Müller nenn Özil-Deba e „heuchlerisch“
Auch Kapitän Neuer spricht über Erdogan-Affäre und WM-Debakel
ROTTACH-EGERN Für FußballNationalspieler Thomas Müller sind in der Aufarbeitung der Erdogan-Affäre um Mesut Özil und Ilkay Gündogan viele Fehler begangen worden. „Die Debatte wird von außen befeuert. Sicherlich haben die Protagonisten auch keine glückliche Rolle abgegeben – egal ob aufseiten des Verbandes oder die Spieler selbst“, sagte Müller am Freitag im Trainingslager des deutschen Rekordmeisters Bayern München in Rottach-Egern.
Müller bezeichnete das Thema zudem „als heuchlerische Diskussion, die von den Medien mitgetragen wird.“Er finde es alarmierend, „dass wir so ein Thema – auch beim Merkel/Seehofer-Zwist – genüsslich ausbreiten und uns dann wundern, dass die Gesellschaft gespalten ist und wir einen Scherbenhaufen haben.“Der 28-Jährige kritisierte, dass man immer versuche, „Störfeuer zu finden und sie breit zu treten. Wir müssen alEntscheidung,
le ein bisschen vor der eigenen Haustür kehren“.
Özil und Gündogan hatten Mitte Mai mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in London für ein gemeinsames Foto posiert. Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM in Russland war Özil nach 92 Länderspielen aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Der Spielmacher des FC Arsenal hatte in seiner dreiteiligen Rücktrittserklärung Rassismus-Vorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund
(DFB) und dessen Präsidenten Reinhard Grindel erhoben. „Von Rassismus in der Nationalmannschaft kann keine Rede sein“, sagte Müller.
Auch Müllers Münchner Teamkollege und Nationalmannschafts-Kapitän Manuel Neuer wollte sich diesen Schuh nicht anziehen. „Wir haben immer versucht, alle Spieler zu integrieren und alles getan, damit jeder mit einem guten Gefühl in die Spiele geht“, sagte der Torhüter. Özils Rücktritt sei eine die man „akzeptieren“müsse, so Neuer, der klare Forderungen an Bundestrainer Joachim Löw und die DFB-Führung stellte.
„Es ist die Aufgabe der Verantwortlichen des DFB, die Mannschaft zu strukturieren und dieser wieder ein Gesicht zu verpassen“, sagte der 32Jährige: „Fakt ist, dass einiges geändert werden muss.“Nach dem erstmaligen Scheitern einer DFB-Auswahl in einer WM-Vorrunde gehe es nun darum, „wieder die Spieler da zu haben, die auch wirklich stolz sind, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen und alles dafür geben, für das eigene Land zu spielen, damit man wieder in die Erfolgsspur kommt“, sagte Neuer. Ein kleiner Seitenhieb gegen Özil?
Auch aus Sicht von Müller muss sich für den geplanten Neustart der Nationalmannschaft die Mentalität im Team ändern. „Wir Spieler müssen wieder mehr dahin zurückkehren mehr zu dienen, mehr zu funktionieren“, sagte er.