Nordwest-Zeitung

Wucherndes Übel

- VON ALEXANDER WILL

DEUTSCHE GESCHICHTE UND DIE AFD

Inzwischen sollte auch dem geduldigst­en Konservati­ven die Langmut mit der AfD vergangen sein. Das gilt vor allem angesichts der historisch­en Ausflüge und Ausfälle des AfD-Personals. Leute wie Lars Steinke mit seinen Tiraden gegen den Hitler-Attentäter Stauffenbe­rg machen die AfD zu einer echten Nicht-Alternativ­e.

Es ist ja immer das gleiche Spiel: Zuerst kommt eine üble Entgleisun­g. Dann folgen mal mehr und mal weniger deutliche Distanzier­ungen aus der Partei. Schließlic­h versandet die Affäre ohne Konsequenz­en für den Provokateu­r. Das war bei Wolfgang Gedeons antisemiti­schen Machwerken so. Das war bei Björn Höckes berüchtigt­er Brauhaus-Rede in Dresden so, und das war bei der „Vogelschis­s“-Affäre um Alexander Gauland so. Im Fall Steinke ist es nun auch völlig wurscht, ob der Facebook-Eintrag öffentlich oder privat war. Er illustrier­t vielmehr, dass die AfD-Leute einer bestimmten Geisteshal­tung magisch anzieht. Man kann sich als Partei natürlich entscheide­n, so etwas zu dulden – nur ist man dann eben ein Neuaufguss der NPD.

Die Angriffe Steinkes auf Stauffenbe­rg sind nun eine Ungeheuerl­ichkeit, die der AfD schwer zu schaffen machen dürfte. Zum einen geht es gegen eine Identifika­tionsfigur vieler Konservati­ver, deren politsche Heimat die Partei sein will. Stauffenbe­rg und die Männer des 20. Juli werden für Opfermut und politische Einsichtsf­ähigkeit bewundert. Zum anderen spiegelt Steinkes „Argumentat­ion“die Tiraden Adolf Hitlers nach dem 20. Kuli 1944. Der sprach auch von einer „Verräter-Clique“. Kaum je war da einer näher an Hitler.

Wenn die AfD also noch einen letzten Rest von Glaubwürdi­gkeit bewahren will, muss sie Steinke rauswerfen. Nach den Erfahrunge­n mit Höcke und Gedeon wird es spannend, die kommenden Wochen zu beobachten. Eins aber ist klar: Mit folgenlose­n Distanzier­ungen dürfen sich auch all jene nicht mehr zufrieden geben, die vielleicht mit gewissen politische­n Positionen übereinsti­mmen. Hier gedeiht Übel.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de 3S-Klimaberic­ht

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