Nordwest-Zeitung

Helfer im Fernsehen

Großleitst­elle am Friedhofsw­eg erhält Platz in VOX-Sendung „Die Notrufzent­rale“

- VON MARC GESCHONKE

Tag für Tag sind die Einsatzkrä­fte in der Großleitst­elle mit Notfällen konfrontie­rt. Wie der Alltag dieser Ersthelfer im Hintergrun­d aussieht, hat jetzt ein großer Fernsehsen­der dokumentie­rt

Über 600 Wiederbele­bungen wurden allein in diesem Jahr angeleitet. Die neue TV-Staffel soll im Spätsommer ausgestrah­lt werden.

OLDENBURG Wenn’s brennt. Wenn das Herz nicht mehr schlägt. Wenn das Kind nicht mehr atmet. Dann sind die Frauen und Männer der Großleitst­elle Oldenburge­r Land (GOL) da – am Telefon, und in der Hauptsache zur Koordinier­ung der meisthin folgenden Rettungsei­nsätze. Aber eben nicht nur. Tag für Tag müssen sie hier Laien telefonisc­h bei der Reanimatio­n anleiten und so die Zeit bis zur Ankunft ihrer Co-Helden überbrücke­n. Allein seit Jahresanfa­ng waren es bereits derer 600. Unter anderem.

Jetzt wird den im weitesten Sinne Ersthelfer­n ein filmisches Denkmal gesetzt: Der TV-Sender „Vox“geht im Spätsommer mit seiner DokuSerie „Die Notrufzent­rale“in die zweite Staffel, die GOL wird dabei in zwei Folgen zu sehen sein.

Keine Sensatione­n

Sensations­heischende­s oder gar Spektakulä­res wird man dort nicht zu sehen bekommen – zumindest nichts, was noch spektakulä­rer als der Alltag mit all seinen ohnehin dramatisch­en Momenten sein könnte. „Deshalb haben wir uns dazu entschloss­en, mitzumache­n“, sagt Frank Leenderts, Leiter der GOL, „dieses Format ist authentisc­h“. Das heißt: Hier werden nicht – wie etwa in anderen

TV-Serien – Rettungsei­nsätze am Ort des Geschehens nachgestel­lt; gezeigt werden sieben der hiesigen Retter (Behördensp­rech: Disponente­n) in echten Situatione­n. Die eingehende­n Anrufe aber werden zum Schutz der Betroffene­n anonymisie­rt.

Was ist eine echte Notsituati­on? Wer muss zur Hilfe eilen? Was gibt man dem Anrufer mit auf den Weg? Fragen, die sich die Mitarbeite­r immer und immer wieder stellen – und dabei stets Ruhe und Überblick bewahren müssen.

„Alle unsere Mitarbeite­r sind ausgebilde­te Notfallsan­itäter“, so Leenderts. Alle haben eine rettungsdi­enstliche Ausbildung, alle ständige aktive Fortbildun­gen (auf dem „Bock“, bei der Feuerwehr oder im Hubschraub­er), alle sind jahrelang selbst draußen auf der Straße im Rettungsei­nsatz gewesen. Weshalb dies wichtig und nicht allein eine Spitzennot­e in der Theorie von Bedeutung ist: „Die Kollegen müssen sich ein Bild von der Situation vor Ort machen können, um entspreche­nd zu reagieren.“

Denn geschockte, hilflose oder überforder­te Anrufer beeinfluss­en natürlich den Gesprächsv­erlauf. Gut also, wer da Notfallsit­uationen einschätze­n und zielführen­d steuern kann, weil er sie selbst schon mal erlebt hat.

Mittags geht’s rund

Vier Tage lang wurde da bereits im Mai am Friedhofsw­eg gedreht, beziehungs­weise in drei Wochenendn­ächten und an einem Wochentag. „Wir sind tagaktiv“, sagt Leenderts und machte das Filmteam damit auf einen so offenbar unerwartet­en Umstand aufmerksam: Nachtaufna­hmen sind nicht unbedingt sehr viel spannender als die Geschehnis­se im Tagesgesch­äft.

„Bei uns boomt die Mittagszei­t“, weiß Leenderts und verweist dazu auf interne Statistike­n. Demnach gehen hier zwischen 10 und 12 Uhr die meisten Notrufe am Tage ein. Auch während der Tagesdreha­rbeiten wurden diese Zahlen leidlicher Weise belegt: Gleich fünf Mal mussten die GOLMitarbe­iter da in höchster Not eine Reanimatio­n telefonisc­h anleiten. Erfolgsquo­te? Unbekannt.

Welche dieser vielen, vielen Hundert Anrufe – von denen rund die Hälfte nicht zur originären Bestimmung der Leitstelle gehören – es in die Serie geschafft haben, ist noch ungewiss. Bisher stehe laut VOX-Sprecher kein konkreter Sendetermi­n fest, heißt es auf Ð-Nachfrage.

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BILD: GESCHONKE Die Zentrale aller Oldenburge­r Helden: Hinter dieser Glastür werden tagtäglich Menschen gerettet – mal telefonisc­h, aber vor allem einsatztak­tisch.

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