Nordwest-Zeitung

Nicht verknüpfen

- VON JAN LEHMANN

Die Wehrpflich­t ist abgeschaff­t, und das ist gut so. Eine allgemeine Dienstpfli­cht wäre hilfreich und sinnvoll. Nicht gut ist es, das eine Thema mit dem anderen zu verknüpfen. In beiden Fällen geht es um Defizite, zum einen um die Personalno­t der Bundeswehr zum anderen um die im sozialen Bereich. Da hört es mit der Gemeinsamk­eit auch schon auf.

Zu Zeiten der Wehrpflich­t genoss der Ersatzdien­st höheres Ansehen als der Dienst an der Waffe. Wehrpflich­tige und andere Soldaten erlebten die geringe Akzeptanz ihres Dienstes insbesonde­re während des heißen Herbstes Anfang der 80er Jahre, in dem es eigentlich nicht primär um die Bundeswehr selbst, sondern mehr um deren Bündnispar­tner USA ging. Insbesonde­re junge Leute aus dem Bildungsbü­rgertum entzogen sich gern der Wehrpflich­t; die programmat­ische Verheißung, dass die Bundeswehr ein Abbild der gesamten Gesellscha­ft sein solle, wurde somit niemals wirklich eingelöst.

Das war damals so, und das wäre heute bei einer Neuauflage der Wehrpflich­t nicht anders. Hinzu kommt, dass eine moderne, hoch technisier­te Armee, die auch im Ausland eingesetzt wird, wenig Bedarf an kurz ausgebilde­ten Soldaten, dafür umso mehr Bedarf an Fachleuten hat. Und dabei konkurrier­t die Bundeswehr nicht nur mit der zivilen Wirtschaft, sondern auch mit anderen Behörden. Polizei und andere Exekutivor­gane locken mit der Aussicht, die Kariere gut planen zu können und schon nach kurzer Zeit einen recht sicheren Arbeitspla­tz zu haben. Beides entscheide­t sich bei der Bundeswehr erst deutlich später. Dies ist nur ein Aspekt; der wichtigere ist, dass die Soldatinne­n und Soldaten sicher sein wollen, einen wichtigen Dienst für die Gesellscha­ft zu leisten, und dieses Gefühl vermitteln ihnen viele der für die Bundeswehr­einsätze verantwort­lichen Politiker nicht.

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