Nordwest-Zeitung

„Galaktisch­er“Wellbrock schwimmt zum EM-Titel

20-Jähriger gewinnt Gold über 1 00 Meter reistil – Sieg in Mi ed-Staffel

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VON THOMAS EßER

Als Florian Wellbrock nur noch wenige Meter vom EM-Gold entfernt war, kämpfte Freundin Sarah Köhler auf der Tribüne des Tollcross Internatio­nal Swimming Centre mit den Tränen. Der 20-Jährige krönte sich am Sonntagabe­nd in Glasgow über 1500 Meter Freistil in deutscher Rekordzeit und Weltjahres­bestzeit zum Europameis­ter und schlug dabei den Olympiasie­ger. „Es tat hinten raus einfach nur höllisch weh“, gestand der erste deutsche Einzel-Europameis­ter im Beckenschw­immen seit 2014.

Wellbrock hielt nach seinen 14:36,15 Minuten einige Momente inne, dann kletterte er auf die eine und präsentier­te äuste geballt: lorian Wellbrock freut sich über seinen EMSieg über 1500 Meter reistil.

seine Muskeln. Am Tag nach dem deutschen EM-Titel bei einer Staffel-Premiere bejubelte der Magdeburge­r einen weitaus prestigetr­ächtigeren und zudem seinen größten Erfolg. „Ich hatte ab 200 Metern Gänsehaut“, sagte Chefbundes­trainer Henning

ambertz und stufte den Coup als „galaktisch“ein.

Wellbrock schwamm ein kluges Rennen und ging gleich das Tempo von RioGoldmed­aillengewi­nner Gregorio Paltrinier­i aus Italien mit. Am Ende hatte der Magdeburge­r die größten Reserven. „Es hat gezeigt, dass ich die letzten Monate alles richtig gemacht habe“, sagte er.

„Ich hatte genug damit zu tun, dass ich nicht anfange zu weinen“, sagte Köhler – und lachte. Die Frankfurte­rin hatte am Tag zuvor noch Frust geschoben, nachdem sie über 800 Meter Freistil beim Sieg der Italieneri­n Simona Quadarella nur Rang vier belegt und die erhoffte Medaille verpasst hatte. „Insgesamt war es einfach ein schlechtes Rennen“, sagte die 24-Jährige.

Der starke Auftritt von Wellbrock passte zur Aufbruchst­immung der ersten Schwimmer-Tage der European Championsh­ips. „Wir wollten hier den Aufwärtstr­end starten und nicht erst in Tokio. So kann es weitergehe­n“, hatte Startschwi­mmer Jacob Heidtmann schon nach dem Erfolg der nicht-olympische­n Mixed-Staffel über 4 x 200 Meter gesagt. Und die starke Schlusssch­wimmerin Annika Bruhn setzt auf eine Signalwirk­ung: „Ich denke, so eine Goldmedail­le gibt allen noch mal einen Schub.“

Der Zusammenha­lt in der Auswahl scheint für das ambitionie­rte Projekt zu stimmen. Angeführt von Chefbundes­trainer ambertz erwarteten mehr als 20 deutsche Schwimmer und Coaches das Siegerteam lange nach dem Rennen in den Katakomben der Glasgower Arena. Als Heidtmann, Henning Mühlleitne­r, Reeva Foos und Bruhn endlich um die Ecke kamen, ließ das Team die Gewinner mit einer a-Ola-Welle hochleben.

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DPA-BILD: BANDIC

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