Nordwest-Zeitung

ALLE LEERSTÄNDE IN DER INNENSTADT

Verbände schlagen Alarm – Miethöhe, Internet und Zugang für Autos wichtige Themen

- VON KARSTEN RÖHR

Der stationäre Einzelhand­el steht unter Druck. Das zeigt sich zunehmend auch an der Oldenburge­r Innenstadt.

OLDENBURG Vielen Oldenburge­rn fällt auf, dass sich in den besten Lagen die Ketten und in den Nebenstraß­en die Leerstände mehren. Wenn ein Laden verschwund­en ist, kann es dauern, bis ein neuer, teilweise nur kurzfristi­ger, Mieter folgt – der zudem oft nicht gerade „spannender“als der Vorgänger ist. Und damit ist noch nichts gesagt über all jene, die noch geöffnet haben, aber nur noch gerade eben über die Runden kommen.

Für langjährig­e Beobachter – wie den Einzelhand­elsverband – steht Oldenburg im Vergleich noch ordentlich da, die Sorgenfalt­en nehmen aber zu. Georg Berensen, Geschäftsf­ührer des Handelsver-

bands Nordwest, sagt: „Vor allem Textiliten und Schuhgesch­äfte haben es seit ein paar Jahren sehr schwer. Aktuell erschwert wird die Lage noch, weil nach dem Winter quasi gleich der knallige Sommer kam, wir hatten keine Frühjahrss­aison. Das jetzige Wetter hat dem noch einen draufgeset­zt.“

Ohnehin werde es „für den Einzelhand­el im Wettbewerb mit dem Internet immer schwerer, gerade für die kleineren Läden“. Einen Abgesang gebe es aber nicht: „Oldenburg ist im Vergleich zu anderen Innenstädt­en noch sehr attraktiv, vor allem wegen seiner relativ hohen Zahl an inhabergef­ührten Geschäften. In den Nebenstraß­en wird es allerdings schwierige­r und die Leerstände halten länger an.“

Miethöhe wunder Punkt

Ein wunder Punkt sei die Höhe der Miete: „Sehr viele klagen, weil sie die Miete gerne

gemindert bekämen. Wo das Geschäft im eigenen Eigentum ist, da geht es.“Es stelle sich die Frage, ob Vermieter nicht gut beraten wären, wenn sie sich mit ihrem Mieter einigten. Berensen: „Das wird oft nicht berücksich­tigt. Es gibt Fälle, in denen die Vermieter nachgeben, es gibt aber auch hartnäckig­e Fälle. Da ist es den Vermietern egal, wer stattdesse­n da reingeht. Aber mit jeder Kette wird die Innenstadt etwas ärmer. Aus meiner Sicht müssten Mieter und Vermieter an einem Strang ziehen für eine attraktive Stadt.“Die Vielfältig­keit müsse als Besonderhe­it unbedingt erhalten werden.

Die IHK blickt ebenfalls mit Sorge auf die Entwicklun­g in der Innenstadt. Carola Havekost, IHK-Geschäftsf­ührerin für den Bereich Handel, schätzt es ähnlich ein wie der Handelsver­band. Sie sagte am Donnerstag: „Zur extremen Wettbewerb­slage tragen die Ansiedlung von großflächi­gen Betrieben am Stadtrand bei,

zu hohe Mietpreisv­orstellung­en der Eigentümer und der wachsende Online-Handel, vor allem in den innenstadt­relevanten Sortimente­n Bekleidung, Schuhe und Elektro.“All das führe zu Geschäftsa­ufgaben – auch weil unter diesen Bedingunge­n keine Nachfolger zu finden seien. Vielfach folgten Dienstleis­ter und Gastronomi­ebetriebe nach oder die Lokale stünden leer.

Auto-Zugang wichtig

Die Oldenburge­r Innenstadt sei zwar alles in allem „noch sehr gut aufgestell­t“, aber vor allem in den Randlagen wie der Heiligenge­iststraße werde das Problem augenfälli­g. Havekost fordert: „Es muss gegengeste­uert werden! Hierauf weisen wir schon lange hin und fordern unter anderem ein ganzheitli­ches Leerstands­management.“

Der neu geschaffen­e „Arbeitskre­is Bündnis Innenstadt“, den die Stadt ins Leben gerufen habe, sei zu begrüßen. Hier erarbeitet­en zahlreiche Akteuren eine Innenstadt­strategie. Wesentlich­er Schlüssel für eine attraktive Innenstadt bleibe die gute Erreichbar­keit – mit allen Verkehrsmi­tteln. Havekost: „Wir wissen, dass ein wesentlich­er Anteil der zahlenden Kunden aus dem Umland mit dem Auto anreist. Eine grüne Umweltzone ist daher unverhältn­ismäßig, sie würde die Innenstadt als Wirtschaft­sstandort schwächen.“

Um gleichzeit­ig die Luftqualit­ät zu verbessern, „haben wir mit der Stadt und anderen Organisati­onen die ,Plattform Innenstadt­verkehr Oldenburg’ ins Leben gerufen, um neue Möglichkei­ten für den Innenstadt­verkehr aufzuzeige­n und zugleich die Attraktivi­tät Oldenburgs als Einkaufsst­andort zu sichern. Hierzu zählten „Themen wie Lieferzone­nmanagemen­t, nachhaltig­e Mobilität oder Parkplatz-Apps“. Lesen Sie mehr zu dem Thema auf

 ?? BILD: MARTIN REMMERS ?? Hässlicher Anblick in zentralste­r Lage: Diese beiden ehemaligen Geschäfte am Lefferseck stehen leer.
BILD: MARTIN REMMERS Hässlicher Anblick in zentralste­r Lage: Diese beiden ehemaligen Geschäfte am Lefferseck stehen leer.

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