Nordwest-Zeitung

Siemens verlegt mehr Bereiche ins Ausland

Münchener Unternehme­n präsentier­t Quartalsza­hlen

- VON CARSTEN HOEFER

MÜNCHEN Siemens verlegt bei der nächsten Runde des Konzernumb­aus die Führung wichtiger Unternehme­nsbereiche ins Ausland. Die bisher fünf Sparten werden in drei operative Einheiten für Gas und Energie, smarte Infrastruk­tur und digitale Industrie aufgeteilt. „Siemens ist gegenwärti­g in einer sehr starken Position“, sagte Vorstandsc­hef Joe Kaeser am Donnerstag vor Analysten und Journalist­en in München.

Die Energiespa­rte mit weltweit 71 000 Mitarbeite­rn und 21 Milliarden Euro Umsatz soll ihren Sitz im Zentrum der US-Ölindustri­e in Houston (US-Bundesstaa­t Texas) haben. Diese Entscheidu­ng dürfte auch mit der aggressive­n Handelspol­itik von Präsident Donald Trump zu tun haben. „Mit diesem ganzen Handelszeu­g sind Unternehme­n gezwungen, lokal zu werden“, kommentier­te Kaeser die Weltlage. Der neuen Infrastruk­tur-Einheit in Zug in der Schweiz werden ebenfalls 71 000 Mitarbeite­r und 14 Milliarden Euro Umsatz zugeordnet.

Von Nürnberg aus soll zudem das digitale Industrieg­eschäft geleitet werden. Diese Die Siemens-Zentrale in München soll „schlanker“werden, hieß es vonseiten des Konzerns.

Einheit hat 78 000 Mitarbeite­r und 14 Milliarden Euro Umsatz. Neuester Zukauf ist für 600 Millionen Euro das USSoftware-Unternehme­n Mendix.

Die Siemens-Zentrale bleibt in München, soll aber „schlanker“werden. Daneben gibt es noch die internen Dienstleis­tungen fürs Geschäft, die Finanzen und Immobilien, die zusammenge­fasst werden sollen. Ein neuerliche­s Personal-Abbauprogr­amm ist mit der neuen Strategie „Vision 2020 plus“nicht verbunden. Kaeser ließ anklingen, dass er eher an zusätzlich­e

Mitarbeite­r denkt. Starttermi­n ist der 1. Oktober. „Wir sind so stark, dass der größte Faktor, der den Erfolg behindern könnte, wir selbst sind“, sagte Kaeser.

Weniger begeistert gaben sich indes die Arbeitnehm­er. „Die neue Ausrichtun­g darf nicht dazu führen, dass Marke und Identität von Siemens als vernetzter Technologi­ekonzern verloren gehen“, mahnte Birgit Steinborn, die Chefin des Siemens-Gesamtbetr­iebsrats und stellvertr­etende Aufsichtsr­atsvorsitz­ende.

Der Siemens-Vorstand hatte die Umorganisa­tion mit dem Betriebsra­t und der IG Metall abgesproch­en. Die Arbeitnehm­ervertrete­r erteilten noch weitergehe­nden Überlegung­en, den Konzern in eine Holding-Struktur umzuwandel­n, eine Absage.

„Den Weg in eine Holdingstr­uktur werden wir weiterhin nicht akzeptiere­n“, betonte Jürgen Kerner, IG-MetallHaup­tkassierer und Mitglied des Aufsichtsr­ats. Denn die Arbeitnehm­ervertrete­r seien besorgt, dass dies den Weg in eine Zerschlagu­ng des Konzerns ebnen könnte.

Stark sind derzeit vor allem die Auftragsei­ngänge, die im dritten Quartal des SiemensGes­chäftsjahr­es (30. Juni) um 16 Prozent auf einen Wert von 22 Milliarden Euro zulegten. Der Umsatz sank jedoch – hauptsächl­ich wegen des starken Euro und schlechter Geschäfte in der Kraftwerks­parte – um vier Prozent. Der Nettogewin­n ging sogar um 14 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zurück.

Die mit sinkender Nachfrage nach konvention­eller Energieerz­eugung kämpfende Kraftwerks­parte holte zwar wieder mehr Aufträge, der Umsatz ging jedoch um ein Fünftel zurück. Siemens will in dem Bereich in Deutschlan­d 3000 Stellen abbauen.

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DPA-BILD: BALK

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