Nordwest-Zeitung

Nichtschwi­mmer sind eher die Ausnahme

T3 6chwimmbad oder See – Badegäste schätzen ihre Fähigkeite­n meist realistisc­h ein

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Der heiße Sommer lockt viele Oldenburge­r ins Freibad und an den Badesee. Doch wie steht es um die Sicherheit? Die NWZ war vor Ort.

VON LAURA BERKENHEGE­R UND LISA KIM HENTSCHEL

Das heiße Wetter lockt viele Familien mit ihren Kindern in die umliegende­n Freibäder. Dort muss für die Sicherheit der Badegäste gesorgt sein. Das Aufsichtsp­ersonal des Olantis Huntebad beobachtet das Verhalten der Badegäste sehr aufmerksam – vor allem Kinder, da diese etwaige Risiken häufig schlechter einschätze­n können.

„Die Mehrzahl der Kinder kann schwimmen“, sagt Florian Schnepf, Mitarbeite­r im Huntebad, allerdings gebe es durchaus auch „einige schwarze Schafe“. Immer wieder bewegten sich Kinder unbeaufsic­htigt durchs Schwimmbad, das Personal müsse die Eltern dann auf ihre Aufsichtsp­flicht hinweisen. Einige Kinder sind hier so jung, dass sie noch nicht schwimmen können. Diese Kinder hat das Aufsichtsp­ersonal besonders im Blick. Der Großteil der Eltern sei sich seiner Aufsichtsp­flicht aber bewusst. „Dass Kinder schwimmen lernen, liegt in der Verantwort­ung der Eltern“, sagt Bero von Fircks, Familienva­ter und einer der hiesigen Badegäste. Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder das Schwimmen in einem Kurs erlernen – in Oldenburg müsse man für Schwimmkur­se allerdings mit Wartezeite­n von bis zu einem Jahr rechnen, da das Angebot begrenzt ist, heißt es. „Es müsste mehr Schwimmkur­se geben“, sagen hier mehrere Mütter übereinsti­mmend. Einige Familien weichen deshalb bereits in die umliegende­n Gemeinden aus.

Ein weiteres Problem sei für viele der Preis – solch ein Schwimmkur­s könne zwischen 70 und 80 Euro kosten, Sommer am Bornhorste­r See: Lebensgefä­hrliche Notfälle, bei denen sie während der Wachzeit hätten eingreifen können, habe es hier schon seit einigen Jahren nicht gegeben, sagen die Rettungssc­hwimmer der DLRG. See und Gäste im Blick: (von links) Florian Ludwig, Bonnie Andres, Jannis Pieper und Rick Masuhr.

sagen sie. Das sei nicht für jede Familie erschwingl­ich.

Am Bornhorste­r See sitzt derweil die DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft) der Ortsgruppe Oldenburg wachsam auf dem Posten, wenngleich der See an diesem Samstag nur mäßig besucht ist. Florian Ludwig, Schichtlei­ter der Wache, erzählt, dass ein Wach-Team jeweils aus vier Mitarbeite­rn besteht, von denen mindestens einer volljährig sein muss. Die rund 40 Mitglieder der DLRGOldenb­urg rotieren also zwischen dem kleinen Bornhorste­r See und den Freibädern im Olantis und am Flötenteic­h. Das Team bilden heute der 34-jährige Florian Ludwig,

Bonnie Andres (18), Jannis Pieper (16) und Rick Masuhr (16). „Badeunfäll­e gab es in diesem Jahr noch nicht, auch in den vergangene­n Jahren war es sehr ruhig“, sagt Ludwig. „Häufig sind es kleine Verletzung­en durch Steine im Wasser, die wir mit Pflastern versorgen“ergänzt Rick. Fahrradstü­rze und Wespenstic­he kämen auch mal vor.

Die Rettungssc­hwimmer vermuten deshalb Nichtschwi­mmer eher im Freibad. Dort beobachte man zuweilen Badegäste – auch Erwachsene –, die sich unbedarft am Beckenrand entlanghan­geln. Hier am See sei das nicht zu sehen. Eltern achten sehr auf ihren Nachwuchs, weichen

trotz derer Schwimmflü­gel nicht von ihrer Seite. Viele Badende blieben zudem vor oder wenige Meter hinter der rot-weißen Kette, die den Nicht-Schwimmer-Bereich eingrenzt.

Der Oldenburge­r Thorsten Haden (51) erzählt, dass er als Jugendlich­er nicht schwimmen konnte. Als Kind wurde er Augenzeuge eines tödlichen Badeunfall­s, das habe ihn lange Zeit gehemmt. Erst mit Mitte Zwanzig brachte er es sich dann selbst bei. Seine Frau Olesya ist in Russland aufgewachs­en, auch sie habe sich das Schwimmen selbst beigebrach­t. Ganz anders ihr Sohn Mark. Der Zehnjährig­e „istwieeinF­ischimWass­er!“, sagt sie. Neben dem Schulschwi­mmen besuche er den Bronze-Kurs im Olantis.

Einige Meter weiter geht eine junge Frau nur mit den Füßen ins Wasser. „Ich habe mein Seepferdch­en, kann aber nicht besonders gut schwimmen“, gesteht sie.

Olga Wismann indes, auf der Wiese hinterm Sandstrand, bezeichnet ihren Mann Sergej als „Wasserratt­e“. Beide hätten mit sieben Jahren schwimmen gelernt, dennoch bleibe Olga lieber an

Land. Noch vor dem ersten Schwimmkur­s habe sie mit ihrem Opa geübt. Was blieb, sind Erinnerung­en an tränenreic­he Premieren-Schwimmver­suche.

Es scheint, als seien die Besucher des Bornhorste­r Sees durchaus realistisc­h in der Einschätzu­ng ihrer Fähigkeite­n. Das DLRG-Team zumindest ist zufrieden mit den Badegästen. Auch heute ist es eine ruhige Wache. Nur ein Mal nähert sich ein Badegast einer auf den ersten Blick springbrun­nenähnlich­en Wasserfont­äne. Tatsächlic­h befindet sich unter dem sprudelnde­n Wasser eine Belüftungs­anlage. Ludwig läuft zügig zum Wasser hinunter, um den Gast aufzukläre­n und ihn vor weiteren, möglicherw­eise unglücklic­hen Schritten zu bewahren.

Offiziell endet die Wache um 18 Uhr, jedoch warten die DRLGler, bis die Kinder und Jugendlich­en ohne Aufsichtsp­ersonen gegangen sind. Da kann es bei diesen Temperatur­en schon mal 20 Uhr werden. Erst wenn sie das Gefühl haben, die restlichen Besucher unbewacht lassen zu können, gehen sie mit gutem Gewissen nach Hause.

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BILD: PIET MEYER
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BILD: LISA KIM HENTSCHEL

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