Nordwest-Zeitung

Weil sieht Rassismus-Problem

Integratio­nspolitike­rin Serap Güler zur assismus-Debatte auf Twitter

- INTERVIEW VON PETRA SORGE, BÜRO BERLIN

Nach Ansicht von Niedersach­sens Regierungs­chef Stephan Weil (SPD) hat Deutschlan­d ein „Rassismus-Problem“. Ihn bedrücke ein wachsendes Misstrauen und die Ablehnung von Menschen mit Migrations­hintergrun­d sehr, sagte er dem „Tagesspieg­el am Sonntag“und forderte: „Die deutsche Mehrheitsg­esellschaf­t darf unser Rassismus-Problem nicht länger ignorieren oder verharmlos­en.“Die Politik müsse dabei Sicherheit und Vertrauen vermitteln.

FRAGE: Frau Gü er, die Initiative #MeTwo im sozia en etzwer Twitter ist eine ea tion auf die Debatte um den Fu ba er Mesut zi und wi auf tagsrassis­mus aufmer sam machen ie e Menschen mit Migrations­erfahrung sprechen hier über ihre persön ichen negativen Erfahrunge­n as ha ten ie von der Debatte auf Twitter

GÜLER: Grundsätzl­ich finde ich die Debatte richtig. Viele Leute berichten hier, mit welchen Vorwürfen sie sich oft herumschla­gen müssen. MeTwo ist aber nicht nur eine Rassismus-Debatte, sondern auch eine über Diskrimini­erungen und Ausgrenzun­gserfahrun­gen. Das ist nicht gleichzuse­tzen mit Rassismus. Rassismus war der Brandansch­lag in Solingen 199 . Rassismus ist auch, wenn Bundestags­kandidaten im Wahlkampf sagen, dass sie Menschen wie mich am liebsten in Anatolien entsorgen würden. Aber jemanden zu fragen, woher er oder sie denn eigentlich kommt, ist kein Rassismus.

FRAGE: ege rechter ass begegnete auch vie en Migranten, die bei #MeTwo über ihre assismus-Erfahrunge­n spra- chen as sagen ie dazu GÜLER: Das ist beschämend. Hass ist ein absolutes No-Go. Wir dürfen diese Berichte nicht einfach als Gejammer abtun oder sagen, da schwingt jemand die Rassismus-Keule. Diese Ausgrenzun­gserfahrun­gen muss man ernst nehmen. FRAGE: In einem Twitter- eitrag fragten ie sich, ob eine # e reGerman Debatte etzt nicht mehr bringen würde ir sind Deutsch and as haben ie damit gemeint GÜLER: Die MeTwo-Debatte darf nicht für sich allein stehen bleiben. Natürlich gibt es auch Menschen ohne Migrations­erfahrung, die Ausgrenzun­g erlebt haben – etwa Homosexuel­le, wenn sie sich outen. Oder Menschen, die eine körperlich­e oder geistige Einschränk­ung haben und

über die sich manche lustig machen. Anderersei­ts engagieren sich ganz viele Menschen ehrenamtli­ch mit Herzblut dafür, dass die Integratio­n in Deutschlan­d funktionie­rt, nicht nur im Bereich Flüchtling­e.

FRAGE: pa tet die Debatte nicht eher, a s dass sie zu mehr Zusammenha t führt GÜLER: MeTwo führt zu Spaltung, wenn wir die Debatte nicht erweitern. Wir sollten auch zeigen, wie gut die Integratio­n hier eigentlich funktionie­rt. Es braucht positive Beispiele von Menschen mit erfolgreic­her Migrations­geschichte.

FRAGE: ie meinen ie das GÜLER: Zum Beispiel habe auch ich mein Deutsch einer deutschen Oma zu verdanken. Sie hat Hausaufgab­en mit mir gemacht, weil mir meine Eltern dabei nicht helfen konnten. Mein Vater kam mit fast nichts aus der Türkei und ist diesem Land bis heute unglaublic­h dankbar. Auch ich habe Ausgrenzun­gserfahrun­gen gemacht, aber auf meinem Weg habe ich auch viel Unterstütz­ung erfahren. FRAGE: #MeTwo zeigt aber auch ie e Menschen mit Migrations­geschichte sind so ver etzt worden, dass sie das Gefüh haben, überhaupt nicht mehr zu Deutsch and dazuzugehö­ren ie ann man diese Menschen zurüc ho en

GÜLER: Es gibt Dinge, die laufen falsch. Wir sollten diesen Menschen daher zuhören – aber auch die Erfolgsges­chichten erzählen. Dann bin ich mir sicher, dass wir viele junge Leute, die jetzt frustriert sind, wieder zurückgewi­nnen können. Es muss ein anderer Duktus in der Debatte herrschen, auch in der Politik. FRAGE: Ist das eine riti an Ihrer chwesterpa­rtei GÜLER: Das ist eine Kritik an allen politische­n Parteien. Ja, die CSU ist damit in letzter Zeit besonders aufgefalle­n. Aber wenn ich an einen bestimmten Kommentar aus der SPD hinsichtli­ch Mesut Özil denke, steht die CSU damit nicht allein da.

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