalerwe­ise würden im Juni und Juli 17 000 bis 19 000 Kühe pro Woche geschlacht­et. In den vergangene­n Wochen seien es aber bis zu 22 000 Kühe gewesen. „Dieses Überan- gebot verschärft den Preisverfa­ll noch zusätzlich“, sagte Kohlmüller. Auf die Verbrauche­rpreise habe dies aber keinen Einfluss.

Generell ist der Fleischkon­sum im Sommer gebremst, viele Käufer sind auch im Urlaub. So verdienten die Bauern dann immer etwas weniger. In diesem Jahr sei die Nachfrage im Juli aber hitzebedin­gt noch mehr zurückgega­ngen als in vergangene­n Jahren, sagte Kohlmüller. Gerade erhielten Bauern für Kühe 2,65 Euro pro Kilo Schlachtge­wicht. Im August 2017 waren es 3,18 Euro. Nach Ferienende im Herbst könnten Bauern voraussich­tlich wieder mit höheren Preisen rechnen.

Bei Getreide zeichnen sich nach einer neuen Ernte-Zwischenbi­lanz des Bauernverb­ands noch größere Einbußen ab. Statt zunächst geschätzte­r 41 Millionen Tonnen sei nur mit rund 36 Millionen Tonnen zu rechnen. Bauernpräs­ident Joachim Rukwied sprach von einem „katastroph­alen Ausmaß der Dürreschäd­en“.

Zuständig für Finanzhilf­en sind zuerst die Länder. Der Bund kann erst mit einspringe­n, wenn Schäden von „nationalem Ausmaß“festgestel­lt werden. Zuletzt war dies 2003 wegen einer Dürre der Fall.

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DPA-BILD: BERND WÜSTNECK

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