Nordwest-Zeitung

Segelflieg­er funken Mayday

In Niedersach­sen kaum Frauen im Cockpit – Das will Verband tun

- VON RALF KRÜGER

Es gibt zu wenig Frauen im Cockpit, die Quote ist einstellig. Doch beim niedersäch­sischen Aero Club gibt es Überlegung­en, das zu ändern.

Segelflieg­en ist auch in Niedersach­sen bislang Männersach­e. „Der geringe Frauenante­il am Flugsport ist eindeutig unser Manko“, gibt der niedersäch­sische Geschäftsf­ührer des Deutschen Aero Clubs (DAeC), Günter Bertram, zu. Er schätzt den Frauenante­il unter den Segelflieg­ern in Niedersach­sen und deutschlan­dweit auf sieben Prozent. Für den DAeC-Landesverb­and stelle das eine „Großbauste­lle“dar, obwohl er von einer Frau, Meike Müller, angeführt wird.

Bundesweit werde der Anteil aller Pilotinnen – von der Flugkapitä­nin in der kommerziel­len Luftfahrt über die Ballonfahr­erin bis zur Segelflieg­erin – auf fünf Prozent geschätzt. „Da sind die Segelflieg­er mit rund sieben Prozent sogar noch gut dran – bei den Helikopter­fliegern gibt es

einen Frauenante­il von gerade mal zwei Prozent“, sagt Heike Käferle. Als Präsidenti­n der vor genau 50 Jahren gegründete­n Vereinigun­g Deutscher Pilotinnen (VDP) mit rund 300 Mitglieder­n fragt sie sich regelmäßig, weshalb mehr Männer als Frauen fliegen. „Bei uns hat man es wohl besser als in anderen Ländern geschafft, den Frauen die Technik auszutreib­en“, sagt sie. Unabhängig von möglichen Akzeptanzp­roblemen sei es für Frauen wohl auch emotional schwierig, in eine reine

Männer-Welt einzudring­en.

Cornelia Gonet ist eine der wenigen Frauen, die das geschafft haben. Sie hat einst durch eine Segelflug-AG zum Luftsport gefunden. „Ich denke, es liegt daran, dass es ein sehr technische­r Sport ist“, glaubt sie. Auch die Webdesigne­rin Astrid Angermann empfindet es so. In ihrem Luftsportv­erein, dem LSV Burgdorf, ist sie eine von elf Pilotinnen – die restlichen 104 Mitglieder sind Männer. Sie selbst habe bisher vergeblich versucht, ihre TeenagerTö­chter

für ihr luftiges Hobby zu gewinnen.

„Mehr Frauen könnten dem Umgangston in manchen Vereinen sicherlich guttun“, meint die Segelflieg­erin, die sich seit 31 Jahren als begeistert­e Pilotin ins Cockpit klemmt. Nachdenkli­ch meint sie: „Der Segelflugs­port hat sich eben noch nicht genügend emanzipier­t.“Dabei sei er weder teuer noch langweilig und ermögliche schon 14Jährigen, ein Flugzeug zu steuern – und auf dem Flugplatzg­elände oft auch das Autofahren. Während der Fallschirm­sport etwa laut DAeC einen deutlich höheren Anteil an Frauen hat, bleibt er im zeitintens­iveren Segelflugs­port konstant gering.

Über Werbetoure­n für junge Mädchen in den Schulen ihrer Region denkt Angermann nach. Denn es fehlt am Nachwuchs: In Burgdorf sind zehn der elf Pilotinnen über 40 – nur eine einzige ist gerade 16 Jahre alt. Auch VDP-Präsidenti­n Käferle meint, sei die Fliegerei immer noch zu klischeela­stig: „Denn Fliegen hat ja auch noch immer was Exotisches – und als Frauen sind wir da eben die Exoten unter den Exoten.“

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DPA-BILD: DITTRICH Pilot Hans Pietsch vom Luftsportv­ereins Burgdorf hilft Fluggast Emily in den hinteren Sitz eines Segelflugz­eugs.
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DPA-BILD: DITTRICH Pilotin Astrid Angermann sitzt in einem Segelflugz­eug auf einem Flugplatz nahe Ramlingen.

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