OTTO WAALKES ROCKT WACKEN
Ostfriese begeistert Metal-Fans – 75 000 Besucher bei 29. Auflage
Otto auf der Bühne eines Heavy-Metal-Festivals? Dass es funktioniert, beweist der Ostfriese bei seinem Auftritt in Wacken.
WACKEN „Otto! Otto! Otto!“, schallt es aus Tausenden Kehlen, noch bevor Deutschlands berühmtester Ostfriese auf der Bühne steht. „Der König tritt hervor“, sagt einer der Besucher, als die ersten Töne gespielt werden. Otto Waalkes – seit gut zwei Wochen 70 Jahre jung – hat sein Publikum beim „Wacken Open Air“von der ersten Sekunde an fest im Griff.
Bierselige Stimmung
„Ich freue mich hier zu sein, in Wacken“, begrüßt er das Publikum. „Dann fangen wir doch gleich an mit einem kleinen Friesenlied.“Spätestens jetzt sind die letzten Zweifler im Publikum überzeugt. Die allermeisten in der Menge stimmen bei „Friesenjunge“ein. Noch lange nachdem Otto von der Bühne verschwunden sein wird, werden die Fans seine spezielle Version von Stings Welthit „Englishman in New York“im Chor weitersingen.
Obwohl er in der Nacht zum Samstag mit dem Headliner „In Flames“konkurriert, sind Tausende gekommen. „Ich bin sehr überrascht, dass Otto auf Wacken so viele Leute anzieht“, sagt Peter Schieritz. Das eigentlich für Heavy Metal bekannte Festival zieht vor allem Fans der harten bis härtesten Rockmusik an.
Die von Otto präsentierten Lieder werden ausnahmslos mitgesungen – egal ob Klassiker wie „Aber bitte mit Sahne“, „Dänen lügen nicht“, „Grund zum Feiern“oder rockige Cover von Queens „We Are The Champions“oder AC/DCs „Highway To Hell“. Wobei „Grund zum Feiern“bei sehr bierseliger Stimmungslage besonders großen Anklang findet.
Bei „Zehn kleine Ottifan-
ten“wirft der 70-Jährige zunächst Plüschversionen des Fantasie-Tieres ins Publikum. Am Ende feuert Otto mit einer Kanone eine ganze Ladung samt Konfetti in die Menge. Unterstützt wird er von seiner Band, den „Friesenjungs“. Beim Konzert greift er aber auch selbst zu E- und Akustikgitarre.
„Otto ist 70 und rockt einfach immer noch die Bühne auf dem Wacken“, sagt Anna Nacke staunend. Tatsächlich merkt man ihm sein Alter bei dem Auftritt nicht an. Leichtfüßig hatte er die Bühne betreten und von der ersten Strophe an geliefert, was seine Anhänger wollten.
Der Auftritt enthält alles, was ein gutes Rockkonzert braucht: ein Lichtermeer aus Feuerzeugen und Handys bei Balladen, Crowd-Surfing bei schnellen Songs, Tausende
Arme, die sich, in die Luft gereckt, bei Klassikern im Takt von links nach rechts bewegen. Beharrlich fordert das Publikum eine Zugabe nach der anderen. Zwar können sie Otto zu mehreren weiteren Liedern überreden, doch nach gut eineinhalb Stunden ist endgültig Schluss.
Tiefenentspannte Polizei
Für Rick Terhorst ist es am Ende sogar das zweitbeste Konzert seiner fünfjährigen Wacken-Geschichte, wie er sagt. Nur der Auftritt seiner Lieblingsband Iron Maiden habe Otto übertroffen. Auch die 20-jährige Jana Etschmann hat der Ober-Ostfriese überzeugt: „Ich fand es megageil.“
Die Veranstalter des Musikfestivals „Wacken Open Air“haben sich zufrieden mit
dem Verlauf gezeigt. „Ihr habt uns geholfen, die geilste Party des Jahres zu kreieren“, sagte Wacken-Mitgründer Thomas Jensen zu den Besuchern und Einsatzkräften. Rund 7 000 zahlende Besucher waren zur 29. Auflage des Festivals in die schleswig-holsteinische 1800Einwohner-Gemeinde gereist.
Auch die Sicherheitskräfte und Helfer zogen eine durchweg positive Bilanz. Die Polizei sprach von einem „tiefenentspannten“Einsatz. Zudem sei die Zahl der Diebstähle im Vergleich zum vergangenen Jahr gesunken.
Der Rettungsdienst half bis Samstagabend nach eigenen Angaben 3400 Menschen auf dem Gelände und im Sanitätszelt. Rund 1 0 Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden, es habe aber keine schwerwiegenden Verletzungen gegeben.