Nordwest-Zeitung

SOZIALDEMO­KRA EN IN DEN S ÄD EN

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Die Bundestags­wahl war ein Debakel, allerdings stellt die SPD in 14 der 20 größten Städte in Deutschlan­d den Rathausche­f.

Schlechtes­tes Ergebnis:

Mit 20,5 Prozent holte die SPD bei der Bundestags­wahl das schlechtes­te Ergebnis in der Bundesrepu­blik. In Sachsen erzielten die Sozialdemo­kraten sogar nur 10,5 Prozent. Aber auch dort stellen sie immerhin acht Oberbürger­meister, kurz OB – auch wenn andere Parteien stärker sind. Allgemein kann man meinen: Ein besonderes Gefühl für die Probleme in größeren Städten und Bürgernähe kontrastie­ren bei der SPD mit dem Verlust von Vertrauen in den Kurs oder das Personal der Bundespart­ei.

Die zehn größten Städte:

Von den zehn größten deutschen Städten wird in sieben der Rathausche­f von der SPD gestellt. Ausnahmen sind Köln (Henriette Reker/parteilos), Stuttgart (Fritz Kuhn/Grüne) und Essen (Thomas Kufen/CDU). In der Landeshaup­tstadt München – des ansonsten vor allem von der CSU dominierte­n Bayern – stellt die SPD seit 1984 den OB.

Die 20 größten Städte:

Nimmt man die 20 größten Städte, stellt die SPD in 14 davon den Rathausche­f. Neben Köln, Stuttgart und Essen werden noch Dresden (Dirk Hilbert/Unabhängig­e Bürger/FDP), Bonn (AshokAlexa­nder Sridharan/CDU) und Münster (Markus Lewe/ CDU) von Politikern mit anderem Parteibuch regiert.

Guter Grundstein:

Kommunale und regionale Erfahrung war für mehrere Bundeskanz­ler schon der Grundstein für ihre spätere Laufbahn: Konrad Adenauer (CDU) war zuvor OB in Köln (1917-1933 und 1945). Willy Brandt (SPD) war Regierende­r Bürgermeis­ter in Berlin (1957-1966). Helmut Schmidt (SPD) war Innensenat­or in Hamburg (19611965). SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz versuchte im letzten Wahlkampf mit seiner Erfahrung als Ex-Bürgermeis­ter von Würselen in Nordrhein-Westfalen zu punkten, das zog am Ende nicht so.

Kritik an Nahles:

An der Parteibasi­s gibt es angesichts des Dauertiefs in Umfragen Frust über die SPD-Vorsitzend­e Andrea Nahles. „Ich kenne niemanden in der SPD, der für mich mehr den Typus des Apparatsch­ik verkörpert als Andrea Nahles“, sagte Alexander Ahrens, Oberbürger­meister von Bautzen. Mittlerwei­le hat in einigen Umfragen die AfD mit 17 Prozent mit der SPD gleichgezo­gen. „So jemanden mit Erneuerung in Verbindung zu setzen, ist fast schon unverschäm­t. Das ist ein ,Weiter so‘ und das falsche Signal“, sagt Ahrens. In Ostdeutsch­land gebe es viele, die das genauso einschätzt­en.

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