Nordwest-Zeitung

amping mit Klompen an der lbe

Warum viele Niederländ­er gern Urlaub in Niedersach­sen machen

- VON CAROLIN GEORGE

Mehr als 340 000 Gäste aus dem Nachbarlan­d zieht es jedes Jahr nach Niedersach­sen. An der Elbe gibt es einen besonders anziehende­n am ing latz.

BLECKEDE Auf seine Holzschuhe und die Stricksock­en verzichtet Erik Kaspers auch bei 34 Grad im Schatten nicht. „Was gegen die Kälte gut ist, ist auch gegen die Wärme gut“, sagt der 49-Jährige in kurzer Hose und Polohemd lachend. Kaspers kommt aus den Niederland­en. Seine holländisc­he Lebensart, inklusive der berühmten Klompen an den Füßen, bringt er mit nach Niedersach­sen: In Bleckede rund 60 Kilometer elbaufwärt­s von Hamburg betreibt er mit seiner Familie einen Campingpla­tz.

„Hoi“versteht jeder

„Hoi“, begrüßt Erik Kaspers freundlich jeden, dem er begegnet. Da versteht schließlic­h auch ein Deutscher, was gemeint ist. Und wer sich auf dem Lageplan des Campingpla­tzes orientiere­n möchte, kann wohl ebenfalls ahnen, was das „zwembad“ist und die „parkeergel­egenheid“, die „douche“und die „afwasplaat­s“. Selbst der „afval inzamelpun­kt“erklärt sich jedem, der das Wort laut liest. Mit ein wenig Gelassenhe­it geht doch alles.

Niederländ­er bilden die mit Abstand größte Gruppe unter den Touristen in Niedersach­sen: Mehr als 340 000 Gäste und über eine Million Übernachtu­ngen zählte das Statistisc­he Landesamt für das Jahr 2017. Knapp 2000 von ihnen wählen jedes Jahr den Campingpla­tz von Erik Kaspers als Urlaubsort.

„Wir sind zum dritten Mal hier, jeweils für vier Wochen“, erzählt Tiny Moes (74) aus dem etwa 350 Kilometer entfernten Emmen. Sie blättert gerade im Schatten eine holländisc­he Illustrier­te durch. „Die Ruhe, die Natur, das Radfahren am Deich: Das gefällt uns, warum sollten wir weiter weg?“

Janneke van Duyn (63) ist mit Mann, Tochter, Schwiegers­ohn, Enkelsohn und Enkeltocht­er in die Ferien gefahren – und auch zum dritten Mal zu den Kaspers’ nach Bleckede: „Wenn man zum ersten Mal herkommt, ahnt man nicht, wie schön es hier ist. Eine echte Oase. Die Atmosphäre ist ruhig und entspannt, wir haben hier alles, was wir brauchen.“

Nebenan hat Laura Kolk (48) mit ihrer Familie ihren Wohnwagen abgestellt, bereits zum vierten Mal. „Es ist die Gemütlichk­eit, die uns hier so gefällt. Jedes Mal, wenn wir hier sind, ist es schön. Selbst bei schlechtem Wetter. Dafür sorgen Erik und Aliena mit ihrer Fröhlichke­it.“

Mehr deutsche Besucher

Seit sieben Jahren betreiben Erik und Aliena Kaspers den Campingpla­tz an der Elbe – im Mai dieses Jahres hat ihre Statistik zum ersten Mal mehr Deutsche gezählt als Niederländ­er. Ihre Landsleute werben die beiden über einen Zusammensc­hluss von ländlichen Campingplä­tze an: „Kamperen bij de boer“. Vier Mal im Jahr besuchen die Kaspers die Messen der Vereinigun­g, verteilen Informatio­nsmaterial über ihren Platz und das Biosphären­reservat Flusslands­chaft Elbe, in dem er liegt. „Viele Deutsche wissen gar nicht, wie schön es hier ist“, sagt Aliena Kaspers (43).

Deutschlan­d war Erik und seiner Frau Aliena schon immer nah, sie stammen aus Schoonebee­k an der deutschnie­derländisc­hen Grenze. Dort betrieb das Paar einen Gemischtwa­renladen, mehr als zehn Jahre lang. Doch Eriks Herz schlug für ein Leben auf dem Campingpla­tz, und als sie einen Landsmann in Niedersach­sen fanden, der zurück in die Heimat wollte, machten sie einen Tausch: Sie kauften seinen Campingpla­tz, er kaufte ihr Haus. Seit 2011 lebt Familie Kaspers an der Elbe, Tochter Esra (15) besucht das Gymnasium, Sohn Ilya (19) macht eine Ausbildung zum Hotelkaufm­ann.

 ?? DPA-BILD: SCHULZE ?? Campingpla­tzbetreibe­r Erik Kaspers steht mit Ehefrau Aliena auf seinem Campingpla­tz vor einem niederländ­ischen Wohnwagen. Er trägt die berühmten Klompen.
DPA-BILD: SCHULZE Campingpla­tzbetreibe­r Erik Kaspers steht mit Ehefrau Aliena auf seinem Campingpla­tz vor einem niederländ­ischen Wohnwagen. Er trägt die berühmten Klompen.

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