ALLE LEERSTÄNDE IN DER INNENSTADT
Verbände schlagen Alarm – Miethöhe, Internet und Zugang für Autos wichtige Themen
Der stationäre Einzelhandel steht unter Druck. Das zeigt sich zunehmend auch an der Oldenburger Innenstadt.
OLDENBURG Vielen Oldenburgern fällt auf, dass sich in den besten Lagen die Ketten und in den Nebenstraßen die Leerstände mehren. Wenn ein Laden verschwunden ist, kann es dauern, bis ein neuer, teilweise nur kurzfristiger, Mieter folgt – der zudem oft nicht gerade „spannender“als der Vorgänger ist. Und damit ist noch nichts gesagt über all jene, die noch geöffnet haben, aber nur noch gerade eben über die Runden kommen.
Für langjährige Beobachter – wie den Einzelhandelsverband – steht Oldenburg im Vergleich noch ordentlich da, die Sorgenfalten nehmen aber zu. Georg Berensen, Geschäftsführer des Handelsver-
bands Nordwest, sagt: „Vor allem Textiliten und Schuhgeschäfte haben es seit ein paar Jahren sehr schwer. Aktuell erschwert wird die Lage noch, weil nach dem Winter quasi gleich der knallige Sommer kam, wir hatten keine Frühjahrssaison. Das jetzige Wetter hat dem noch einen draufgesetzt.“
Ohnehin werde es „für den Einzelhandel im Wettbewerb mit dem Internet immer schwerer, gerade für die kleineren Läden“. Einen Abgesang gebe es aber nicht: „Oldenburg ist im Vergleich zu anderen Innenstädten noch sehr attraktiv, vor allem wegen seiner relativ hohen Zahl an inhabergeführten Geschäften. In den Nebenstraßen wird es allerdings schwieriger und die Leerstände halten länger an.“
Miethöhe wunder Punkt
Ein wunder Punkt sei die Höhe der Miete: „Sehr viele klagen, weil sie die Miete gerne
gemindert bekämen. Wo das Geschäft im eigenen Eigentum ist, da geht es.“Es stelle sich die Frage, ob Vermieter nicht gut beraten wären, wenn sie sich mit ihrem Mieter einigten. Berensen: „Das wird oft nicht berücksichtigt. Es gibt Fälle, in denen die Vermieter nachgeben, es gibt aber auch hartnäckige Fälle. Da ist es den Vermietern egal, wer stattdessen da reingeht. Aber mit jeder Kette wird die Innenstadt etwas ärmer. Aus meiner Sicht müssten Mieter und Vermieter an einem Strang ziehen für eine attraktive Stadt.“Die Vielfältigkeit müsse als Besonderheit unbedingt erhalten werden.
Die IHK blickt ebenfalls mit Sorge auf die Entwicklung in der Innenstadt. Carola Havekost, IHK-Geschäftsführerin für den Bereich Handel, schätzt es ähnlich ein wie der Handelsverband. Sie sagte am Donnerstag: „Zur extremen Wettbewerbslage tragen die Ansiedlung von großflächigen Betrieben am Stadtrand bei,
zu hohe Mietpreisvorstellungen der Eigentümer und der wachsende Online-Handel, vor allem in den innenstadtrelevanten Sortimenten Bekleidung, Schuhe und Elektro.“All das führe zu Geschäftsaufgaben – auch weil unter diesen Bedingungen keine Nachfolger zu finden seien. Vielfach folgten Dienstleister und Gastronomiebetriebe nach oder die Lokale stünden leer.
Auto-Zugang wichtig
Die Oldenburger Innenstadt sei zwar alles in allem „noch sehr gut aufgestellt“, aber vor allem in den Randlagen wie der Heiligengeiststraße werde das Problem augenfällig. Havekost fordert: „Es muss gegengesteuert werden! Hierauf weisen wir schon lange hin und fordern unter anderem ein ganzheitliches Leerstandsmanagement.“
Der neu geschaffene „Arbeitskreis Bündnis Innenstadt“, den die Stadt ins Leben gerufen habe, sei zu begrüßen. Hier erarbeiteten zahlreiche Akteuren eine Innenstadtstrategie. Wesentlicher Schlüssel für eine attraktive Innenstadt bleibe die gute Erreichbarkeit – mit allen Verkehrsmitteln. Havekost: „Wir wissen, dass ein wesentlicher Anteil der zahlenden Kunden aus dem Umland mit dem Auto anreist. Eine grüne Umweltzone ist daher unverhältnismäßig, sie würde die Innenstadt als Wirtschaftsstandort schwächen.“
Um gleichzeitig die Luftqualität zu verbessern, „haben wir mit der Stadt und anderen Organisationen die ,Plattform Innenstadtverkehr Oldenburg’ ins Leben gerufen, um neue Möglichkeiten für den Innenstadtverkehr aufzuzeigen und zugleich die Attraktivität Oldenburgs als Einkaufsstandort zu sichern. Hierzu zählten „Themen wie Lieferzonenmanagement, nachhaltige Mobilität oder Parkplatz-Apps“. Lesen Sie mehr zu dem Thema auf