Nordwest-Zeitung

AS GE LLT I NEN BESON ERS AM KERAMIKMAR­KT

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Jörg Witte

Seit den ersten Keramikmär­kten bin ich dabei. Die Bandbreite an Kunst hat seitdem zugenommen und auf kaum einem anderen Töpfermark­t gibt es so eine künstleris­che Vielfalt wie hier.

Jörg Witte (64) Oldenburg Kuchen als Kunstform: Lange Schlangen bildeten sich zeitweise vor den ungewöhnli­chen Backformen von Detlef Kunen (ganz rechts). Der Westfale stellte zum ersten Mal bei den Keramiktag­en aus und zeigte sich mit dem Ergebnis hochzufrie­den.

Das breite Spektrum des Schaffens gehört zu den Erfolgsgeh­eimnissen der Keramiktag­e. Von der Mokkatasse bis zur aufwendig gearbeitet­en Skulptur war alles dabei.

VON JENS SCHÖNIG

Seinen Ruf als Keramik-Metropole hat Oldenburg an diesem Wochenende erneut eindrucksv­oll untermauer­t. Deutlich über 60000 Besucher wollten am Samstag und Sonntag das Angebot der 130 Aussteller der diesjährig­en Keramiktag­e sehen. Neben deutschen Aussteller­n waren auch Großbritan­nien und die Niederland­e stark vertreten. Ein Aussteller, Gen Hoshino, kam sogar aus Japan. Vor allem am Sonntag mit seinen deutlich milderen Temperatur­en schoben sich die Besucher von der Eröffnung um 11 Uhr ab zeitweise dicht gedrängt zwischen den

Ständen über den Schlosspla­tz. Dort gab es von der kleinen Mokkatasse bis zur großformat­igen Skulptur alles, was das Herz des Keramik-Liebhabers begehrte. „Rund 60 Prozent der ausgestell­ten Stücke sind Unikate“, schätzt die künstleris­che Leiterin der Werkschule, Beate Anneken. „Der Schwerpunk­t liegt also eindeutig auf der Kunst, was die Ausstellun­gen im Schloss ja auch unterstrei­chen. Gleichzeit­ig dürfen wir aber die Gebrauchsk­eramik nicht vernachläs­sigen, denn auch in ihr zeigt sich bei den Keramiktag­en ein ebenso hohes künstleris­ches wie auch handwerkli­ches Niveau.“Dort hat sich die Keramik in den letzten Jahren aus der ImageEcke der „töpfernden Hausfrauen“herausgear­beitet.

Für das hohe Niveau steht etwa Detlef Kunen aus Dülmen, der in diesem Jahr zum ersten Mal auf den Keramiktag­en war. Seine Spezialitä­t sind ungewöhnli­che Backformen aus glasiertem Steingut. Eine große runde Fischform findet Panzerschr­ank zum Mitnehmen: Für ihren Rucksack-Tresor wurde Carolin Peeters ausgezeich­net..

sich dort ebenso wie kubische und andere Formen, die mal an Bauhaus-Konstrukti­onen, mal (wie das Modell „Opera“an das Opernhaus von Sydney erinnern. Kunen fertigt diese Backformen seit rund sechs Jahren. „Ich esse und koche beziehungs­weise backe auch gern“, beschreibt er seine ursprüngli­che Motivation. „Die Idee für die Sonderform­en

hatte ich, als ich für einen Nachtisch mal eine ganz bestimmte Form haben wollte, die es so nicht gibt.“

Bei den Oldenburge­rn kamen die Formen sehr gut an. Viele waren am Sonntagmit­tag bereits ausverkauf­t, so dass Kunen am laufenden Band Bestellung­en dafür aufnahm. Zu jeder Form reicht er außerdem zwei Rezepte. „Die

Forman haben alle ganz unterschie­dliche Volumina, darauf sind die Rezepte jeweils abgestimmt“, sagt Kunen. „Außerdem gibt es einen Leitfaden, wie man gängige Rezepte in die jeweilige Form bringt. So kann man in der Fischform natürlich auch Falschen Hasen machen“, fügt er schmunzeln­d hinzu.

Neu auf den Keramiktag­en war auch Carolin Peeters. Die Niederländ­erin hat einen keramische­n Rucksack-Tresor mit dem Titel „Travelling Memories“gestaltet. Aufbewahru­ngs-Elemente, bei ihr heißen sie „Bewahrplät­ze“, stehen im Mittelpunk­t ihres Schaffens, wobei in die oft kubischen Formen ihre frühere Berufserfa­hrung als Architekti­n einfließt. „Sobald man einen Bewahrplat­z öffnet, führt einen der Inhalt an alte Erinnerung­en zurück“, erklärt sie. „Im Tresor sind sie sicher bewahrt. Die Rucksack-Riemen daran stehen zugleich dafür, dass man seine Erinnerung­en überall hin mitnimmt.“

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BILD: JENS SCHÖNIG
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