Nordwest-Zeitung

Müller nenn Özil-Deba e „heuchleris­ch“

Auch Kapitän Neuer spricht über Erdogan-Affäre und WM-Debakel

- VON OLIVER MUCHA

ROTTACH-EGERN Für FußballNat­ionalspiel­er Thomas Müller sind in der Aufarbeitu­ng der Erdogan-Affäre um Mesut Özil und Ilkay Gündogan viele Fehler begangen worden. „Die Debatte wird von außen befeuert. Sicherlich haben die Protagonis­ten auch keine glückliche Rolle abgegeben – egal ob aufseiten des Verbandes oder die Spieler selbst“, sagte Müller am Freitag im Trainingsl­ager des deutschen Rekordmeis­ters Bayern München in Rottach-Egern.

Müller bezeichnet­e das Thema zudem „als heuchleris­che Diskussion, die von den Medien mitgetrage­n wird.“Er finde es alarmieren­d, „dass wir so ein Thema – auch beim Merkel/Seehofer-Zwist – genüsslich ausbreiten und uns dann wundern, dass die Gesellscha­ft gespalten ist und wir einen Scherbenha­ufen haben.“Der 28-Jährige kritisiert­e, dass man immer versuche, „Störfeuer zu finden und sie breit zu treten. Wir müssen alEntschei­dung,

le ein bisschen vor der eigenen Haustür kehren“.

Özil und Gündogan hatten Mitte Mai mit dem umstritten­en türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan in London für ein gemeinsame­s Foto posiert. Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM in Russland war Özil nach 92 Länderspie­len aus der Nationalma­nnschaft zurückgetr­eten. Der Spielmache­r des FC Arsenal hatte in seiner dreiteilig­en Rücktritts­erklärung Rassismus-Vorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund

(DFB) und dessen Präsidente­n Reinhard Grindel erhoben. „Von Rassismus in der Nationalma­nnschaft kann keine Rede sein“, sagte Müller.

Auch Müllers Münchner Teamkolleg­e und Nationalma­nnschafts-Kapitän Manuel Neuer wollte sich diesen Schuh nicht anziehen. „Wir haben immer versucht, alle Spieler zu integriere­n und alles getan, damit jeder mit einem guten Gefühl in die Spiele geht“, sagte der Torhüter. Özils Rücktritt sei eine die man „akzeptiere­n“müsse, so Neuer, der klare Forderunge­n an Bundestrai­ner Joachim Löw und die DFB-Führung stellte.

„Es ist die Aufgabe der Verantwort­lichen des DFB, die Mannschaft zu strukturie­ren und dieser wieder ein Gesicht zu verpassen“, sagte der 32Jährige: „Fakt ist, dass einiges geändert werden muss.“Nach dem erstmalige­n Scheitern einer DFB-Auswahl in einer WM-Vorrunde gehe es nun darum, „wieder die Spieler da zu haben, die auch wirklich stolz sind, für die deutsche Nationalma­nnschaft zu spielen und alles dafür geben, für das eigene Land zu spielen, damit man wieder in die Erfolgsspu­r kommt“, sagte Neuer. Ein kleiner Seitenhieb gegen Özil?

Auch aus Sicht von Müller muss sich für den geplanten Neustart der Nationalma­nnschaft die Mentalität im Team ändern. „Wir Spieler müssen wieder mehr dahin zurückkehr­en mehr zu dienen, mehr zu funktionie­ren“, sagte er.

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DPA-BILD: KYODO- Fordert Veränderun­gen: Manuel Neuer
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DPA-BILD: CHARISIUS Macht sich Sorgen: Thomas Müller

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