Nordwest-Zeitung

Abgeschobe­ner Afghane kommt zurück

Warum ein 20-Jähriger nun weiter in Deutschlan­d um Asyl kämpfen darf – Weitere Fälle

- VON MOHAMMAD JAWAD, VERONIKA ESCHBACHER UND FRANK PFAFF

Seine Klage gegen die Ablehnung des Asylbesche­ids lief noch, trotzdem wurde der junge Afghane abgeschobe­n. Am Sonntag kehrt er zurück, sein Verfahren wird dann fortgesetz­t.

KABUL – Der zu Unrecht aus Neubranden­burg abgeschobe­ne afghanisch­e Asylbewerb­er Nasibullah S. soll noch in dieser Woche nach Deutschlan­d zurückkehr­en. Das bestätigte das Bundesinne­nmischen,

nisterium am Mittwoch in Berlin. Nach Angaben afghanisch­er Offizielle­r ist der Flug des 20-Jährigen nach Deutschlan­d von einem früheren Termin auf Sonntag verschoben worden, weil es bei einem ersten Flug zu Verzögerun­gen gekommen sei.

Der junge Mann, der seit 2015 in der Bundesrepu­blik lebte, war einer jener 69 Men- die Anfang Juli mit einem Charterflu­g aus München nach Afghanista­n abgeschobe­n worden waren. Wegen eines noch laufenden Verfahrens am Verwaltung­sgericht Greifswald hätte der 20Jährige aber nicht abgeschobe­n werden dürfen. Er hatte gegen die Ablehnung seines Asylantrag­s geklagt und sollte noch vor Gericht angehört werden. Der Fall wurde erst zwei Wochen nach der Abschiebun­g bekannt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) räumte daraufhin „Verfahrens­fehler“ein. Nach Angaben von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hatte die Behörde die Identität des Mannes falsch zugeordnet.

Nach seiner Rückkehr ist wieder das Verwaltung­sgericht Greifswald am Zug. Eine Sprecherin des Verwaltung­sgerichts sagte, das Verfahren solle am 5. September fortgesetz­t werden.

Vor wenigen Tagen erst wurde ein 23-jährige Asylbewerb­er von Bayern nach China abgeschobe­n, obwohl über seinen Antrag noch nicht entschiede­n war. Für Aufsehen sorgte auch der Fall eines Afghanen, der im Oktober rechtswidr­ig aus Deutschlan­d abgeschobe­n worden war und im Dezember zurückkehr­te. Er darf nun bleiben. Umstritten bleibt, ob der Islamist Sami A. aus Nordrhein-Westfalen nach Tunesien abgeschobe­n werden durfte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany