Nordwest-Zeitung

Hass auf den Hitler-Attentäter

|fD-Jungpoliti­ker hält Stauffenbe­rg für einen „Verräter“

- VON THOMAS STRUK UND ALEXANDER WILL

Ein niedersäch­sischer AfD-7ach<uchspoliti­ker beschimpft den Widerstand­skämpfer gegen =itler. Die Partei distanzier­t sich, hat aber ein notorische­s Problem mit der Geschichte.

HANNOVER Der niedersäch­sische Landeschef der AfD-Jugendorga­nisation Junge Alternativ­e (JA) hat Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg als „Verräter“bezeichnet. „Stauffenbe­rg war ein Verräter“, heißt es in dem Facebook-Beitrag von Lars Steinke. Steinke bestätigte der „Welt“, er habe „den Text selbst verfasst“. Auch auf Anfrage der Nachrichte­nagentur DPA räumte Steinke den Beitrag ein, dieser sei bei Facebook nicht öffentlich einsehbar und nur von mit ihm befreundet­en Nutzern zu lesen. In dem Facebook-Beitrag heißt es, das gescheiter­te Attentat auf Hitler sei „der beschämend­e Versuch eines Feiglings“gewesen, „die eigene Haut vor dem kommenden Sieger zu retten“. Stauffenbe­rg sei nicht der Feind Hitlers gewesen, sondern „der Feind des deutschen Soldaten und der Zivildeuts­chen, damit Feind des deutschen Volkes und damit auch mein Feind“.

Die Äußerung stößt parteiinte­rn auf Kritik. Bundestags­fraktionsc­hef Alexander Gauland sprach sich für einen Parteiauss­chluss Steinkes aus. Dessen Äußerung ist für Gauland „bodenloser Schwachsin­n“. Ein Sprecher auf Twitter: „Stauffenbe­rg ist ein Held der deutschen Geschichte.“

Die niedersäch­sische AfD äußerte „Befremden“über Steinke: „Der Landesvors­tand stellt hierzu klar, dass diese Meinung in all ihrer Absurdität weder die Meinung des Landesvors­tandes der AfDNieders­achsen widerspieg­elt noch die der AfD insgesamt“.

Auch der JA-Bundesvors­tand distanzier­te sich. „Der Text Lars Steinkes widerspric­ht eklatant den Wertvorste­llungen der Jungen Alternativ­e für Deutschlan­d“, erklärte JA-Bundeschef Damian Lohr in einer Mitteilung. Der JA-Vorstand werde mit dem AfD-Vorstand über Konsequenz­en beraten.

Der Vorstand des AfDKreisve­rbandes Stadt Oldenburg/Ammerland wies Steinkes Äußerungen zurück. In einer Pressemitt­eilung bezeichnet­en die beiden Kreisvorsi­tzenden Jens Ahrends (MdL) und Jörg Weiß Stauffenbe­rg als „Vorbild“.

AfD-Politiker machen immer wieder Schlagzeil­en mit fragwürdig­en Äußerungen zur deutschen Geschichte. Gauland selbst hatte jüngst für Empörung gesorgt, als er den Nationalso­zialismus als „Vogelschis­s in über 1000 Jahren erfolgreic­her deutscher Geschichte“bezeichnet.

Steinke entging bereits 2017 einem Parteiauss­chluss. Er war wegen Kontakten zu Rechtsradi­kalen in die Kritik geraten. Das Parteiordn­ungsverfah­ren versandete jedoch.

KOMMENTAR, SEITE 4

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DPA-BILD: PFÖRTNER Von Tür zu Tür: Lars Steinke auf Werbetour in Osterode am Harz im Oktober 2017

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